Inflation in den USA: Dauerhaft, vorübergehend oder dauerhaft vorübergehend?

Bereits nach dem Wahlausgang im November 2020 war klar: Die Präsidentschaft von Joe Biden würde keine leichte werden. Und tatsächlich trägt Biden nach nunmehr fast einem Jahr als amtierender US-Präsident innerhalb, aber auch außerhalb des Kongresses Tag für Tag Konflikte aus, deren Ursachen in der tiefen Spaltung des Landes zu finden sind.
5. Januar 2022

Die US-Wirtschaft konnte sich vor allem dank enormer wirtschaftspolitischer Unterstützung in Rekordzeit vom Corona-Schock erholen. Nach der globalen Finanzkrise dauerte es 20 Quartale bis die Hälfte der durch die Krise entstandenen Outputlücke geschlossen werden konnte – im Zuge der Corona-Krise brauchte die US-Wirtschaft für diese Übung lediglich ein einziges. Bereits vor Monaten konnte das Produktionsniveau von vor der Krise erreicht werden.

Nun, da die größte Dynamik der Post-Corona-Erholung hinter der US-Wirtschaft liegt, sind die Aussichten jedoch etwas trüber. Lieferengpässe bzw. Angebotsknappheiten, aus denen unter anderem hohe Energiepreise und letztlich höhere Inflationsraten folgen, werden das Wachstum fast unweigerlich verlangsamen, weil der für die US-Wirtschaft so besonders wichtige Konsum gebremst wird.

Einiges spricht dafür, dass die steigende Inflation sich als ein Thema entpuppt, welches uns voraussichtlich nicht nur in den USA weitaus länger beschäftigen wird als anfänglich von vielen gedacht. Das Mantra vom vorübergehenden Inflationsanstieg, wie es vor allem von den Zentralbanken gebetsmühlenartig vorgetragen wurde, verfängt immer weniger, nun da die Löhne in den USA Monat für Monat stärker steigen als dies der US-Notenbank recht sein dürfte. Auch hier ist das knappe Angebot das Problem.

Gerade die Lage am US-Arbeitsmarkt es ist, welche US-Notenbanker in diesen Tagen bzw. Nächten unruhiger schlafen lassen dürfte – schließlich weiß auch der Offenmarktausschuss der Notenbank, dass sich das Wohl und Wehe einer längeren inflationären Phase in der Vergangenheit noch immer am Arbeitsmarkt entschieden hat. Nur wenn über längere Zeit hinweg die Löhne stiegen, folgte eine längere Phase nachhaltiger Preissteigerungen.

Die Not der Unternehmen, an dringend benötigte Arbeitskräfte zu kommen, wird gleich an einer Vielzahl von Statistiken deutlich. Noch nie war die Zahl der offenen Stellen so hoch wie aktuell – im Herbst 2021 liegt dieser Wert über der Marke von zehn Millionen. Und noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen haben derart viele Unternehmen zu Protokoll gegeben, Schwierigkeiten bei der Besetzung eben jener offenen Stellen zu haben. Die Tatsache, dass trotz dieser Zahlen immer noch mehr Menschen als vor der Krise arbeitslos gemeldet sind, kann auf strukturelle Veränderungen in den Präferenzen der Menschen bezüglich der Aufteilung von Arbeit und Freizeit hindeuten. Die Pandemie hat möglicherweise dazu geführt, dass einige Menschen Familie und Freizeit über ihre Karriere stellen.

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