Nur noch wenige Marktteilnehmer erwarten auf der kommenden Fed-Sitzung im Mai, dass es zu Zinssenkungen kommt. Der Ton der US-Notenbanker sei in den vergangenen Wochen zunehmend hawkish geworden, beobachtet Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA. Beim kommenden Treffen der US-Währungshüter werde neben den Zinsen allerdings ein anderes Instrument im Fokus stehen: der Bilanzabbau. Schmidt erläutert, wie das oberste Fed-Gremium Zinsschritte und Tapering im Jahresverlauf staffeln könnte.
Für die bevorstehende Sitzung der US-Notenbank Fed am 1. Mai 2024 wird am Markt schon seit geraumer Zeit keine Zinssenkung mehr erwartet. „Dafür waren die zuletzt veröffentlichten Inflationszahlen einfach zu hoch“, sagt der Finanzexperte. Dennoch ist er sich sicher, dass viele Anleger die Zusammenkunft des Federal Open Market Committee (FOMC), des obersten geld- und währungspolitischen Gremiums der Vereinigten Staaten, aufmerksam verfolgen werden: „Am kommenden Mittwoch werden die meisten Beobachter ihr Augenmerk auf ein anderes Instrument des FOMC richten: die Bilanzsteuerung.“
Auf der Pressekonferenz am 20. März 2024 habe der FOMC-Vorsitzende, Jerome Powell, angedeutet, dass die unerwartet hohe Geschwindigkeit, mit der die Fed-Bilanz aktuell schrumpfe, die US-Notenbank zum sogenannten „Tapering“ veranlassen könnte. Schmidt erläutert: „Künftig könnte die Fed wieder einen Teil der fällig werdenden Staatsanleihen reinvestieren und dadurch den Bilanzabbau verlangsamen.“
„Die Entscheidung über ein mögliches Tapering wird auch Implikationen für die nächste Sitzung im Juni haben“, so Schmidts Einschätzung. „Es wird erwartet, dass die Fed die Entscheidung über die erste Zinssenkung verschieben wird, um nicht beide Entscheidungen gleichzeitig treffen zu müssen. Ein Beschluss zum Tapering der Bilanzreduktion im Mai würde somit die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung im Juni erhöhen.“ Sollte die Fed im Mai hingegen keine Entscheidung über das Tapering treffen, dann werde diese voraussichtlich in den Juni verschoben, so Schmidt.
„Die Rhetorik der amerikanischen Notenbanker ist in den zurückliegenden Wochen deutlich aggressiver geworden“, stellt der Senior Portfolio Manager fest. Dies liege an der besorgniserregenden Entwicklung der Teuerungsrate. „Die Inflation sinkt viel langsamer in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels als zu Beginn des Jahres. Es gibt sogar Indikatoren, die auf eine steigende Tendenz hindeuten.“ Angesichts dieser Entwicklung gebe es immer mehr Stimmen, die Zinssenkungen für 2024 komplett ausschließen würden.
Die Einschätzung des Ethenea-Experten selbst: „Wir vertreten eine gemäßigtere Meinung und schließen Zinssenkungen im Jahr 2024 nicht aus. Aber dass die erste bereits im Juni erfolgen wird, halten wir für unwahrscheinlich