Gold als guter Indikator für das Vertrauen der Anleger in die Papierwährungen

Ob nun zu Recht oder zu Unrecht. Das gelbe Edelmetall glänzte in der Corona-Krise wie fast nie zuvor. Die allgemein verhaltene volkswirtschaftliche Lage und die anhaltende Nullzinspolitik haben dazu beigetragen, dass der Goldpreis gestiegen ist. INTELLIGENT INVESTORS sprach hierzu vor kurzem mit Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH.
29. September 2020

II: Der Goldpreis ist deutlich gestiegen und notiert aktuell (26.08.) bei knapp 2.000 Dollar. Hält nach Ihrer Meinung dieser Trend an?
Siegel: Es gibt keine Hinweise auf eine Änderung der Geldpolitik der Zentralbanken. Auch in der aktuellen zweiten Finanzkrise werden Banken, Staaten und Unternehmen mit neu gedrucktem Geld über Wasser gehalten und der Geldwert dadurch verschlechtert. Banken, die abgewickelt werden müssten, werden gerettet. Unternehmen, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind, werden zu sogenannten Zombies. Die gesamte Wirtschaft verkrustet. Da die Bevölkerung nicht mehr mit höheren Steuern belastet werden kann, weichen die Regierungen und Zentralbanken auf die Notenpresse aus, um neue Mittel zu beschaffen. Der Staat wird also nicht mehr durch die Steuern aus dem Wirtschaftswachstum, sondern praktisch nur noch durch neu gedrucktes Geld finanziert. Dabei wird die Wirtschaft gleichzeitig immer weniger leistungsfähig, um neu aufgenommene Kredite zu bedienen. Da das neu geschaffene Geld in der kränkelnden Wirtschaft von den gesunden Unternehmen gar nicht gebraucht wird, fließt es in die Anlagemärkte. Die Investoren weichen also zunehmend in die Sachwerte aus, so dass die Preise für Aktien, Immobilien und Gold trotz der aktuell bereits hohen Bewertung weiter steigen dürften.

II: Welche Treiber identifizieren Sie für die Goldrallye?
Siegel: Vor allem die Negativzinsen auf Spareinlagen und Anleihen führen zu einem hohen Druck, in Sachwerte auszuweichen. Das Interesse für Edelmetallanlagen bleibt neben Anlagen in Aktien und Immobilien damit hoch. Wenn das Vertrauen der Anleger in die Papierwährungen weiter abnimmt, sollte das Interesse für Edelmetallanlagen entsprechend weiter zunehmen.

II: Gute Vorzeichen für das gelbe Edelmetall. Doch wie schaut es mit etwaigen Risiken aus? Welche Faktoren könnten hier wirken?
Siegel: Die Risiken beschränken sich bei der Anlage in Gold auf Gewinnmitnahmen. In den letzten Jahren sind Großinvestoren über Aktien und über die Terminmärkte in Edelmetalle eingestiegen. Diese könnten, ähnlich wie zuletzt ab dem Jahr 2011, jetzt hohe Gewinne realisieren. Sollten sich die Großinvestoren für eine Umschichtung ihrer Investments entscheiden, wären deutliche Kurseinbrüche die Folge.

II: Wird der steigende Goldpreis auch die Silbernotierung weiter nach oben ziehen?
Siegel: Sollte die Aufwärtsbewegung beim Gold anhalten, dürfte der Silberpreis dem Goldpreis folgen. Üblicherweise investieren
Goldanleger einen Teil ihres Vermögens auch in Silber. Da der Silbermarkt wesentlich kleiner als der Goldmarkt ist, dürfte der Silberpreis von diesem Verhalten profitieren und dem Goldpreis folgen. Da Silber in den letzten Monaten von den Anlegern vernachlässigt wurde, eröffnet sich bei einem weiteren Goldpreisanstieg für Silber ein überdurchschnittlich hohes Kurspotenzial.

Martin Siegel — Foto: © Stabilitas GmbH

 

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