Im Kampf gegen die anhaltende Inflation geraten die Zentralbanken zunehmend in die Kritik. Haben sie etwa versagt? Michael Blümke, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors S.A., beurteilt die Maßnahmen der Währungshüter:
Im Kampf gegen die anhaltende Inflation geraten die Zentralbanken zunehmend in die Kritik. Haben sie etwa versagt? Michael Blümke, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors S.A., beurteilt die Maßnahmen der Währungshüter:
Mit Schwung wurde ins neue Jahr gestartet. Das erfreute die Gemüter, denn 2022 war miserabel. Zumindest für die meisten Investoren. Im Vorfeld des 2. INTELLIGENT INVESTORS-Thementalks sprachen wir mit Dr. Frank Ulbricht, Vorstand BCA AG/Vorstandsvorsitzender Bank für Vermögen AG, über die jüngsten Entwicklungen am Kapitalmarkt, dem Megatrend ESG und den Produktlösungen seines Hauses.
Der jüngste Bericht zur Entwicklung der Goldnachfrage (Gold Demand Trends Report) des World Gold Council zeigt, dass die jährliche Goldnachfrage (ohne OTC) im Jahr 2022 im Jahresvergleich um 18 % gestiegen ist und damit 4.741 Tonnen erreicht hat – der höchste Jahresbetrag seit 2011. Intensiviert durch eine Rekordnachfrage im vierten Quartal, wurde die Goldnachfrage durch kräftige Zentralbankkäufe und anhaltend starke Einzelhandelsinvestitionen gefördert.
Anleger befürchten eine Rezession infolge der straffen Geldpolitik der Zentralbanken, allen voran der Fed. Diese Wachstumsrisiken wirken sich weiter auf die Nachfrage nach Industriemetallen aus. Der Anstieg der Zinssätze und des Dollars drückt die Kurse, insbesondere bei Rohstoffen, sagt Benjamin Louvet, Manager des OFI Financial Investment Energy Strategic Metals Fonds bei OFI Asset Management.
Nachdem mehrere Monate hintereinander rekordhohe Inflationsniveaus verzeichnet wurden, hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli reagiert und erstmals seit mehr als zehn Jahren die Zinsen angehoben. Doch wie ist dieser Schritt zu bewerten? Und wie geht es weiter? Dr. Andrea Siviero, Investment Strategist bei Ethenea Independent Investors, ist überzeugt: Die EZB muss auch weiterhin schnell und entschlossen handeln – trotz der Schwierigkeit der Aufgabe.
Entgegen dem Narrativ vorübergehender Inflation zeichnet sich das derzeitige inflationäre Umfeld als äußerst hartnäckig aus, was Zentralbanken weltweit vor eine Herausforderung stellt...
„Die Inflation wird bald, wenn nicht schon geschehen, ihren Höchststand erreichen und dann wieder sukzessive abflachen. Leider ist dies nicht das Hauptproblem für die Zentralbanken, sondern eher die Tatsache, dass die Lohnentwicklung auf den angespannten Arbeitsmärkten deutlich zugenommen hat. Dies ist insofern Anlass zur Sorge, als es letztlich die Lohnentwicklung ist, die im Laufe der Zeit zu einer anhaltenden Inflation führen kann. Die Zentralbanken müssen somit die Lohnentwicklung unter Kontrolle bekommen, um die Verankerung der Inflationserwartungen zu stützen. Die Zinssätze werden zur Inflationsbekämpfung und zur Stabilisierung der Inflationserwartungen so weit angehoben werden wie letztendlich nötig.
Investoren rund um die Welt fragen sich zurzeit: Haben wir den Zenit der Inflation bereits erreicht? Die Antwort darauf ist nicht einfach, sagt Dr. Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager bei Ethenea Independent Investors S.A., „Sowohl die EZB als auch die Fed sind aktuell alarmiert. Denn sie müssen penibel auf die Inflationserwartung des Marktes achten – steigen diese, wären die Zentralbanken gezwungen, ihre Politik zu verschärfen“, sagt Dr. Schmidt.
Die Europäische Zentralbank lässt sich weiter Zeit. Gefangen zwischen hoher wirtschaftlicher Unsicherheit und Rekord-Inflationsraten fährt sie weiter auf Sicht. Doch immerhin entscheidet sie sich, die Nettoanleihekäufe im dritten Quartal 2022 zu beenden. Für den Zeitraum danach bleibt die EZB datenabhängig.
Das erste Quartal 2022 war besonders herausfordernd. Eine galoppierende Inflation und die kriegerische Auseinandersetzung in der Ukraine ließen viele Investoren mitunter verzweifelnd zurück. Vor diesem Hintergrund ist das Megathema der nachhaltigen Geldanlage etwas in den Hintergrund gerückt. Doch zweifellos bleibt es präsent. „Was hat die nachhaltige Ausrichtung der Kapitalanlage gebracht?“, fragen sich Anleger jedes Quartal aufs Neue. Zufriedenstellend lässt sich diese Frage nur beantworten, wenn man Nachhaltigkeitspräferenzen in numerische Größen überführt und diese dann differenziert analysiert. Legt man den Konsens globaler Asset-Manager zugrunde und untersucht, wie diese Nachhaltigkeit in Portfolios umsetzen, stechen vier Strategien heraus: Best-in-Class, Negativlisten, Impact sowie die Konformität gegenüber den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs, Sustainable Development Goals) und dem 2-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Wir ermitteln im ESG:tracker die Renditen dieser Strategien und ordnen die Ergebnisse vierteljährlich in das Marktgeschehen ein. Zentrales Ergebnis - „Impact“ als Krisengewinner für das abgelaufene Quartal.