Gold als guter Indikator für das Vertrauen der Anleger in die Papierwährungen

Ob nun zu Recht oder zu Unrecht. Das gelbe Edelmetall glänzte in der Corona-Krise wie fast nie zuvor. Die allgemein verhaltene volkswirtschaftliche Lage und die anhaltende Nullzinspolitik haben dazu beigetragen, dass der Goldpreis gestiegen ist. INTELLIGENT INVESTORS sprach hierzu vor kurzem mit Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH.
29. September 2020

Ob nun zu Recht oder zu Unrecht. Das gelbe Edelmetall glänzte in der Corona-Krise wie fast nie zuvor. Die allgemein verhaltene volkswirtschaftliche Lage und die anhaltende Nullzinspolitik haben dazu beigetragen, dass der Goldpreis gestiegen ist. INTELLIGENT INVESTORS sprach hierzu vor kurzem mit Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH.

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Siegel, 2020 ist ein sehr außergewöhnliches Kapitalmarktjahr. Ist das Edelmetall Gold der einzige Schutz gegen tiefgreifende Marktverwerfungen?
Martin Siegel: Eigentlich schon seit 1968 aber spätestens seit 2001 betreiben die Zentralbanken eine extrem expansive Geldpolitik, die langfristig zum Scheitern der Papierwährungen führen wird. In der Finanzkrise 2008 wurde diese Politik mit der Maßgabe, zukünftige Bankenpleiten mit neuen Krediten in unbegrenzter Höhe zu verhindern, noch verschärft. Anleger reagieren auf diese Geldflut mit der Flucht in Sachwerte, um sich vor der Geldentwertung zu schützen. Zu den Sachwerten zählen vor allem Aktien, Immobilien und Gold, die sich seit 2001 in unterschiedlichen Zyklen verteuert haben. So konnte der Goldpreis zwischen 2001 bis 2003 sowie zwischen 2008 und 2011
kräftig zulegen, wurde aber in anderen Jahren vernachlässigt. Die Aktien- und Immobilienmärkte blieben dagegen bis 2004 vernachlässigt und verzeichneten ihre größten Zuwächse erst in den Jahren ab 2010. Für Anleger heißt dies, dass sich nicht alle Sachwerte zur selben Zeit für eine gute Anlage eignen. Die besten Einstiegszeitpunkte für Edelmetallanlagen gab es in den Jahren 2001, 2009 und 2015. Aus langfristiger Perspektive ist der aktuelle Zeitpunkt für einen Einstieg eher ungünstig. Da sich Alternativen, also Aktien und Immobilien, aber ebenfalls auf einem hohen Bewertungsniveau befinden, besteht auch auf dem aktuell hohen Niveau ein Anlagedruck in Richtung Edelmetalle.

II: Wie hat sich die Goldnotierung in zurückliegenden Krisen entwickelt?
Siegel: Gold ist ein guter Indikator für das Vertrauen der Anleger in die Papierwährungen. Immer wenn das Vertrauen in die Solidität der Währungen abnimmt, wächst das Interesse an einem Schutz durch Investments in Edelmetalle. Politische Krisen haben dagegen mittelfristig keine positiven Auswirkungen auf die Entwicklung der Edelmetallpreise. So zeigt eine langfristige Auswertung, dass Kriege und Währungskrisen in den 1980er und 1990er Jahren nicht zu einem Anstieg des Goldpreises geführt haben. Im Gegenteil, der Goldpreis ist zwischen 1980 und 2001 von 850 auf 250 US-Dollar je Feinunze gefallen. Bei einer ähnlichen Anzahl von Kriegen und Währungskrisen, ist der Goldpreis dagegen in den Jahren zwischen 2001 und 2020 von 250 auf über 2.000 US-Dollar je Feinunze gestiegen.

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