Neue nominale Zinswelt dämpft Sektor-Rotation

Inflation war lange Zeit kein Thema, auch für Anleger. Nun könnten die Preise wieder stärker steigen. Allerdings dürften die Zinsen aus geldpolitischen Gründen niedrig bleiben. Damit fällt die Möglichkeit einer Sektor-Rotation, die in Phasen steigender Inflation sonst typisch ist, diesmal geringer aus. Dennoch sollten Anleger ihre Portfolios an das neue Marktumfeld anpassen.
17. März 2021
Foto: © Photobank - stock.adobe.com

Nominalzinsen dürften trotz des Inflationsanstiegs stabil bleiben

Diese Rotation sollte diesmal weitaus bescheidener ausfallen. Denn wir vermuten, dass die Notenbanken einem Anstieg der Nominalrenditen entgegenwirken werden, um eine unerwünschte Straffung der finanziellen Bedingungen zu verhindern. Die Anlagewelt dürfte also durch ein recht stabiles, nominales Zinsniveau geprägt sein, obwohl wir die Chancen für einen Anstieg der Inflationserwartungen in den kommenden Jahren für durchaus hoch erachten. Somit entfällt die im vorigen Absatz skizzierte Verschiebung der relativen Attraktivität künftiger Gewinnströme, oder sie wird zumindest abgeschwächt. Gleichzeitig profitieren Finanzwerte als typischer Value-Sektor im Aufschwung weit weniger, wenn die Zinsstrukturkurve flacher bleibt als üblich.

Für Anleger hat dieses veränderte Marktumfeld Auswirkungen, die in Portfolioentscheidungen einfließen sollten. Beispielsweise sind Staatsanleihen unserer Ansicht nach zur Diversifizierung weniger geeignet als früher. Denn einerseits bieten sie mit ihren niedrigen, vielfach sogar negativen Zinsniveaus wenig Puffer gegen eventuelle Korrekturen am Aktienmarkt. Andererseits sollten die Notenbanken einen Zinsanstieg wie beschrieben begrenzen, wodurch sich bei den Realrenditen ein Rückgang abzeichnet. Deshalb favorisieren wir in unseren strategischen Portfolios inflationsgeschützte Anleihen gegenüber klassischen Papieren.

Die neue Zinswelt begünstigt Risikoanlagen

Zudem denken wir, dass die neue Zinswelt mit gedrosselten Nominalrenditen Risikoanlagen stützen wird. Daher gehen wir risikobereiter ins neue Jahr, als wir es in den vergangenen Monaten waren, und haben Aktien taktisch heraufgestuft. Gleichzeitig behalten wir eine höhere strategische, also längerfristige Allokation in Aktien bei, als dies angesichts steigender Inflationsaussichten historisch betrachtet der Fall gewesen wäre.

Anleger sollten einen Ansatz wählen, bei dem sich zyklische und qualitätsorientierte Aktien die Waage halten. So konzentrieren wir uns zum einen auf Technologie- und Gesundheitswerte, die von grundlegenden Veränderungen im Zuge der Corona-Pandemie profitieren sollten. Wir balancieren diese Positionierung mit einer Präferenz für mögliche Gewinner des wirtschaftlichen Neustarts aus, zum Beispiel mit Schwellenländeraktien und US-Nebenwerten. Aktien aus der Region Asien außerhalb Japans und asiatische Anleihen gewichten wir über, weil diese Region besonders effektiv auf das Virus reagiert hat. Zudem bevorzugen wir Vermögenswerte, die an das chinesische Wachstum gekoppelt sind.

Autor: Felix Herrmann
Kapitalmarktstratege
BlackRock in Deutschland

Quelle: Foto: © Photobank — stock.adobe.com

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