Schutz für Institutionelle Investoren

22. Juni 2022

Kompensierbarer Zinsanstieg/Risiko-Ertrags-Verhältnis

Es stellt sich die Frage, um wieviel die Marktzinsen steigen dürfen, bis die sich daraus ergebenden Kursverluste die erwarteten Renditen übertreffen. Konnten 2007 im Durchschnitt noch rund 70 Basispunkte Zinsanstieg ausgeglichen werden, so sank der kompensierbare Zinsanstieg im Laufe der Jahre immer mehr ab. Der verkraftbare Anstieg lag Ende 2021 im Mittel nur noch bei 13 Basispunkten. Dies erklärt, warum die Zinsanstiege zu Beginn des Jahres 2022 sofort in der Gesamtrendite der Indizes sichtbar wurden und in vielen Portfolios den Gesamtertrag tief in die Verlustzone drückten. Das ist für die meisten Investoren auch deshalb ungünstig, weil sie in den vergangenen Jahrzehnten das Ertrags-Risiko-Verhältnis als Basis für Investments im Anleihebereich nutzten.

Das Ertrags-Risiko-Verhältnis errechnet sich mittels des Quotienten aus dem erwarteten Ertrag einer Anlage und dem ermittelten Risiko. Eine erwartete Rendite lässt sich aus der aktuellen Rendite und einem aktuell erwartbaren Roll-Down-Return der Zinsstrukturkurve ermitteln. Es handelt sich dabei um einen „Best-Guess“, der davon ausgeht, dass alles so bleibt wie es ist. Das Risiko eines Investments lässt sich über die Schwankungsbreite der Zinsveränderungen in der Vergangenheit ermitteln. Aus diesen beiden Kennzahlen lässt sich dann die relative Attraktivität eines Investments berechnen.

Eine für den Anleger wünschenswerte Kennzahl für das Ertrags-Risiko-Verhältnis sollte möglichst hoch sein: In dem Zeitraum von 2006 bis Ende 2021 lag das Ertrags-Risiko-Verhältnis anfangs noch deutlich über 1 und nahm von da an merklich ab – für europäische Staatsanleihen bis nahe der Null-Linie.

Mehr Sicherheit für das Portfolio: Overlay-Management

Die Wahrscheinlichkeit negativer Erträge lag für einzelne Indizes zum Ende des vergangenen Jahres bei fast 50 %. Die gestiegenen Risiken lassen sich jedoch durch gezielte Instrumente reduzieren, die auf eine nichtsymmetrische Renditestruktur setzen. Ein Risiko-Overlay kann den maximalen Wertverlust um mehr als ein Drittel reduzieren, während die durchschnittliche Gesamtrendite gesteigert werden kann.

Für ein einfaches Risiko-Overlay erhält das Portfolio zu Beginn eines jeden Jahres den 1,1‑fachen Value at Risk (VaR) als Risikobudget. Die Differenz aus dem Portfoliowert und dem Risikobudget ergibt die Wertuntergrenze (WUG), die nicht unterschritten werden sollte.

Negative Wertentwicklungen gehen zulasten des Risikobudgets, positive erhöhen es, jedoch maximal bis zu einer Grenze des zweifachen VaR. Mit darüberhinausgehenden Gewinnen wird die WUG entsprechend erhöht – damit bleibt das Risikobudget konstant. Sobald das Risikobudget unter den VaR sinkt, wird die Investitionsquote auf das Verhältnis aus Risikobudget und VaR gesenkt. Sollte die Investitionsquote für drei Monate unter 25 % sinken, erfolgt aus Vereinfachungsgründen automatisch eine Neubudgetierung mit dem 1,1‑fachen VaR und die Sicherung wird aufgelöst.

Durch ein solches Risiko-Overlay können Verlustphasen wirksam begrenzt werden. Ein Backtest ergibt, dass die Volatilität eines Portfolios mit Risiko-Overlay im Vergleich zu einem Portfolio ohne diese Sicherung um ungefähr 20 % niedriger ist, vor allem durch die deutliche Reduktion des Investitionsgrads in Zinsanstiegsphasen. Die resultierende nichtsymmetrische Renditeverteilung reduziert Verluste effektiv. Das ist insbesondere für Investoren mit geringen Risikobudgets oder speziellen regulatorischen Verpflichtungen interessant. Denn sie können so ihre Renditeaussichten verbessern, während die Anleihen gleichzeitig wirkungsvoll zur Diversifikation des Gesamtportfolios beitragen.

Autor: Glenn Marci
Senior Quant Overlay Manager
Universal Investment Gruppe

Autor: Victor Bemmann
Head of Portfolio Management
Universal Investment Gruppe

Foto: © Puravida Fotografie — stock.adobe.com

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