Schutz für Institutionelle Investoren

22. Juni 2022

Die Inflationswerte steigen und inzwischen dürfte niemand mehr davon ausgehen, dass es sich bei den hohen Teuerungsraten um ein kurzfristiges Geschehen handelt. Der Druck auf die Zentralbanken, die Zinsen zu erhöhen, ist hoch. Die aktuelle geopolitische Lage verschärft die Situation noch. Für Anleger in Anleihen bedeutet dies besondere Herausforderungen. Höhere Marktzinsen könnten zu aktienähnlichen Verlusten führen. Damit wird eine Anlageklasse, die eigentlich der Risikoabsicherung dient, selbst zum Risiko. Eine Möglichkeit, die Gefahren zu mindern, ist der Einbau von Overlay-Instrumenten.

Die Zinslandschaften in Deutschland, Europa und den USA waren in den vergangenen Jahren von einer anhaltenden Dürre geprägt. Beinahe jede neu emittierte Anleihe war mit einem niedrigeren Kupon ausgestattet als ihre Vorgängerin, und das Verhältnis des Ertrags zum Risiko verschlechterte sich. Dabei wurden die Anleiheinvestments immer zinssensitiver. Führte beispielsweise beim Bloomberg Barclays US Treasury Index im Januar 2006 ein Zinsanstieg um 1 % noch zu einem Kursverlust von circa 5,1 %, hätte derselbe Zinsanstieg im Januar 2022 einen Kursverlust von circa 7,1 % verursacht. Für Investoren, die ihre Anlagen an Benchmarks ausgerichtet haben, wird es so mittlerweile deutlich wahrscheinlicher, eine negative Rendite zu erzielen. Anlageprofis reagieren auf die Situation, indem sie ihre Rentenbestände schrittweise verringern. In der regelmäßigen Anlegeranalyse von Universal Investment zum Beispiel erreichten die Rentenquoten der Spezialfonds auch zum Ende des 1. Quartals 2022 wieder Tiefstwerte. Diversifikationsaspekte und bestehende Regulierungsauflagen setzen diesem Vorgehen jedoch Grenzen. Anleiheinvestments werden daher auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Um ihre Anlagen für die nächsten Jahre abzusichern, müssen Institutionelle Investoren berücksichtigen, dass die Duration bei vielen Benchmark-Indizes über die letzten zehn Jahre stark gestiegen ist. Entsprechend sollten sie ihre von der Niedrigzinsphase geprägten Portfolios auf die Auswirkungen eines Zinsanstiegs hin überprüfen.

Zinsanstieg, Duration und Wertverfall

Mit der Kennzahl Duration lassen sich zwei Fragen beantworten: Wie lange ist das Kapital durchschnittlich gebunden und wie wirkt sich eine Zinsänderung auf den Kurswert aus? Sie bildet den gewichteten Mittelwert der Zeitpunkte, zu denen ein Anleger Cashflows aus einer Anlage erhält und dient als Grundlage zur Approximation des Zinsrisikos. Die Folgen einer Zinsänderung für den Kurswert einer Anleihe bestimmen sich nach der modifizierten Duration. Hierfür muss die Duration durch die Nominalverzinsung zuzüglich 1 geteilt werden. Die sich ergebende Zahl zeigt, um wie viele Prozentpunkte sich der Kurs einer Anleihe oder eines Portfolios in etwa verändert, wenn der Marktzins um einen Prozentpunkt steigt oder fällt. In einer Niedrigzinsphase nähert sich die Duration der Laufzeit der Anleihe an und der Unterschied zwischen Duration und modifizierter Duration schwindet. Da der Marktzins über den Diskontfaktor in die Duration einfließt, beeinflusst er die Zinsanfälligkeit der Anleihekurse. Der Bloomberg Euro-Aggregate Index hatte beispielsweise vor zehn Jahren eine modifizierte Duration von 5 und lag per Ende 2021 bei 7,6. Bei einem Zinsanstieg von 100 Basispunkten würde der Index in der Folge aktuell ca. 7,6 % an Wert verlieren.

Zins und Rendite

Die Folge der Niedrigzinsphase sind Anleihen mit geringer laufender Verzinsung und erhöhter Duration. Die Renditeerwartungen gingen in den letzten Jahren global zurück. Wenn in dieser Situation Zinsen steigen, erhöht sich die Gefahr negativer Erträge von Rentenportfolios. Die Veränderungen auf den Märkten sind tiefgreifend: Ende 2021 wies der Euro Aggregate Treasury Index eine Performance von knapp ‑3,5 % auf. 2022 beginnt nicht besser: Ende April lag der Index bei ‑8,9 % und der für Unternehmensanleihen bei rund ‑7,4 %.

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