RBC BlueBay AM: „Möglicherweise keine US-Zinssenkungen 2024“

Es ist unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank die Zinsen im November weiter anheben wird, meint Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Für Spekulationen über eine Lockerung der Geldpolitik ist es aber noch deutlich zu früh.
20. Oktober 2023
Mark Dowding - Foto: © RBC BlueBay AM

Es ist unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank die Zinsen im November weiter anheben wird, meint Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Für Spekulationen über eine Lockerung der Geldpolitik ist es aber noch deutlich zu früh.

„Die Renditen langlaufender Staatsanleihen stiegen in der vergangenen Woche deutlich an. Weitere Belege für die Stärke der US-Wirtschaft deuten auf das Risiko hin, dass die Fed die Zinsen weiter anheben muss, um die Nachfrage zu dämpfen und die Inflation auf das Zielniveau zurückzuführen. Im Moment treiben ein starker Arbeitsmarkt und ein solider Konsum die Einzelhandelsumsätze weiter an. Das stützt wiederum die Stimmung der Unternehmen.

In den vergangenen Monaten hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass die US-Notenbank am Ende ihres Straffungszyklus oder kurz davor steht. Je länger jedoch das starke Wachstum anhält, desto mehr könnte dies in Frage gestellt werden. Das gefährdet die Hoffnung auf eine sanfte Landung.

Manche Beobachter sind der Ansicht, dass die Fed Funds auf 6 Prozent, 7 Prozent oder sogar noch weiter steigen müssen, nachdem die Zinserhöhungen um 500 Basispunkte die Konjunktur kaum gebremst haben. Diese Denkweise impliziert jedoch, dass die Geldpolitik unwirksam ist. Dem widerspricht die Wirtschaftsgeschichte.

Es ist nach wie vor so, dass sich die Effekte der geldpolitischen Straffung verzögern. Gleichzeitig schwächt die stimulierende Fiskalpolitik die Wirksamkeit ab. Das Warten auf Zinssenkungen wird daher wohl weitergehen.

Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint es verfrüht, über den Zeitpunkt einer Lockerung der Geldpolitik auch nur zu spekulieren. Es ist möglich, dass die US-Währungshüter im gesamten Kalenderjahr 2024 keine Zinssenkungen vornehmen werden.

Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass sich das Wachstum bis Mitte nächsten Jahres verlangsamen wird. Die Fed muss in diesem Zyklus wohl nicht mehr als eine weitere Zinserhöhung vornehmen. Es braucht einfach Geduld, damit die Geldpolitik funktioniert.

Unserer Meinung nach werden wir keine 6 Prozent bei den Fed Funds erreichen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass wir 6 Prozent bei den Treasury-Renditen sehen werden.

Der Anstieg der Renditen 10-jähriger Staatsanleihen um 100 Basispunkte in den vergangenen beiden Monaten hat zu einer weiteren Verschärfung der finanziellen Bedingungen geführt. Das ist auch den geldpolitischen Entscheidungsträgern nicht entgangen. Eine Zinserhöhung im November ist daher unwahrscheinlich – es sei denn, sie wird aufgrund kommender Daten notwendig.

Wir haben eine taktische Long-Duration-Position eingenommen und mit einem Teil davon Gewinne verbucht. Nun sind wir geneigt, den Rest dieser Position vorerst beizubehalten. Wir gehen davon aus, dass sich die Renditen auf dem aktuellen Niveau stabilisieren werden. Obwohl Anleger bei den jüngsten Kursbewegungen eher ‚long and wrong‘ waren, scheinen Hedgefonds eine gegenteilige Meinung zu vertreten. Die Positionierung der Marktteilnehmer ist daher recht ausgewogen.

Die Kunden, mit denen wir sprechen, planen mit Blick auf die Vermögensallokation längerfristige Umschichtungen von Aktien zu Anleihen vorzunehmen. Die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren scheinen im Vergleich zunehmend wettbewerbsfähig zu sein. Und da viele Investoren solche Papiere strukturell untergewichtet haben, gehen wir davon aus, dass die Zuflüsse anhalten werden.“

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