Grüner Wasserstoff in Down Under — warum das für Immobilieninvestoren interessant ist

Europa hat sich in Sachen Klimaschutz viel vorgenommen: Bis 2050 soll die EU laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen klimaneutral werden. Um die hochgesteckten Ziele zur CO₂-Reduzierung zu erreichen, braucht es besonders in Fragen der Energiewirtschaft neue, zukunftsfähige Lösungen. In westlichen Industrienationen wird die fossile Energiegewinnung so schnell wie möglich klimafreundlicheren Alternativen weichen müssen. Am anderen Ende der Welt setzt man auf eine neue Karte: Australien will im großen Stil „Grünen Wasserstoff“ produzieren und zum Exportschlager machen.
2. September 2021
Bernd Lönner, Vorstand Real I.S. - Foto: Real I.S.

Europa hat sich in Sachen Klimaschutz viel vorgenommen: Bis 2050 soll die EU laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen klimaneutral werden. Um die hochgesteckten Ziele zur CO₂-Reduzierung zu erreichen, braucht es besonders in Fragen der Energiewirtschaft neue, zukunftsfähige Lösungen. In westlichen Industrienationen wird die fossile Energiegewinnung so schnell wie möglich klimafreundlicheren Alternativen weichen müssen. Am anderen Ende der Welt setzt man auf eine neue Karte: Australien will im großen Stil „Grünen Wasserstoff“ produzieren und zum Exportschlager machen.

Was ist Grüner Wasserstoff?

Zur Erzeugung von Wasserstoff spaltet man Wasser in einem Elektrolyseverfahren in seine Einzelbestandteile Wasser- und Sauerstoff. Dazu braucht man elektrischen Strom. Stammt dieser aus erneuerbaren Energien wie Windkraft- oder Solaranlagen, spricht man von Grünem Wasserstoff. Dieses Gas kann problemlos mit Pipelines verteilt werden, zum Transport über Kontinentalgrenzen hinweg kann es sogar gespeichert und verschifft werden. In erster Linie wird Wasserstoff in der Industrie eingesetzt. Bei der Herstellung von Stahl dient er zum Betreiben von Brennstoffzellen, in der chemischen Industrie zur Produktion von Düngemitteln. Für solche Unternehmen ist Grüner Wasserstoff die Lösung zum Erreichen der Klimaziele. Doch innerhalb Europas könnten die Produktionskapazitäten der hohen Nachfrage nicht gerecht werden. Importierter Grüner Wasserstoff aus Australien könnte dabei zukünftig Abhilfe leisten.

Massive Investitionen

Bereits 2012 hat die australische Regierung eine CO₂-Steuer in Höhe von 23 Australischen Dollar (ca. 14 Euro) pro Tonne eingeführt, damit gehörte das Land zu den Vorreitern in Sachen CO2-Besteuerung. Mit hoher Sonneneinstrahlung sowie windreichen Küsten bietet Australien viel Potenzial zur Energiegewinnung aus klimafreundlichen Quellen. Grüner Wasserstoff wird sich zukünftig anschließen. Unterstützt wird das Vorhaben der australischen Regierung durch den Investor Andrew Forrest. Dieser forscht seit Jahren an einer effizienten Herstellung von Grünem Wasserstoff und will Milliarden in dessen Produktion investieren. Schon 2023 soll Grüner Wasserstoff in signifikantem Umfang produziert werden. 2030 soll die jährliche Kapazität bei 15 Tonnen liegen – in Deutschland rechnet das Wirtschaftsministerium bis 2030 mit einer Kapazität von 0,5 Tonnen. Es handelt sich bei dem Projekt folglich um eine Mammutaufgabe.

Schritt für Schritt will Forrest die Wasserstoffproduktion steigern. Im Zuge dessen werden auch Windkraft- sowie Solaranlagen ausgebaut werden, um die benötigte grüne Energie zur Elektrolyse liefern zu können. Das ambitionierte Ziel bei der Energieerzeugung liegt bei 150 Gigawatt bis 2030. Dazu will Forrest auf seinen eigenen Landflächen ausreichend Windräder und Photovoltaikanlagen installieren. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die aktuelle Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie bei knapp 100 Gigawatt.

Zukünftiger Exportschlager

Der produzierte Grüne Wasserstoff könnte dann per Schiff weltweit exportiert werden. Ausgehend von den großen europäischen Seehäfen wie Rotterdam, Antwerpen oder Hamburg kann der weitere Transport über Gasleistungen zu den Unternehmen erfolgen. Schon jetzt zeigt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) großes Interesse an den Plänen des australischen Investors. Es haben sich bereits erste Arbeitsgemeinschaften formiert. Initiativen wie „HySupply – Deutsch-Australische Machbarkeitsstudie zu Wasserstoff aus erneuerbaren Energien“ und die „German-Australian Hydrogen Alliance“ sprechen frühzeitig für ein sicheres Zusammenwirken zwischen Deutschland und Australien.

Fazit: Langfristiges Wachstum für Australien

Während der Pandemie konnten harte Quarantäne-Bestimmungen und strikte Lockdowns eine flächendeckende Virusverbreitung in Australien verhindern. So ist auch die australische Wirtschaft glimpflich davongekommen und bietet noch Wachstumspotenzial. Durch die Produktion von Grünem Wasserstoff und den damit einhergehenden Investitionen in erneuerbare Energien und Forschung erstarkt Australiens ohnehin krisenfeste Wirtschaft. Neben den bereits etablierten Branchen wie Rohstofferzeugung, Finanzwirtschaft und Gesundheitswesen werden die Wachstumssäulen auf diese Weise weiter diversifiziert werden. Dieses Jahr wird Australien wahrscheinlich ein reales BIP-Wachstum von 5,1 Prozent verzeichnen, für 2022 werden 3,2 Prozent erwartet. Solche Prognosen setzen positive Anreize für Beschäftigung, Handel sowie Warenverkehr in den großen Städten wie Sydney, Adelaide oder Melbourne. Mit dem Aufbau eines globalen Wasserstoffhandels nimmt Australien eine Vorreiterrolle ein und wird in Zukunft in vielerlei Hinsicht von diesem innovativen Vorstoß profitieren. Dies dürfte auch auf die langfristige Erfolgsgeschichte der australischen Immobilienmärkte in den kommenden Jahren ausstrahlen.

Gastbeitrag von Marco Kramer, Leiter Research und Bernd Lönner, Vorstand Real I.S.

Beitragsbild: Bernd Lönner, Vorstand Real I.S. — Foto: Real I.S.

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