Eyb & Wallwitz: Inflationswelle türmt sich auf, Sorgen bleiben gering

Die Juni-Daten zur Verbraucherpreisentwicklung in den USA zeigen, dass die Inflationswelle noch nicht abebbt. An den Finanzmärkten perlen die Inflationsrisiken zuletzt aber ab. Das liegt an der Kommunikation der FED und der starken Konjunktur. Ob sich die Erwartungen halten können, hängt auch von den Ergebnissen und dem Ausblick der US-Unternehmen in der aktuellen Berichtssaison zum zweiten Quartal ab.
14. Juli 2021
Dr. Johannes Mayr - Foto: © Eyb & Wallwitz

Die Juni-Daten zur Verbraucherpreisentwicklung in den USA zeigen, dass die Inflationswelle noch nicht abebbt. An den Finanzmärkten perlen die Inflationsrisiken zuletzt aber ab. Das liegt an der Kommunikation der FED und der starken Konjunktur. Ob sich die Erwartungen halten können, hängt auch von den Ergebnissen und dem Ausblick der US-Unternehmen in der aktuellen Berichtssaison zum zweiten Quartal ab.

Mit 5,4% zum Vorjahr fiel der Anstieg der Verbraucherpreise in den USA im Juni den dritten Monat in Folge stärker aus als erwartet. Auch ohne die volatilen Energiepreise stieg die Kernteuerung unerwartet kräftig. Erneut haben die Preise für Gebrauchtwagen sowie Transportdienstleistungen besonders deutlich zugelegt. Treiber der Inflationsrate sind also weiter vor allem Angebotsengpässe in zuvor stark von der Pandemie betroffenen Bereichen.
Das Narrativ eines nur temporären Anstiegs der Inflation dürfte deshalb kaum Kratzer erhalten. Die gängigen Maße für die Inflationserwartungen deuten darauf hin, dass sowohl Haushalte als auch Investoren die Deutung der FED nach wie vor als glaubwürdig erachten und mit einem Rückgang der Inflationsrate in den Bereich von 2% spätestens Anfang 2022 rechnen. Hierfür spricht auch, dass sich die Preise in wenig von der Pandemie betroffenen Bereichen auch im Juni nur moderat erhöht haben. Hierzu zählen u.a. die Wohnkosten. Das sind gute Nachrichten für Investoren.

Denn mit einer Deckelung der längerfristigen Inflationserwartungen bleibt das Risiko eines deutlichen Anstiegs der US-Renditen gering. Für Investoren interessant sind auch die zur Veröffentlichung anstehenden Ergebnisse der US-Unternehmen für das zweite Quartal und ihre Ausblicke auf die kommenden Monate. Denn am US-Aktienmarkt notiert die Mehrheit der Indizes nahe oder auf Allzeithochs. Und auch für die anstehenden Quartalsberichte sind die Erwartungen insgesamt optimistisch. Die hohe konjunkturelle Dynamik in den vergangenen Monaten sollte die Umsatzentwicklung gestützt haben. So dürfte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um rund 2% zum Vorquartal expandiert haben und damit deutlich stärker als zu Jahresbeginn. Die USWirtschaftsleistung hat damit das Vorkrisenniveau wohl wieder überschritten. Im zweiten Quartal dürften vor allem die Dienstleistungsunternehmen von den Öffnungsschritten und einer hohen Nachfrage profitiert haben. Dagegen könnten in der Industrie Kostenauftriebe als Folge von Liefer- und Angebotsengpässe die Margen und Ergebnisse gebremst haben. Dies wird auch ein Thema für den weiteren Jahresverlauf sein. Der starke Preisauftrieb hinterlässt damit konjunkturelle Spuren, wenn auch erst auf den zweiten Blick. Auch der Ausblick der Industrieunternehmen könnte weniger optimistisch ausfallen. Denn die unmittelbare Euphorie rund um die Infrastrukturpläne der Biden-Administration ist etwas gewichen, auch da die Ausarbeitung im Kongress schleppend verläuft, die geplanten Volumina dabei reduziert werden und die Umsetzungsrisiken nach wie vor erheblich sind. An den Finanzmärkten verspricht diese Gemengelage in der Tendenz anhaltende Unterstützung für wachstumsstarke und zinssensitive Sektoren wie die
Technologieunternehmen. Auch Unternehmen aus dem Konsumsektor dürften von einer anziehenden Nachfrage profitieren. Die Situation für Industrieunternehmen bleibt dagegen weniger eindeutig und ist stark von wirtschaftspolitischen Weichenstellungen abhängig.

Kommentar von Johannes Mayr, Chefvolkswirt von Eyb & Wallwitz

Dr. Johannes Mayr — Foto: © Eyb & Wallwitz

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