Deutsche Anleger fürchten Inflation und setzen weiterhin auf Gold

Das Vertrauen der deutschen Anleger ist so hoch wie seit 21 Jahren nicht mehr. Dies wird beflügelt von den großen Fortschritten beim Coronavirus-Impfprogramm und der damit einhergehenden Verlangsamung der dritten Corona-Welle in Deutschland. Doch obwohl großer Optimismus herrscht, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung bevorsteht, befürchten gleichzeitig mehr und mehr deutsche Anleger eine Inflation und damit steigende Preise.
7. Juni 2021
Foto: © peter - stock.adobe.com

Das Vertrauen der deutschen Anleger ist so hoch wie seit 21 Jahren nicht mehr. Dies wird beflügelt von den großen Fortschritten beim Coronavirus-Impfprogramm und der damit einhergehenden Verlangsamung der dritten Corona-Welle in Deutschland. Doch obwohl großer Optimismus herrscht, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung bevorsteht, befürchten gleichzeitig mehr und mehr deutsche Anleger eine Inflation und damit steigende Preise.

Bereits seit Oktober letzten Jahres wird bei Google zunehmend nach dem Begriff „Inflation“ gesucht. Dies nahm im Februar ungeahnte Ausmaße an, als Eurostat berichtete, dass die jährliche Gesamtinflationsrate der Eurozone auf ein 11-Monats-Hoch von 0,9 Prozent gestiegen war und dieser Anstieg seitdem nur mehr an Fahrt aufgenommen hat.

Die Kommentare sowohl von heimischen als auch von europäischen Zentralbankern haben die Furcht vor einer Inflation noch weiter angestachelt, sodass Anleger ihre Aufmerksamkeit nun insbesondere auf Gold richten. Die Daten unseres Berichts über die Entwicklung der Goldnachfrage zeigen, dass die Bundesbürger im Jahr 2020 deutlich mehr Goldbarren und ‑münzen gekauft haben als im Vorjahr (1). Und auch 2021 haben sie bisher ein Anlagetempo beibehalten, das weit über dem historischen Durchschnitt liegt, sogar im Vergleich zu den schwindelerregenden Höhen, die während und im Anschluss an die globale Finanzkrise erreicht wurden (2).

 

Die Investitionen in börsengehandelte Goldprodukte waren im ersten Quartal 2021 ähnlich stabil. Im Vergleich zu den beträchtlichen Mittelabflüssen aus börsennotierten Fonds in den USA oder anderswo in Europa registrierten deutsche Fonds nur moderate Verluste und haben seit Anfang April stabile – wenn auch geringe – Zuflüsse beibehalten. Deutsche ETPs halten mittlerweile ein verwaltetes Vermögen in Höhe von 18,4 Milliarden Euro. Das ist nach Großbritannien der zweithöchste Wert in Europa und nahe dem Höchstwert von 21,8 Milliarden Euro aus dem Juli 2020 (3).

Gold, Ersparnisse und Immobilien spielen tragende Rolle beim Vermögensschutz

Deutsche Anleger schätzen Gold als Mittel zum Schutz vor Inflation. Unsere umfangreiche Verbraucherstudie aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass 64 Prozent der deutschen Privatanleger der Ansicht sind, dass Gold eine gute Möglichkeit darstellt, sich gegen Inflation bzw. Währungsschwankungen abzusichern, und 61 Prozent waren der Überzeugung, dass Gold auch langfristig nicht an Wert verlieren wird (4).

Fast die Hälfte der Anleger, die Goldbarren oder ‑münzen besaßen, gaben an, dass diese Anlage in erster Linie dem Schutz ihres Vermögens diene. Auch Immobilien wurden mit Vermögensschutz assoziiert. Jedoch wurde eher davon ausgegangen, dass Sparkonten diesen Zweck erfüllen: drei von fünf Anlegern gaben an, dass es sich hierbei um die wichtigste Aufgabe von Ersparnissen handele. Solange sich die deutschen Sparer weiterhin mit Negativzinsen herumschlagen, werden Anleger möglicherweise nicht tatenlos zusehen, wie ihr Vermögen aufgebraucht wird, und weiterhin in Gold und Immobilien investieren.

Interesse an Gold besonders bei jungen Privatanlegern gestiegen

Diese Erkenntnisse werden auch durch eine jüngst von der Reisebank in Auftrag gegebenen Studie gestützt. Dort nannten deutsche Anleger „Werterhalt“ und „Schutz vor Inflation“ als zwei der Hauptgründe, warum sie beabsichtigen, an der Anlage in Gold festzuhalten.

Statt aber nur an ihrem aktuellen Goldbestand festzuhalten, sind deutsche Anleger gewillt, noch mehr Gold zu kaufen. In unserer jüngsten Umfrage in Deutschland, die wir im November letzten Jahres durchführten, äußerten 40 Prozent der Privatanleger, die in der Vergangenheit bereits Gold gekauft hatten, dass sie als direkte Folge der Coronavirus-Pandemie in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich mehr davon kaufen würden (5). Interessanterweise war dieses Interesse, in Gold zu investieren, unter den Anlegern der Generation Z und den Millennials besonders groß. Das deckt sich auch mit den Erkenntnissen der Reisebank, dass während der Pandemie mehr junge Erwachsene (18 bis 26 Jahre) als ältere Befragte Gold kauften.

Ob der rasante Anstieg der Inflation in Deutschland nun nur eine temporäre Erscheinung ist oder nicht – er beschäftigt die Investoren sehr. Und damit einhergehend bleibt die Attraktivität von Gold weiterhin hoch. Zwar wurde die Messlatte mit Blick auf die Goldnachfrage im Jahr 2020 sehr hoch gelegt, was kaum wiederholbar scheint, dennoch werden die deutschen Privatanleger voraussichtlich auch für den Rest des Jahres weiterhin fleißig in Gold investieren.

 

Fußnoten:

(1) Gold Demand Trends Report Full Year and Q4

(2) 2020 wurde in 157 Tonnen Goldbarren- und münzen investiert – das sind 10 Prozent mehr als der bisherige Rekord von 142,4 Tonnen im Jahr 2011. Im ersten Quartal bestand eine Nachfrage nach insgesamt 39 Tonnen Goldbarren und ‑münzen, während zwischen Q1 2008 und Q4 2011 durchschnittlich 32,1 Tonnen pro Quartal gekauft wurden.

(3) Die Werte wurden anhand unseres Bestands an Gold-ETFs in Tonnen und dem LBMA Gold Price PM (EUR) berechnet.

(4) Report „Goldinvestments für Privatanleger: Markteinblick in Deutschland“, Stand August 2019. Ergebnisse einer von Hall & Partners durchgeführten quantitativen Erhebung unter 12.731 Männern und Frauen aus sechs Ländern: Indien, China, Deutschland, USA, Kanada und Russland. Die Online-Umfrage erfasste die Antworten aktiver Kleinanleger, die in den vergangenen 12 Monaten mindestens eine Anlage getätigt hatten. Dabei durfte es sich nicht nur um Einzahlungen auf ein Sparkonto oder reine Investitionen in eine festgelegte Liste von Wertpapiernebendienstleistungen handeln. Die Feldforschung fand im 2. und 3. Quartal 2019 statt.

(5) Nachfolgend haben Hall & Partners in unserem Auftrag eine 10-minütige Online-Umfrage unter 1.000 Männern und Frauen in Deutschland durchgeführt, die einige der Erkenntnisse der vorherigen Befragung bestätigte und gezielt Fragen zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das Anlageverhalten und die Anlageziele stellte. Die Screening-Kriterien für aktive Privatanleger entsprachen denen der weltweiten Befragung im Jahr 2019 und die Feldforschung fand im November 2020 statt.

Louise Street, Senior Market Analyst, World Gold Council

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