Was Inflation für Private Equity bedeutet

Private Equity muss sich wie alle anderen Arten der Kapitalanlage auch mit den makroökonomischen und geopolitischen Herausforderungen auseinandersetzen. Speziell im Hinblick auf die konstant hohe Inflation gibt es neben dem Einfluss auf die Rendite weitere Aspekte, über die sich Private Equity-Investoren Gedanken machen sollten.
14. September 2022

Private Equity muss sich wie alle anderen Arten der Kapitalanlage auch mit den makroökonomischen und geopolitischen Herausforderungen auseinandersetzen. Speziell im Hinblick auf die konstant hohe Inflation gibt es neben dem Einfluss auf die Rendite weitere Aspekte, über die sich Private Equity-Investoren Gedanken machen sollten.

Quelle: Grant’s Interest Rage Observer Vol. 40, No. 14

Investoreninteresse

Das Erzielen einer positiven Realrendite im festverzinslichen Bereich ist durch die hohe Inflation noch schwieriger geworden als in den Jahren der Niedrigzinsen und geringen Teuerungsraten. Investoren suchen nach Monaten hoher Volatilität nun noch eher verstärkt einen stabilen Anker im Portfolio, der langfristig ein ansprechendes Risiko-Rendite-Verhältnis bieten kann. Die Nachfrage nach Private Equity ist bei etablierten Investoren unverändert hoch, bei Neukunden jedoch spürbar gestiegen. Die Zahlen des Fundraisings im 1. Halbjahr bestätigen den positiven Trend der letzten Jahre: 2022 wird damit kein Rekordjahr, aber den Umständen entsprechend wieder sehr erfolgreich.

Wirtschaftliches Umfeld

Private Equity-Unternehmen sind Bestandteil der Volkswirtschaft und können sich daher der allgemeinen Konjunkturentwicklung nicht entziehen. In einer abgekühlten Wirtschaftslage werden auch die von Private Equity gehaltenen Unternehmen unternehmerisch geschickt agieren müssen. Die gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie, vor allem aber die Lohnkosten, werden einen negativen Einfluss auf die Margen der Unternehmen haben. Wir beobachten, dass Marktführer sich bisher leichter getan haben, Preissteigerungen durchzusetzen – besonders jene Unternehmen, die sich mittels so genanntem „Hedging“ ihren Rohstoffeinsatz noch auf einige Monate zu alten Preisen gesichert haben. Diese erzielen nun paradoxerweise höhere Margen als vor dem Inflationsschub. Es ist nach wie vor so, dass konsumentenabhängige Geschäftsmodelle anfälliger sind und die Bewertungen in diesem Bereich sensibler reagiert haben. Systemkritische Dienstleister wie beispielsweise Anbieter von Unternehmenssoftware oder auch Gesundheitsunternehmen kommen bisher besser durch die Krise. Der belgische Investor Groupe Bruxelles Lambert (GBL) ist in diesem Segment in Deutschland zuletzt mit zwei Ankündigungen kurz nacheinander aufgefallen: Er erwirbt die Augenklinikkette Sanoptis und den Diagnostikdienstleister Affidea.

Finanzierungen

Transaktionen in Unternehmen werden meist mit einem gewissen Anteil Fremdkapital finanziert. Dieser Anteil schwankt allerdings stark je nach Art und Größe der Transaktion. Der Einfluss auf den Erlös dieser Beteiligungen muss also individuell bewertet werden. Private Equity-Fonds haben gegenüber den Kreditgebern aber häufig den Vorteil, dass ein Fonds meist mit der Verfügbarkeit von weiteren Eigenkapitalmitteln bei den Finanzierern in einer günstigeren Verhandlungsposition ist als viele Unternehmer, denen dieser Zugriff auf Eigenkapitalmittel fehlt. Während bei Großtransaktionen der Fremdkapitalanteil in den letzten Jahren konstant gestiegen war, ist er im Segment der Small- und Mid- Caps niedriger geblieben. Daher werden (Re-)Finanzierungen im Large- und Mega-Cap-Bereich einen größeren Einfluss auf die Renditen haben.

Bewertungen

In der Modellierung zukünftiger Kapitalströme wirkt sich ein höherer Zins auf die Bewertung von Beteiligungen negativ aus. Das belastet zum Beispiel in hohem Maße die stark wachsenden, aber noch cashflow-negativen Start-ups. Dieser „unökonomischen Ökonomie“ stünde ein Sturm voraus, bemerkten die Kollegen von J.P. Morgan neulich. Erwartete Kapitalströme in ferner Zukunft werden anders bewertet als noch im vergangenen Jahr. Zahlten Käufer für Technologiegesellschaften im Schlussquartal 2021 noch vier Ebitda-Beträge mehr als für andere Industrieunternehmen, schrumpfte die Differenz im 1. Quartal auf einen Ebitda-Betrag. Die Bewertungen und Kaufpreise haben sich in den letzten 20 Jahren gegenläufig zum Zinsniveau entwickelt. Bei wieder steigenden Zinsen ist also durchaus eine sinkende Bewertung zu erwarten.

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