Dr. Mayr: “Die FED kann die Preisentwicklung kurzfristig nicht dämpfen und sollte dies auch nicht versuchen”

Die US-Inflation ist im Dezember auf 7,0 % über dem Vorjahr gestiegen, das höchste Niveau seit Herbst 1982. Zwar dürfte das Gipfelplateau damit erreicht sein. Ein deutlicher Rückgang ist aber erst ab dem zweiten Quartal realistisch. Die FED kann daran wenig ändern, und sollte dies auch nicht versuchen. Vielmehr muss sie mit ihrer Politik weiter auf die Begrenzung der Zweitrundeneffekte zielen, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
12. Januar 2022
Dr. Johannes Mayr - Foto: © Eyb & Wallwitz

Die US-Inflation ist im Dezember auf 7,0 % über dem Vorjahr gestiegen, das höchste Niveau seit Herbst 1982. Zwar dürfte das Gipfelplateau damit erreicht sein. Ein deutlicher Rückgang ist aber erst ab dem zweiten Quartal realistisch. Die FED kann daran wenig ändern, und sollte dies auch nicht versuchen. Vielmehr muss sie mit ihrer Politik weiter auf die Begrenzung der Zweitrundeneffekte zielen, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.

Mit 7 % zum Vorjahr lag die jährliche Inflationsrate im Dezember noch einmal um 0,2 Prozentpunkte über dem Hoch im November. Die Energiepreise haben im Dezember zum Vormonat zwar etwas nachgegeben. Dafür haben die Nahrungsmittelpreise spürbar zugelegt. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) lag 5,5 % über dem Vorjahr. Dabei sind vor allem die Preise für Gebrauchtwagen erneut deutlich gestiegen. Zudem viel der Anstieg der Wohnkosten abermals kräftig aus, wenn auch etwas weniger stark als im Vormonat.

Das heutige Dezember-Ergebnis dürfte den Beginn einer etwa 4‑monatigen Plateaubildung der Inflationsrate darstellen. Erst ab dem zweiten Quartal lassen vor allem Basiseffekte einen deutlicheren Rückgang erwarten. Der öffentliche Druck auf die FED wird also hoch bleiben bzw. sich noch verstärken. Allerdings: Die FED kann die Preisentwicklung kurzfristig nicht dämpfen und sollte dies auch nicht versuchen. Denn eine Straffung der Geldpolitik wirkt mit deutlicher zeitlicher Verzögerung dämpfend auf die Nachfrage. Die Modelle der FED lassen hierfür eine Zeitspanne von etwa 4 Quartalen erwarten. Auch wird der Effekt von höheren Zinsen auf die Inflation häufig überschätzt. Dies gilt aktuell in besonderem Maße, denn eine straffere Geldpolitik kann weder die Angebotsprobleme, noch die hohen Rohstoffpreise kurzfristig entschärfen. Vielmehr muss die FED mit ihrer Politik auch weiterhin auf die Begrenzung der Zweitrundeneffekte zielen. Sie sollte sich also vor allem von der Entwicklung der mittelfristigen Inflationserwartungen und der Lohndynamik sowie der Geldmenge leiten lassen und eine Verankerung dieser Größen sicherstellen.

Das von den FED-Mitgliedern jüngst in Aussicht gestellte Straffungstempo mit 3–4 Zinsschritten in diesem Jahr stellt hierfür einen gangbaren Weg dar. Das zeigt auch die jüngste Stabilisierung der Inflationserwartungen. Im Fall einer weiteren Beschleunigung des Ausstiegspfades steigt dagegen das Risiko von ungewollt starken Rücksetzern in der Konjunktur und an den Finanzmärkten, vor allem wenn dadurch ein deutlich höheres Zielniveau für die Leitzinsen eingepreist wird. Um den Zweitrundeneffekten auf der Preisseite noch stärker entgegenzuwirken, könnte die FED den Prozess der Bilanzreduzierung etwas früher beginnen. Denn die ab Frühjahr 2020 enorm gewachsenen FED-Bestände an Staatsanleihen dienten vor allem der Finanzierung der gewaltigen COVID-Transferzahlungen durch den Staat. Diese Sonderprogramme sind ausgelaufen und sollten im Zuge des erwarteten Abflachens der COVID-Pandemie schrittweise nun auch von der FED wieder zurückgenommen werden. Dies würde die Preisrisiken in der mittleren Frist zusätzlich dämpfen. (ah)

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