Märkte und Fed im Clinch – Erwartungen versus Realität

Die Märkte setzen auf baldige Zinssenkungen in den USA – doch das Ausmaß und das Tempo der aktuell eingepreisten Zinssenkungen erscheinen zum jetzigen Zeitpunkt überzogen. Die Inflationserwartungen sind zuletzt gestiegen, und eine spürbare Abschwächung der US-Konjunktur ist bislang nicht erkennbar. Aus Sicht von Matthias Busuttil, Senior Portfolio Manager bei Fisch Asset Management, ist Geduld gefragt.

US-Inflation — Entspannung, aber keine Entwarnung

Die US-Verbraucherpreise sind im März überraschend um 0,1% gesunken. Die jährliche Inflationsrate sank damit von 2,8% auf 2,4%, die Kerninflationsrate fiel auf 2,8%. Bisher zeigen die Preisdaten kaum Effekte der Zollanhebungen. Die FED dürfte die Daten dennoch als wenig aussagekräftig werten, da die deutlichen Zollanhebungen erst Anfang April in Kraft getreten sind und sich in den kommenden Monaten bemerkbar machen werden. Zudem bleiben die wirtschaftspolitische Unsicherheit und die Inflationsrisiken erhöht, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.

US-Fundamentaldaten unverändert, Federal Reserve in Wartestellung

Der US-Notenbankchef Jerome Powell wird vorerst abwarten und die aktuellen Unsicherheiten unterstreichen. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass die Fed die offiziellen Zinssätze anpassen wird. Das Ziel liegt jedoch nach wie vor zwischen 4,25 und 4,50 Prozent. Obwohl sich die wirtschaftliche Stimmung, insbesondere unter den Verbrauchern, seit der letzten Sitzung verschlechtert hat, haben sich die Fundamentaldaten kaum verändert. Die Beschäftigtenzahlen sind etwas schwächer und der im Januar verzeichnete Anstieg des Verbraucherpreisindexes geht wieder zurück – der Arbeitsmarkt scheint also ausgeglichen, bei langsamer Disinflation.

Warum die USA noch nicht vor der nächsten Zinssenkung stehen

Was macht die Federal Reserve (Fed) bei ihrer Sitzung am Mittwoch? Der Arbeitsmarkt in den USA zeigt erste Risse – also: Zins senken. Die diskutierten Zölle könnten sich inflationstreibend auswirken – also: Zins steigern. Dieser Konflikt erschwert die Entscheidung, erläutert Dr. Volker Schmidt, Portfoliomanager bei ETHENEA Independent Investors S.A.:

„Die Zinsschere geht weiter auf“

Kommende Woche werden wieder einmal die Notenbanken im Fokus der Märkte stehen: „Es dürfte nicht die einzige Woche dieses Jahr werden, in der die EZB ihre Leitzinsen weiter senkt, während die Fed ihre Füße stillhält“, erwartet Robert Greil. Während die Fed am Mittwoch ihre Sitzungsergebnisse bekannt gibt, tagt die EZB am darauffolgenden Donnerstag. Der Chefstratege von Merck Finck weiter: „Wir rechnen in diesem Jahr bei der EZB mit insgesamt vier und damit doppelt so vielen Leitzinssenkungen wie bei der Fed, da die Gefahr eines wieder anziehenden Inflationstrends in den USA höher als im Euroraum ist.“ Und schließlich: „Damit weitet sich die Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone noch weiter aus, was den Dollar erst einmal weiter unterstützt.“

PIMCO: US-Arbeitsmarkt verliert Dynamik

Was ist passiert? Der Oktober-Arbeitsmarktbericht, beeinflusst durch Streiks und tropische Wirbelstürme, bestätigt unsere Einschätzung eines sich abkühlenden US-Arbeitsmarktes. Die Beschäftigung stieg im Oktober um nur 12.000 Stellen – überwiegend aufgrund dieser Sondereffekte. Auch ohne diese Einflüsse bleibt das Bild verhalten:

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