Textilhandel im Umbruch

Der überraschende Managementwechsel bei dem größten schwedischen Textilanbieter und die dort eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen lassen aufhorchen. Zeigen sie doch, dass sich der Textilhandel weiterhin im Umbruch befindet. Während die Corona-Pandemie temporär vor allem die reinen Online-Anbieter wesentlich gestärkt hatte, gewinnen nun im Zuge der überhöhten Inflation preisaggressive Konzepte an Bedeutung.
4. April 2024

Ähnlich wie bei TJX verhält es sich bei den Modehändlern, die im Zuge des sogenannten „Nearshoring“-Trends den Wareneinkauf tendenziell eher ins nahe gelegene Ausland verlagert haben. Dabei hat der Modefilialist Inditex mit Blick auf eine schnellere Sortimentsrotation schon immer einen höheren Anteil seiner Bekleidung in Süd-/Osteuropa beziehungsweise Nordafrika fertigen lassen (rund 50 % Anteil). Darüber hinaus bezieht man derzeit noch nennenswerte Warenmengen aus der Türkei. Das Netto-Asien-Exposure von Inditex dürfte im Einkauf unter 30 % liegen und damit wesentlich unter dem Anteil vieler Wettbewerber. Deren schwedischer Mitbewerber beispielsweise ist demgegenüber mit einem Asienanteil beim Sourcing von geschätzt über 70 % wesentlich stärker dem Risiko von Lieferketten-Unterbrechungen und weiter steigenden Wareneinstandskosten ausgesetzt. Letztlich wirkt sich die regionale Sourcing-Struktur gegebenenfalls über das jeweilige Währungsexposure auf die Entwicklung der Rohertragsmarge aus.

Mit einem US-Anteil von rund 30 % ist bei Inditex trotz der jüngsten US-Dollar-Stärke mit geringeren Margenbelastungen zu rechnen, zumal ein Teil der Wareneinkäufe am Terminmarkt abgesichert wird. Handelsunternehmen wie Primark oder auch ASOS, die einen größeren Teil ihrer Ware in US-Dollar einkaufen müssen, können irgendwann den Währungsnachteil nur noch an ihre Kunden weiterreichen. Andernfalls riskieren sie ihre avisierten Margenziele. Um die Marge nicht zu gefährden, gilt es in dem immer dynamischeren Modemarkt außerdem, die Mieten im Blick zu haben. Nicht wenige kleine Marktakteure klagen inzwischen über zu hohe Index-Mieten. Die Großfilialisten wie Inditex setzen daher schon länger standortabhängig eher auf kürzere Mietlaufzeiten. Dank ihrer solideren Bilanzen werden sie zudem tendenziell als Ankermieter guter Standorte bevorzugt.


 

Fazit

Der Jahresstart 2024 verlief für die Modebranche mehr als holprig. Neben ungünstigen Wetterkapriolen in den USA, aber auch teilweise in Europa, sorgten zuletzt Bauern- und Bahnstreiks auf regionaler Ebene für eine temporär geringere Kundenfrequenz. Angesichts der zudem sehr hohen Vorjahresbasis dürften die deutschen Modehändler im Januar mit dem vom Fachmagazin „Textilwirtschaft“ ermittelten Erlösplus gegenüber dem Vorjahr von +1 % mehr als zufrieden sein. Branchenweit dürfte das Auf und Ab der Umsätze solange weitergehen, wie die Inflation hartnäckig und die Verbraucherstimmung verhalten bleiben. Dies könnte sich auch in den anstehenden Finanzausblicken der Unternehmen widerspiegeln. Ebenso sind Kursrückschläge im Zuge einer Zuspitzung des Nahostkonflikts nicht ganz auszuschließen. Als Investor sollte man daher innerhalb der Branche unbedingt auf Aktien der Anbieter setzen, deren Lieferketten weniger anfällig sind.

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