Liquid Alternatives — Befreiung aus der Korrelationsfalle

Die aktuelle Krise führt Kapitalanleger erneut vor Augen, wie wichtig der elementare Grundsatz der Portfoliokonstruktion ist, gleichzeitig auftretende Verluste zu vermeiden. Allerdings bricht bei drastischen Marktverwerfungen, wie wir sie zurzeit erleben, das empfindliche Konstrukt aus diversifizierenden Strategien im Portfolio in schöner Regelmäßigkeit in sich zusammen. Dann, wenn Anleger deren stabilisierende Kraft am meisten brauchen, zerfällt die Diversifizierung zur reinen Theorie. Die Korrelation zwischen Anlageklassen steigt sprunghaft an.
25. Juni 2020

Ein gutes Beispiel für Strategiepaare mit sehr unterschiedlichem Ursache-Wirkungsmechanismus sind Liquid Alternative Strategien wie Global Macro und Managed Futures. Letztere handeln eine Vielzahl an liquiden und transparenten Instrumenten (Long- und Short-Positionierungen in Futures), um Trends auszunutzen. Sie zeigen daher hohe Ertragspotenziale bei trendstarken Märkten. Historisch haben sie in Stresszeiten durch Long-Positionen in Staatsanleihen sicherer Häfen meist gute Performance gezeigt. In Bullen-Märkten können trendfolgende Strategien aber auch zunehmende Risiken aufbauen. Die Erfahrung zeigt, dass auch bei lange anhaltenden Trends ein Markt aus dem Gleichgewicht kommen kann. Genau hier setzen Global-Macro-Strategien an. Manager, die Global-Macro-Strategien umsetzen, fokussieren sich auf makroökonomische Entwicklungen von Regionen oder Ländern. Sie versuchen, gerade jene Ungleichgewichte und Marktverwerfungen auszunutzen, die häufig auf einen langen Trend folgen.

Die Divergenz der Renditen zwischen Strategien mit unterschiedlichen Renditefaktoren kann 30 Prozentpunkte betragen. Je nach Marktumfeld erweisen sich dabei unterschiedliche Strategietypen als vorteilhaft. Zudem können die Renditen innerhalb eines Strategietyps sehr unterschiedlich ausfallen. Unterschiede von 20 Prozentpunkten und mehr sind durchaus möglich. Der größte Teil dieser Renditedifferenz ist Alpha-getrieben, hängt also von den Fähigkeiten der Manager ab, überlegene Strategien zu entwickeln und diese besonders effizient umzusetzen. Dies ist Segen und Fluch zugleich. Theoretisch könnten Manager in nahezu jeder Marktsituation positive Renditen erzielen. In der Praxis wird es aber nur sehr wenigen herausragenden Manager gelingen, persistent Überrenditen zu erreichen. Mittelmaß ist hier der absolut falsche Maßstab. Entsprechend besteht die Herausforderung darin, die Manager zu identifizieren, die ihr außerordentliches Ergebnis nicht „glücklichen Umständen“, sondern nachweislich ihren besonderen Fähigkeiten verdanken. Die Komplexität der eingesetzten Strategien bei Liquid-Alternative-Investments erfordert eine sehr umfangreiche Analyse und viel Erfahrung in der Auswahl geeigneter Manager.

Gelingt es Anlegern, unterschiedliche Strategien auszubalancieren und mit herausragenden Managern zu besetzen, dann können Liquid Alternatives ihre zugedachte Rolle im Portfoliokontext erfüllen. Kaum eine andere Anlageklasse bietet eine solche Breite an Diversifizierungsmöglichkeiten basierend auf fundamental unterschiedlichen Strategien.

Autor : Dr. Alexander Zanker,
CFA,CAIA, Leiter Client Analytics und Solutions, DekaBank

Foto: © brunogm – stock.adobe.com

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