“Geringe Korrelation, Inflationsschutz und Rendite”

Infrastruktur ist ein unerschöpfliches Thema. Die Bedeutung entsprechender Maßnahmen ist rund um den Globus gegeben und das ist zunehmendem Maße. Die II-Chefredaktion im Gespräch mit Mark Gilligan, Head of Infrastructure bei AXA IM Alts.
13. Juni 2023
Mark Gilligan - Foto: © AXA IM Alts

Infrastruktur ist ein unerschöpfliches Thema. Die Bedeutung entsprechender Maßnahmen ist rund um den Globus gegeben und das ist zunehmendem Maße. Die II-Chefredaktion im Gespräch mit Mark Gilligan, Head of Infrastructure bei AXA IM Alts.

INTELLIGENT INVESTORS: Wie hat sich der Markt für Infrastrukturinvestitionen in dem schwierigen Umfeld des Jahres 2022 und im bisherigen Jahresverlauf behauptet?
Mark Gilligan: Es ist ein faszinierender Markt. Möglicherweise erleben wir gerade das Ende von 15 Jahren sinkender Diskontierungssätze und eines starken Wettbewerbs um alle qualitativ hochwertigen Assets. Was die bestehenden Beteiligungen betrifft, so sehen wir eine stabile Wertentwicklung, wenn langfristiges, kostengünstiges Fremdkapital vorhanden ist und eine gute Inflationsindexierung durch Verträge oder Vorschriften der Regulierer besteht. In diesem Szenario wurden die gestiegenen Diskontierungssätze durch eine höhere Inflation ausgeglichen. Was neue Gelegenheiten angeht, so bin ich vorsichtig optimistisch, dass sich für Käufer bessere Renditen ergeben. Es ist noch zu früh, um Faustregeln anzuwenden, aber ich denke, es besteht die reale Aussicht, dass wir bis Ende 2023 Transaktionsdaten sehen werden, die darauf hinweisen, dass die Eigenkapitalrenditen tatsächlich um etwa 150 Basispunkte gestiegen sind — von Core und vielleicht sogar Core Plus.

II: Inwieweit setzen steigende Leitzinsen und Anleiherenditen die Anlageklasse unter Druck?
Gilligan: Zinssätze und Anleiherenditen sind wie die Schwerkraft — nichts entzieht sich ihrem Einfluss. Es ist unvermeidlich, dass Geschäfte auf absehbare Zeit mit weniger Fremdkapital getätigt werden

II: Welche grundlegenden Gründe gibt es für die Attraktivität der Assetklasse Infrastruktur?
Gilligan: Drei Faktoren haben in den letzten 30 Jahren das Aufkommen von Infrastruktur als Assetklasse begünstigt: eine geringe Korrelation, Inflationsschutz und Rendite. In den letzten 12 Monaten haben sich diese Faktoren für die Anleger ausgezahlt — insbesondere die geringe Korrelation mit anderen realen Vermögenswerten und der beträchtliche Inflationsschutz, der die Kapitalwerte schützt und die Diversifizierung des Portfolios verbessert. Mit Blick auf die nächsten zehn Jahre wird die Infrastruktur eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielen, und wir bei AXA IM Alts gehen davon aus, dass sich insbesondere für langfristige Investoren, die in der Lage sind, laufende Investitionen zu tätigen, um Portfoliounternehmen bei der Dekarbonisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung zu unterstützen, erhebliche Chancen bieten.

II: Infrastruktur gilt als eine sehr komplexe, vielfältige Anlageklasse. Wie erklären Sie sie den Kunden?
Gilligan: Bei AXA IM Alts gehen wir von der grundlegenden Ansicht aus, dass der Klimawandel das große Problem dieses Jahrhunderts und das zentrale Risiko von morgen ist. Dementsprechend glauben wir, dass es nur vernünftig ist, in Infrastruktur zu investieren, die für eine dekarbonisierende, elektrifizierende und digitalisierende nachhaltige Netto-Null-Welt geeignet oder daran anpassbar sind. Auf dieser Grundlage investieren wir gemeinsam mit unseren Kunden über das gesamte Risikospektrum hinweg in die Bereiche digitale Infrastruktur, Energie‑, Sozial‑, Transport- und Versorgungsinfrastruktur. Anschließend fassen wir die gemeinsamen Elemente dieser Sektoren durch unseren so genannten Test of Essentiality zusammen. Dieser Ansatz hilft unseren Kunden, die Qualitäten zu erkennen, die für eine geringe Korrelation, für Inflationsschutz und Rendite sorgen.

II: Wie gehen Sie mit den Themen Taxonomie und ESG um?
Gilligan: Unsere grundlegende Ansicht, dass der Klimawandel das große Thema dieses Jahrhunderts und das zentrale Risiko von morgen ist, bedeutet, dass wir gute Aussichten haben, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Wir stützen uns auf die EU-Taxonomie und die Taxonomie für Klimaanleihen, um unser Anlageuniversum zu gestalten — von den Dingen, die wir ausschließen (wie Kohleanlagen), bis hin zu den Dingen, die wir als automatisch mit dem Pariser Abkommen vereinbar einstufen (wie Windparks), und den Anlagen, die wir durch umsichtige Kapitalinvestitionen als anpassungsfähig für diese Zukunft beurteilen. Wir sind besonders allergisch gegen Greenwashing und sehen daher in einer transparenten und soliden ESG-Bewertung die beste Möglichkeit, die ESG-Eigenschaften unserer Anlagen offenzulegen. Durch eine jährliche Neubewertung können wir den besten Einsatz unserer Zeit und unseres Kapitals ermitteln, um die ESG-Leistung und letztlich auch die finanzielle Leistung zu verbessern.

II: Wie ist Ihr Fonds derzeit positioniert?
Gilligan: Über 70 Prozent des Portfolios von AXA IM Alts liegt in Vermögenswerten in den Bereichen Digital und erneuerbare Energien, und ein großer Teil des restlichen Portfolios ist in elektrische Züge und Lokomotiven investiert. Wir sind der Meinung, dass dies den Infrastrukturbedürfnissen des 21. Jahrhunderts entspricht, und wir freuen uns, unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Netto-Null-Zukunft leisten zu können. In den letzten 12 Monaten haben unsere Fonds dank unseres konservativen Ansatzes bei der Fremdkapitalaufnahme und unseres Schwerpunkts auf explizitem Inflationsschutz die jüngste Volatilität gut überstanden, und wir hoffen, dass sie gut aufgestellt sind, um die Herausforderungen zu meistern, vor denen wir stehen, während Europa sich weiterhin mit Klimawandel und Krieg auseinandersetzt.

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