Dividendenaktien als Inflationsschutz

18. August 2023
Oleg Schantorenko - Foto: © DJE Kapital AG

Seit den sukzessiven Leitzinserhöhungen sind Anleihen (wieder) zur Konkurrenz für Aktien geworden. Doch bei einer aktuellen Inflationsrate von 5,5% in der Eurozone bringen vor allem langlaufende Staatsanleihen noch immer Realverluste. Aktien sind also weiter ein gutes Mittel gegen die Geldentwertung.

Bei aller Begeisterung der Märkte für die neuesten Fortschritte im Bereich künstliche Intelligenz, die verschiedenen Technologieaktien zuletzt Kurssteigerungen bescherte, darf man nicht vergessen, dass rund die Hälfte der Gesamtrendite von Aktienanlagen langfristig aus Dividenden kommen. Viele Marktteilnehmer sehen die Chancen der künstlichen Intelligenz inzwischen gut an den Börsen eingepreist. Im Vergleich sind daher solide Dividendenaktien potenziell eine attraktive Ergänzung im Portfolio.

Auch im Vergleich zwischen Anleihen und den Unternehmensgewinnen zeigt sich: Die Gewinnrendite liegt deutlich über den Zinsen, wenn man zum Beispiel den MSCI Europe ex-UK (Gewinnrendite und Dividendenrendite) mit zehnjährigen deutschen Staatsanleihen aktuell vergleicht. Prinzipiell weisen Unternehmen aus sehr kontinuierlich wachsenden Branchen wie Versicherungen, Pharma oder nichtzyklische Konsumgüter oft gute Dividendenrenditen auf. Die klassischen Branchen wie die Automobilindustrie, Versorger, Energie- und Rohstoffunternehmen sind ebenfalls oft verlässliche Dividendenzahler. Doch nicht alle Sektoren mit hohen Gewinnausschüttungen sind zwingend attraktiv. Nicht nur die Autohersteller (OEMs) kämpfen mit strukturellen Problemen, auch die Immobilienbranche zahlt zwar im Durchschnitt weiterhin hohe Dividenden, ist aber angesichts der Refinanzierungssituation in einem sehr schwierigen Umfeld.

Dividende: je höher desto besser?

Bei der Auswahl von Dividendentiteln für das Portfolio sollte man beachten, dass Gewinnausschüttungsquoten nicht zu hoch und nicht zu niedrig sind und durch den generierten Cashflow gedeckt sind.

Historische Daten zeigen, dass Dividendenzahler mit den höchsten Ausschüttungen langfristig nicht die besten Titel sind. Im Gegenteil: Die Titel im Mittelfeld, die eine Gewinnausschüttungsquote (Pay-Out-Ratio) zwischen 40% und 60% haben, weisen häufig eine historisch bessere Wertentwicklung auf als die stärksten Dividendenzahler. Die höchsten Ausschüttungen sind also langfristig betrachtet nicht die „besten“.

Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen liegt auf der Hand; ist die Pay-Out-Ratio zu hoch, wirkt sich das tendenziell negativ auf die langfristige Wertentwicklung aus, da das Unternehmen nicht genug Geld übrig hat, um sich weiterzuentwickeln. Man sollte also darauf achten, dass Dividendenausschüttungen nicht zu Lasten von Expansionsplänen, Wachstum oder Innovationsfähigkeit gehen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist das Potenzial für Dividendenwachstum und die Regelmäßigkeit der Ausschüttungen. Aktienrückkäufe sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Denn auch eine Aktienrückkaufrendite wird von den Aktionären „verdient“, auch wenn sie nicht unmittelbar Cashflow-wirksam realisiert (bzw. ausgeschüttet) wird.

Autor: Oleg Schantorenko, CFA, CAIA, Client Portfolio Manager & ESG-Specialist Institutional Clients bei der DJE Kapital AG

 

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