KI, Vertical Farming, Laborfleisch: Nachhaltige Lebensmittelproduktion ist ein Markt mit vielen Chancen

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion ist in den letzten Jahren stark gestiegen und die Lebensmittelindustrie befindet sich in einer entscheidenden Phase der Transformation. Für Investoren entstehen dabei vielversprechende Anlagemöglichkeiten.
21. August 2023

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion ist in den letzten Jahren stark gestiegen und die Lebensmittelindustrie befindet sich in einer entscheidenden Phase der Transformation. Für Investoren entstehen dabei vielversprechende Anlagemöglichkeiten. 

Nachhaltigkeit gewinnt auch in der Lebensmittelproduktion zunehmend an Bedeutung. Die Branche muss eine wachsende Bevölkerung ernähren, deren Appetit auf Fleisch global betrachtet immer größer wird. Gleichzeitig trägt sie mit einem Drittel aller Treibhausgasemissionen erheblich zum Klimawandel bei. Traditionelle Formen der Landwirtschaft sind ressourcenintensiv, umweltschädlich und führen zum Verlust von Biodiversität. Gleichzeitig landen 45 Prozent der produzierten Lebensmittel im Abfall – während laut Zahlen der Vereinten Nationen (UN) täglich 25.000 Menschen dem Hunger zum Opfer fallen. Aus der Nahrungskette stammen in diesem Jahrhundert zudem 75 Prozent der neuartigen Viren.

Zurecht ist die Lebensmittelproduktion heute im Visier von Öffentlichkeit und Regierungen. Immer strengere Nachhaltigkeitsvorschriften und Offenlegungspflichten, aber auch das Verbraucherverhalten, haben erheblichen Einfluss auf die Rentabilität von Unternehmen in der Lebensmittelindustrie. Auf lange Sicht dürften Investoren Kapital von Unternehmen mit kritikwürdigen Praktiken abziehen, sodass die Kapitalbeschaffung für sie teurer wird. Darüber hinaus dürften strengere Ziele für die CO2-Reduzierung die Kosten für diese Akteure in die Höhe treiben. Andererseits gibt es immer mehr Unternehmen, die Lösungsansätze für die zahlreichen Herausforderungen der Branche entwickeln. Sie schaffen neue Trends in der Lebensmittelproduktion, die Investitionen in großem Maßstab erfordern und Investoren aussichtsreiche Anlagemöglichkeiten bieten.

Technologien und künstliche Intelligenz in der Lebensmittelproduktion

Ein wichtiger Wegbereiter für nachhaltigen Wandel in der Lebensmittelproduktion sind zum Beispiel Technologien und künstliche Intelligenz (KI) – zusammengefasst unter dem Begriff „Agritech“. Ihr Einsatz in der Landwirtschaft kann bewirken, dass Wasser, Licht, Düngemittel oder Pestizide gezielter und effizienter eingesetzt werden – das spart Ressourcen, senkt Kosten und trägt zum Umweltschutz bei. Anbieter von Lösungen in den Bereichen Technologie, KI und maschinelles Lernen, wie beispielsweise der führende Landmaschinenhersteller Deere & Co., helfen Landwirten dabei, Ernten zu überwachen, Krankheiten früh zu erkennen, Erträge vorherzusagen und Produktionsprozesse zu optimieren. Zusätzlich verbessert der Einsatz von Technologien die Gesundheit von Tieren und Pflanzen, was zu weniger Verunreinigung und somit zu höherer Lebensmittelsicherheit beiträgt.

Technologische Innovationen können zudem dazu beisteuern, Lebensmittelverschwendung zu verringern. Denn: Der UN zufolge geht rund ein Drittel – 1,3 Milliarden Tonnen – aller heute produzierten Lebensmittel aufgrund von Ineffizienzen bei Ernte, Lieferung und Verkauf verloren. Daher fordert die Öffentlichkeit und zunehmend auch der Staat von Unternehmen mehr Transparenz: Diese sollen die Lebensmittelversorgungskette so gestalten, dass Lebensmittelabfälle und ‑verluste auf jeder Stufe reduziert und Verlagerungen von einem in den anderen Sektor vermieden werden. Dies kann durch eine effizientere Landwirtschaft, aber auch durch datengesteuerte Bedarfsprognosen, Temperaturüberwachung oder Bestandsmanagement erreicht werden. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist das Unternehmen China Mengniu. Es entwickelt unter anderem Systeme für die Echtzeitverfolgung, Datenanalyse und Regelung von Temperatur- und Feuchtigkeitsüberwachung während des Transports und der Lagerung von Lebensmitteln und trägt so zur besseren Haltbarkeit bei.

Ein weiterer interessanter Bereich ist Vertical Farming. Bei diesem landwirtschaftlichen Konzept werden Lebensmittel vertikal angebaut, etwa in übereinanderliegenden Etagen. Die Pflanzen wachsen dabei nicht in der Erde, sondern auf Kunststoffplatten; Wasser und Nährstoffe liefert ein computergesteuertes Kreislaufsystem. Diese Art des Anbaus ermöglicht die landwirtschaftliche Nutzung von urbanem Raum und bringt zudem die Produktion näher an den Verbraucher.

Alternative Lebensmittel werden immer beliebter

Ein weiterer Markt mit Wachstumspotenzial und ein wichtiger Treiber positiver Veränderung ist Fleischersatz. Viehzucht verbraucht wesentlich mehr Ressourcen als der Anbau pflanzlicher Lebensmittel, zumal auch hiervon ein großer Anteil auf die Futtermittelproduktion entfällt. Um Ressourcen zu schonen, braucht es daher Alternativen. Interessant ist neben pflanzlichem Fleischersatz auch die Herstellung von Laborfleisch. Dieses ist mit herkömmlichem Fleisch biologisch identisch, jedoch ohne die negativen Umweltauswirkungen der Viehzucht. Zwar ist Laborfleisch immer noch teuer in der Herstellung, doch das dürfte sich in Zukunft ändern.

Ein Markt mit Wachstumspotenzial

Nachhaltige Lebensmittelproduktion hat in den vergangenen Jahren zugenommen: Der weltweite Verkauf von organischen Lebensmitteln etwa ist in den vergangenen 20 Jahren jährlich um 10 Prozent gewachsen. Und das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft. So könnte der Markt für pflanzliche Lebensmittel einem Bericht von Bloomberg Intelligence zufolge bis zum Jahr 2030 einen Wert von über 162 Milliarden US-Dollar erreichen – gegenüber 29,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Laut einer Studie von PwC könnte der Markt für Vertical Farming eine Größe von 33 Milliarden US-Dollar erreichen, während der Markt für pflanzenbasierten Fleischersatz auf 25 Milliarden US-Dollar klettert.

Der Trend hat gleich mehrere Wachstumstreiber. Unternehmen, die Lösungen für nachhaltigere Lebensmittel anbieten, profitieren nicht nur von einer wachsenden Nachfrage einer zunehmend umweltbewussten Bevölkerung. Sie erhalten durch Regulierung auch einen Wettbewerbsvorteil: Viele Regierungen und internationale Organisationen setzen sich für nachhaltige Ernährung ein und fördern entsprechende Maßnahmen und Programme – und Unternehmen, die Lösungen für nachhaltige Lebensmittel anbieten, können zu Nutznießern regulatorischer Unterstützung und von Fördermitteln werden.

Gastbeitrag von Senan O’Sullivan, Portfoliomanager bei Mediolanum International Funds

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