Branchenverband DVFA sieht Big Government kritisch

Der Branchenverband DVFA ging in seienr aktuellen Umfrage darauf ein, wie die Investoren die aktuelle geopolitische Lage einschätzen und was sie nun bedeuten könnte. Die maximal hohe Unsicherheit limitiert allerdings klare Aussagen der deutschen Investment Professionals. Erwartet wird jedoch eine neue multipolare Weltordnung.
14. Juli 2022
Foto: © Chris Titze Imaging - stock.adobe.com

Der Branchenverband DVFA ging in seienr aktuellen Umfrage darauf ein, wie die Investoren die aktuelle geopolitische Lage einschätzen und was sie nun bedeuten könnte. Die maximal hohe Unsicherheit limitiert allerdings klare Aussagen der deutschen Investment Professionals. Erwartet wird jedoch eine neue multipolare Weltordnung.

Kalter Krieg 2.0 oder Regime radikaler Unsicherheit

Die erste Frage beschäftigte sich mit der Begriffsassoziation zum neuen politischen Regime. Die Umschreibungen „Kalter Krieg 2.0“ und „Regime radikaler Unsicherheit“ lagen hier mit 44 % bzw. 43 % nahezu gleichauf. 13 % entschieden sich für „Postmoderne“.

Handel jetzt ohne Wandel? Bleibt abzuwarten

In der nächsten Frage ging es um die Einschätzung, ob der Politikansatz Wandel durch Handel gescheitert ist. 48 % finden, es sei noch zu früh um das beurteilen zu können. 36 % sehen den Ansatz gescheitert und 16 % geben Wandel durch Handel noch eine Chance, sie antworteten mit nein.

Länge der neuen Phase unklar

Die Epoche, in der wir uns vermutlich gerade befinden, zeitlich abzugrenzen war Frage 3. Die Hälfte der Investment Professionals meint, dass man das heute noch nicht sagen kann. 21 % denken, es wird deutlich länger als 10 Jahre dauern; 17 % halten eine Dekade für realistisch und 12 % glauben an eine kürzere Fristigkeit.

Große Sorge vor einem Zuviel an Staat

Die zunehmende Tendenz zu mehr Staat und Industriepolitik wird sehr kritisch gesehen. In den Kommentaren wird dieser Weg zwar bedauert, aber als wohl alternativlos angesehen, auch aufgrund von Versäumnissen in der Vergangenheit – beispielsweise das rechtzeitige Anpassen der strukturellen Rahmenbedingungen. 58 % der Umfrageteilnehmer betrachten die Situation mit Sorge, 28 % meinen, man müsse die Entwicklung weiter beobachten. 12 % halten die Tendenz für notwendig und gut, keine Meinung zu diesem Thema haben 2 %.

Persönliche Angst vor Krieg und Wohlstandsverlust

In der letzten Frage ging es darum, welche Auswirkungen die Investment Professionals für sich persönlich am stärksten befürchten. Kriegsgefahr antworteten 32 %, Inflation 28 %. Nur 1 % fürchtet eine drohende Arbeitslosigkeit. Wohlstandsverlust war mit 39 % die häufigste Nennung auf die Frage. Es herrscht ein starkes Bewusstsein dafür, dass man sich in der Finanzbranche in einer eher privilegierten Situation befindet. Wohlstandsverlust auf die gesamte Bevölkerung gespiegelt könnte bedeuten, dass es zu einer weiteren gesellschaftlichen Spaltung kommt, der Mittelstand noch stärker belastet wird und die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinanderklafft.

„Am deutlichsten waren die mittelfristigen Sorgen wegen der Renaissance des Staatsinterventionismus und die persönlichen Ängste vor Krieg und Wohlstandsverlust herauszuhören“, fasst der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des DVFA, Ingo R. Mainert, die Ergebnisse der monatlichen Mitgliederbefragung zusammen. „Wegen der befürchteten Wohlstandsverluste werden auch stärkere Umverteilungsdiskussionen in der deutschen Gesellschaft befürchtet.“ (ah)

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