Wege zu einem grüneren Asien

Die nächsten acht Jahre sind entscheidend: Die Dekarbonisierung der Welt muss sich rasch beschleunigen und das ist ohne Asien nicht möglich. Vier der zehn größten Treibhausgasemittenten der Welt sind asiatische Länder, wobei China und Indien zu den vier größten Emittenten gehören.
14. Juli 2022
René Bühlmann - Foto: © abrdn

Die nächsten acht Jahre sind entscheidend: Die Dekarbonisierung der Welt muss sich rasch beschleunigen und das ist ohne Asien nicht möglich. Vier der zehn größten Treibhausgasemittenten der Welt sind asiatische Länder, wobei China und Indien zu den vier größten Emittenten gehören[i].

Doch das Problem für Asien besteht darin, dass die Volkswirtschaften des Kontinents schnell wachsen – dadurch werden nicht nur die Emissionen insgesamt, sondern auch die Pro-Kopf-Emissionen steigen, da der Wohlstand der Verbraucher wächst. Wie lässt sich diese Herausforderung bewältigen?

Ermutigend ist, dass die dafür erforderlichen innovativen Lösungen ebenfalls in Asien entwickelt werden. Zu den weltweit führenden Anbietern in den Bereichen erneuerbare Energie und Batterieentwicklung zählen chinesische und koreanische Unternehmen und auch die für die grüne Energierevolution benötigten Rohstoffe – wie etwa Seltene Erden, Lithium, Kupfer und Nickel – sind in vielen Teilen Asiens zu finden. Das ist einer der Aspekte, die Asien für Anlagen so interessant machen. Asiatische Unternehmen können bei der Entwicklung von Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels eine wichtige Rolle spielen, und Asien hat enormes Potenzial, die Dekarbonisierung im 21. Jahrhundert voranzutreiben.

Es ist einfach, sich zum Erreichen des Netto-Null-Ziels bis 2050 zu verpflichten. Doch diese Absicht muss sich in konkreten Maßnahmen und einem realistischen Plan mit klaren Meilensteinen niederschlagen. Für uns als Anleger ist es unerlässlich, sowohl mit den Unternehmen, in die wir investieren, als auch mit den finanzierenden Banken einen aktiven Dialog zu führen und dabei stets auf konkrete Maßnahmen zu drängen. Diese Gespräche schaffen auch Möglichkeiten für neue Formen der Kreditvergabe und Anlage, darunter innovative und populäre Produkte wie Darlehen und Anleihen mit Nachhaltigkeitsbezug.

Asien ist anders – sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch mit Blick auf den Umweltschutz. Es muss noch viel Infrastruktur geschaffen werden. Und es besteht noch viel Entwicklungsbedarf, sodass der Fokus auf einer ausgewogenen und fairen Energiewende liegen muss. Asien braucht mehr Strom – und nicht weniger. Wir glauben, dass diese Quadratur des Kreises möglich ist, wenn erneuerbare Energiequellen einen immer größeren Beitrag zur Stromversorgung leisten. Kohle- und Erdgaskraftwerke können nicht einfach abgeschaltet werden. Vielmehr muss die Energiewende geplant werden, um Angebotsschocks zu vermeiden. Für einen nachhaltigen Wandel werden die bei diesem Übergang führenden Akteure sowie innovative Klimalösungen ausschlaggebend sein. Die Entwicklung dieser Lösungen erfordert Investitionen. Vermögensverwalter wie wir sind daher verpflichtet, ihre Portfoliounternehmen beim Erreichen ehrgeiziger und glaubwürdiger Dekarbonisierungsziele zu unterstützen.

Sowohl das Research als auch das Wissen in Bezug auf nachhaltige Anlagen haben in der Investmentbranche noch Entwicklungsbedarf. In unserer Region herrscht derzeit ein Mangel an ESG-Know-how. Daher möchten wir dazu beitragen, Lösungen mit Fokus auf den asiatisch-pazifischen Raum (APAC) zu entwickeln und eine APAC-weite Wissensgemeinschaft für Nachhaltigkeitsfragen in der Vermögensverwaltung aufzubauen.

Die Förderung kompetenter ESG-Spezialisten, die Schaffung von Bildungsinitiativen, die Erstellung von öffentlich zugänglichen, auf die APAC-Region fokussierten Nachhaltigkeitsinformationen und ‑analysen – dies alles sind Wege, auf denen wir zum Wachstum der nachhaltigen Anlagen in der Region beitragen wollen. Zudem stellen wir höhere Anforderungen an uns selbst und wollen unsere eigenen Emissionen bis zum Jahr 2025 um 50% senken.

Die Regulierung im Hinblick auf Netto-Null-Emissionen und Nachhaltigkeit ist wichtig und wir begrüßen Vorschriften, die gut durchdacht und praktikabel sind. Greenwashing betrifft uns alle – wenn diesbezügliche Zweifel bei den Verbrauchern ausgeräumt werden, so ist dies auch für uns von Vorteil. Das hohe Tempo, mit dem die Regulierungsbehörden vorgehen, ist äußerst positiv. Die bisherige Arbeit des Central Banks and Supervisors Network for Greening the Financial System (NGFS) und der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) verdeutlicht nachdrücklich, wie eine Zusammenarbeit zu einheitlichen, harmonisierten Regeln führen kann. Das NGFS hat anerkannt, dass klimabezogene Risiken eine Quelle für Finanzrisiken bilden. Es gehört zu den Aufgaben der Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, sicherzustellen, dass das Finanzsystem diesen Risiken gewachsen ist, und die notwendigen Maßnahmen zur Förderung eines umweltfreundlicheren Finanzsystems zu ergreifen.

Die europäischen Anleger messen ESG-Aspekten bereits eine größere Bedeutung bei und wir können den globalen Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft nur erreichen, wenn die asiatischen Anleger diesem Beispiel folgen. Vermögensverwalter wie wir spielen bei der Unterstützung dieses entscheidenden Wandels eine wichtige Rolle. Auch die Anleger müssen ihren Teil dazu beitragen, indem sie sicherstellen, dass sie in eine nachhaltige Zukunft investieren.

Wir werden die notwendigen Änderungen nur erreichen, wenn wir als Gesellschaft an einem Strang ziehen und entschlossen sind, uns nicht nur einzubringen, sondern den erforderlichen Fortschritt anzuführen.

Gastkommentar von René Bühlmann, CEO Asia Pacific bei abrdn

[i]

The Top 20 Carbon Dioxide Emitters — Greenhouse Gases (climate-policy-watcher.org) (aktualisiert am 11. April 2022)

 

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