BOE: Zinserhöhungen vom Tisch, wann gibt es Zinssenkungen in 2024?

Das britische Wirtschaftswachstum zeigt schon seit einiger Zeit Anzeichen einer Stagnation, bislang war jedoch die Situation am Arbeitsmarkt zu angespannt. Die BoE musste daher die Zinsen anheben, um das Lohnwachstum zu bremsen, oder hätte andernfalls eine langfristige und hartnäckige Inflation riskiert.
13. Dezember 2023
Foto: © lazyllama - stock.adobe.com

Das britische Wirtschaftswachstum zeigt schon seit einiger Zeit Anzeichen einer Stagnation, bislang war jedoch die Situation am Arbeitsmarkt zu angespannt. Die BoE musste daher die Zinsen anheben, um das Lohnwachstum zu bremsen, oder hätte andernfalls eine langfristige und hartnäckige Inflation riskiert.

In der laufenden Woche haben wir bereits eindeutige Belege dafür erhalten, dass die BoE mit ihrem Vorgehen erfolgreich war. Zwar ist das Lohnwachstum noch immer auf einem erhöhten Niveau, aber das Tempo des Anstiegs hat stark nachgelassen Die diese Woche bekanntgewordenen Daten könnten daher ausreichen, um einen der drei verbliebenen Befürworter einer Zinserhöhung davon abzuhalten, erneut hierfür zu votieren.

Auswirkungen auf dem Gilt-Markt 
Aus unserer Sicht geht es also längst nicht mehr darum, wie weit die Zinssätze noch steigen werden – wir haben mit ziemlicher Sicherheit den Zinshöhepunkt erreicht. Jetzt stellt sich vor allem die Frage, wie schnell und wie bald die Zinsen wieder sinken werden. Die BoE wird sich nach außen wie immer alle Optionen offenhalten wollen, aber die Märkte glauben zunehmend nicht mehr daran, dass sie eine weitere Zinserhöhung in Betracht ziehen wird. Die Märkte preisen bereits eine Zinssenkung um einen viertel Basispunkt im Juni nächsten Jahres ein und gehen davon aus, dass die Zinsen im Vereinigten Königreich zu diesem Zeitpunkt bei 4,5 % liegen werden.

Während die Märkte zwar eine Reihe von Zinssenkungen für 2024 und 2025 einpreisen, ist es dennoch auffällig, dass das grundlegende Szenario des Marktes zugleich davon ausgeht, dass die BoE die Zinssätze auf absehbare Zeit nicht wieder unter die Marke von 3,75 % senken wird. Dies würde vielleicht Sinn machen, wenn die Inflation deutlich über dem Zielwert erwartet werden würde. Das ist jedoch nicht der Fall: Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Inflation nächstes Jahr um diese Zeit wieder unter 3 % liegen wird.

Der erwartete Tiefpunkt der britischen Leitzinsen von 3,75 % im Jahr 2025 deutet darauf hin, dass das Vereinigte Königreich und die Weltwirtschaft eine nennenswerte Rezession vermeiden werden. Der Großteil der aggressiven Zinserhöhungen der Vergangenheit hat sich jedoch noch gar nicht bemerkbar gemacht, da die sich die Zinssätze erst mit Verzögerung auf die Wirtschaft auswirken.

Die ungenutzten Kapazitäten, die aufgrund der vorangegangenen Zinserhöhungen erst noch entstehen werden, lassen uns zu dem Schluss kommen, dass die Auswirkungen auf das Wachstum im Vereinigten Königreich weitaus stärker ausfallen dürften, als von vielen erwartet. Ein drastischer Wachstumsrückgang bedeutet wahrscheinlich auch, dass der Inflationsdruck im nächsten Jahr schnell nachlassen wird.

Wir sind mit Blick auf Gilts daher so optimistisch wie seit Jahren nicht mehr. Zwar sind wir im Rahmen unserer Portfolien auch hinsichtlich der meisten anderen Staatsanleihen weltweit sehr positiv eingestellt, im Vergleich zu den Benchmark-Indizes stellen Gilts aber derzeit unsere größte aktive Position dar. Wenn das Wachstum und die Inflation im Vereinigten Königreich (und weltweit) wie von uns erwartet, „nach unten“ überraschen, dann sind gerade bei Gilts größere Kursgewinne möglich.

KOMMENTAR VON MIKE RIDELL, HEAD OF MACRO UNCONSTRAINED BEI ALLIANZ GLOBAL INVESTORS, IM VORFELD DER BOE-SITZUNG VOM 14. DEZEMBER

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter