ARAMEA-Chefvolkswirt blickt auf die Märkte: Aktienmärkte reif für Rücksetzer, Bonität bei Anleihen wichtig

Am Rentenmarkt werden Anleger für Investments in riskantere Segmente nur unterdurchschnittlich entlohnt, findet Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager bei ARAMEA Asset Management. „Aus unserer Sicht ist eine Übergewichtung von bonitätsstarken Emittenten im Portfolio das Gebot der Stunde. Darüber hinaus bevorzugen wir Nachranganleihen gegenüber Hochzinsanleihen. Der Grund ist ein besseres Emittenten-Rating bei ähnlichen Renditen.“
12. Juli 2023
Felix Herrmann, Chefvolkswirt der ARAMEA Asset Management AG

Am Rentenmarkt werden Anleger für Investments in riskantere Segmente nur unterdurchschnittlich entlohnt, findet Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager bei ARAMEA Asset Management. „Aus unserer Sicht ist eine Übergewichtung von bonitätsstarken Emittenten im Portfolio das Gebot der Stunde. Darüber hinaus bevorzugen wir Nachranganleihen gegenüber Hochzinsanleihen. Der Grund ist ein besseres Emittenten-Rating bei ähnlichen Renditen.“

Die Aussichten für den Aktienmarkt bewertet Herrmann als kurzfristig nicht sonderlich gut. „Die Zeit für einen Rücksetzer scheint reif zu sein“, sagt der Volkswirt. „Mit Blick auf die kommenden Wochen halten wir eine eher vorsichtige Positionierung am Aktienmarkt für sinnvoll. Nach einem reinigenden Gewitter und angesichts der näher rückenden Rezession sowie der Aussicht auf ein Ende der geldpolitischen Straffung öffnet sich dann aber wohl wieder ein Fenster für positivere Aktienmärkte.“

Der Blick auf die einzelnen Anlageklassen – Herrmanns Einschätzungen für…

  • … Aktien Europa

Relativ günstige Bewertungen lassen europäische Aktien im internationalen Vergleich weniger anfällig für einen Rücksetzer erscheinen. Kurzfristig sind wir aber auch in Bezug auf europäische Papiere eher skeptisch, was die Kursentwicklung im Sommerquartal angeht. Erst gegen Jahresende rechnen wir mit einer abermaligen Erholung.

  • … Aktien USA

Die Streuung im US-Index S&P 500 war zuletzt enorm. Große Namen, die sich im Kurs seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt oder wie Nvidia sogar verdreifacht haben, zogen den breiten Markt nach oben. Wir sind aber der Meinung, dass diese Werte im 3. Quartal nicht erneut den Markt weiter befeuern können. Vielmehr dürfte der wachsende Margendruck auf breiter Front die US-Aktienmärkte belasten, bevor sie sich dann ebenfalls im 4. Quartal wieder erholen.

  • … 10-jährige deutsche Staatsanleihen

Zehnjährige deutsche Staatsanleihen erscheinen angesichts einer rekordverdächtigen Invertierung der hiesigen Zinskurve aktuell recht teuer zu sein – zumal sich das Pricing ein Stück weit von der Entwicklung der gepreisten Terminal Rates in der Eurozone abgekoppelt hat. Wir rechnen mit einer fortgesetzten Seitwärtsbewegung zehnjähriger Bundrenditen, bevor es dann nach Ende des Leitzinsanhebungszyklus der Europäischen Zentralbank Potenzial für Kursgewinne gibt.

  • … 10-jährige US-Staatsanleihen

Auch die Renditekurve bei US-Staatsanleihen ist mit ‑100 Basispunkten Steigung zwischen 2 und 10 Jahren Restlaufzeit enorm stark invertiert. Ausgehend von dem aktuellen Niveau ist das Potenzial für weiter fallende Renditen kurzfristig wohl begrenzt. Ähnlich wie in der Eurozone gilt: Erst nach Ende des Zinsanhebungsprozesses der Fed ergibt sich weiteres Potenzial für Renditerückgänge.

  • … Gold

Das Edelmetall konnte im 2. Quartal seine starke Performance der Vorquartale nicht fortsetzen. Die sich anbahnende Rezession könnte Gold jedoch wieder zur Stärke verhelfen.

  • … Öl

Der Ölpreis bleibt ein Spielball politischer Interessen. Während die Nordseesorte Brent knapp über 70 US-Dollar einen Boden gefunden zu haben scheint, haben wir unsere 6‑Monats-Prognose angesichts der konjunkturellen Situation etwas nach unten angepasst.

  • … Euro/US-Dollar

Eine zunehmende Risikoaversion bei womöglich kurzfristig fallenden Preisen für Risikoanlagen dürfte zunächst Gegenwind für den Euro bedeuten. Richtung Jahresende dürfte die Gemeinschaftswährung dann jedoch davon profitieren, dass die US-Notenbank wohl früher die Zinsen senkt als die EZB.

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