Schwaches Wirtschaftswachstum voraus

Schwaches Wirtschaftswachstum voraus. Der Blick in den Rückspiegel zeigt, dass 2022 schon aus mehrfacher Sicht hervorsticht. Die Probleme wurden vielfach dargelegt. Zeit für ein großes Interview mit dem Blick voraus. Der II-Chefredakteur Alexander Heftrich traf in Frankfurt Edgar Walk und Oliver Schmidt von Metzler Asset Management. Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Oliver Schmidt ist seit 2009 bei Metzler. Er ist Deputy Chief Investment Officer der Metzler Asset Management GmbH und stellvertretender Leiter des Teams Equities sowie als Portfoliomanager verantwortlich für die Investmentstrategie European Dividend. Ein interessanter Austausch zu vielfältigen Themensträngen.
20. Dezember 2022
Oliver Schmidt (li.) und Edgar Walk (re.), Metzler Asset Management GmbH

Der Blick in den Rückspiegel zeigt, dass 2022 schon aus mehrfacher Sicht hervorsticht. Die Probleme wurden vielfach dargelegt. Zeit für ein großes Interview mit dem Blick voraus. Der II-Chefredakteur Alexander Heftrich traf in Frankfurt Edgar Walk und Oliver Schmidt von Metzler Asset Management. Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Oliver Schmidt ist seit 2009 bei Metzler. Er ist Deputy Chief Investment Officer der Metzler Asset Management GmbH und stellvertretender Leiter des Teams Equities sowie als Portfoliomanager verantwortlich für die Investmentstrategie European Dividend. Ein interessanter Austausch zu vielfältigen Themensträngen.

INTELLIGENT INVESTORS: Ungewöhnlich oder herausfordernd – das sind Attribute, die wir öfters im Zusammenhang mit dem Verlauf des Kapitalmarktjahres 2022 lesen. Wie blicken Sie zurück, Herr Walk?
Edgar Walk: 2022 war aus vielerlei Gründen ein sehr herausforderndes Jahr. Der andauernde Ukraine-Krieg, Lieferengpässe im Kontext der Corona-Pandemie und eine Inflation, die im Jahresverlauf neue Höchststände erklommen hat. Im Zuge der gestiegenen Inflationsraten haben die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks die Normalisierung der Geldpolitik mit mehreren, größeren Zinsschritten vorangetrieben. Insgesamt eine schwierige weltwirtschaftliche Situation und bei näherem Hinsehen ist genau das Szenario eines Stagflationsschocks eingetreten. Ein hoher Preisauftrieb und mageres Wachstum bestimmen den gesamtwirtschaftlichen Verlauf und zumindest den kurzfristigen Ausblick.

II: Das vorweggeschickt, gab es auf der Portfolioebene massive Änderungen und Anpassungen?
Oliver Schmidt: Absolut. Überall an den Finanzmärkten kam es zu Neubewertungen. Hohe Inflation, ansteigende Zinsen und eine drohende Rezession: Diese Risiken machten beispielsweise den Aktienmärkten seit Jahresanfang massiv zu schaffen. Es stellt sich jetzt die Frage, ob es bei den Fundamentaldaten noch Anpassungen nach unten geben muss und ob die Märkte diese Risiken adäquat widerspiegeln. Gleichwohl gilt es zu differenzieren, denn der Abverkauf bei Aktien hat an breiter Front stattgefunden. Qualität setzt sich aber durch, auch und gerade im schwierigen Umfeld.

II: Was bedeutet das für den Blick nach vorne, Herr Schmidt?
Schmidt: Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten bleibt trotz der positiven Reaktion im Monat November aktuell hoch, das Risiko für Kursrücksetzer ist aufgrund der negativen Gewinnrevisionen vorhanden. Dennoch sind wir der Meinung, dass das Ende des Bärenmarkts naht. Vor diesem Hintergrund sollten Investoren zwar nicht in Euphorie verfallen, aber mittelfristig durchaus positiv für das Aktiensegment gestimmt sein. Besonders im aktuellen Umfeld bevorzugen wir bei Aktien gut bewertete Qualitätstitel und Dividendenwerte.

II: Kommen wir auf das Kernthema 2022, die steigende Inflation, zurück. Fed und EZB verfolgen einen schnellen Straffungszyklus. Agieren die Notenbanken angemessen? Was erwarten Sie für die nächsten Monate?
Walk: Zunächst bleibt festzuhalten, dass die Ausgangssituationen nur bedingt vergleichbar sind. In der Eurozone sind wir insbesondere vom Energiepreisschock betroffen und leiden verstärkt unter einer Stagflation. Die EZB ihrerseits hat die Zinswende reichlich verspätet initiiert und wird voraussichtlich den Leitzins künftig deutlicher anheben als die Fed, um die Kerninflation in den Griff zu bekommen. Diese liegt aktuell in der Eurozone bei 5 %, in den USA etwas über 6 %. Natürlich bergen weitere Zinsschritte wirtschaftliche Risiken, insbesondere im Euroraum. Stichwort Schuldenkrise. Anders als in der Vergangenheit sind viele Staaten derzeit hoch verschuldet. Das erschwert natürlich den Notenbanken den Kampf gegen die Inflation.

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