Neue Regierung und alte Sorgen? Wie ist es um Deutschland und den USA derzeit wirtschaftlich bestellt? Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, beantwortet der Chefredaktion die Fragen der Zeit.
Neue Regierung und alte Sorgen? Wie ist es um Deutschland und den USA derzeit wirtschaftlich bestellt? Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, beantwortet der Chefredaktion die Fragen der Zeit.
Längere Phasen einer Deflation oder einer hohen Inflation können erhebliche dauerhafte Vermögensverluste verursachen. Daher ist es entscheidend, dieses Risiko gut einschätzen zu können. Im aktuellen Umfeld überwiegen nach Ansicht von Edgar Walk, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalters Metzler Asset Management, eher die Inflationsrisiken. Das Risiko einer Inflation sei derzeit höher einzuschätzen, da die Staatsverschuldung in den kommenden Jahren in vielen Ländern weiter steigen werde. Es hänge von der Reaktion der Regierungen und der Zentralbanken ab, wie stark die Inflation im Falle einer Krise steigen könnte.
In einer Welt ohne Zentralbanken würde sich am Finanzmarkt ein Gleichgewichtszins bilden – der Zinssatz, bei dem Kapitalangebot und -nachfrage im Gleichgewicht sind. Es ist praktisch der Zinssatz, der die Wirtschaft bei Vollbeschäftigung und stabilen Preisen ausbalanciert. Einfluss auf den Gleichgewichtszins haben insbesondere, ob die privaten Haushalte lieber schon heute oder erst in Zukunft konsumieren (Zeitpräferenz), die Investitionsabsichten der Unternehmen, die Kreditaufnahme des Staates und ausländische Akteure.
Im November 2022 sprach ich mit Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, zu den volkswirtschaftlichen Entwicklungen rund um den Globus. Zeit für ein Update. Im aktuellen Interview geht der Chefvolkswirt auf die Notenbankentscheidungen, das Wiederentdecken Japans und die deutsche Wirtschaft im Speziellen ein.
Wird die Schuldenobergrenze in den USA nicht rechtzeitig angehoben, könnten die USA zahlungsunfähig werden und damit in einen „Restricted Default“ rutschen. Ein "Default" wäre eine wirtschaftliche Katastrophe, da US-Staatsanleihen im Finanzsystem dann nicht mehr als Sicherheit für Finanzgeschäfte wie Repos oder Swaps verwendet werden könnten. Die Folge könnte ein kompletter Stillstand der Finanzmärkte und der Wirtschaft sein. Die Finanzmärkte sind schon jetzt stark beunruhigt. So klettere die Versicherung gegen einen Kreditausfall bei US-Staatsanleihen (CDS-Spread) auf den höchsten Stand jemals.
Schwaches Wirtschaftswachstum voraus. Der Blick in den Rückspiegel zeigt, dass 2022 schon aus mehrfacher Sicht hervorsticht. Die Probleme wurden vielfach dargelegt. Zeit für ein großes Interview mit dem Blick voraus. Der II-Chefredakteur Alexander Heftrich traf in Frankfurt Edgar Walk und Oliver Schmidt von Metzler Asset Management. Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Oliver Schmidt ist seit 2009 bei Metzler. Er ist Deputy Chief Investment Officer der Metzler Asset Management GmbH und stellvertretender Leiter des Teams Equities sowie als Portfoliomanager verantwortlich für die Investmentstrategie European Dividend. Ein interessanter Austausch zu vielfältigen Themensträngen.