Schwaches Wirtschaftswachstum voraus

Schwaches Wirtschaftswachstum voraus. Der Blick in den Rückspiegel zeigt, dass 2022 schon aus mehrfacher Sicht hervorsticht. Die Probleme wurden vielfach dargelegt. Zeit für ein großes Interview mit dem Blick voraus. Der II-Chefredakteur Alexander Heftrich traf in Frankfurt Edgar Walk und Oliver Schmidt von Metzler Asset Management. Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Oliver Schmidt ist seit 2009 bei Metzler. Er ist Deputy Chief Investment Officer der Metzler Asset Management GmbH und stellvertretender Leiter des Teams Equities sowie als Portfoliomanager verantwortlich für die Investmentstrategie European Dividend. Ein interessanter Austausch zu vielfältigen Themensträngen.
20. Dezember 2022
Oliver Schmidt (li.) und Edgar Walk (re.), Metzler Asset Management GmbH

II: Unsere kleine Reise führt uns nun nach China. Taumelnder Riese oder unangefochtene Weltmacht?
Walk: Auf dem Parteitag im Oktober 2022 hat die Kommunistische Partei Chinas unter Staatschef Xi Jinping bekräftigt, dass die Volksrepublik eine globale Führungsrolle beansprucht. Zugleich hat Xi seinen uneingeschränkten Machtanspruch zementiert. Wirtschaftlich befindet sich das Land in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit vielen Jahren. Zweistellige Wachstumsraten gehören der Vergangenheit an. Das hat zentral mit drei Gründen zu tun: Zum einen lastet die strikte Null-COVID-Politik der chinesischen Regierung weiter auf der Wirtschaft. Eine nachhaltige Adjustierung dieser Politik an den aktuellen Verhältnissen könnten dem Markt hingegen Auftrieb verschaffen. Zudem liegt die Krise am chinesischen Immobiliensektor wie Mehltau über der Wirtschaft. Auch das Schrumpfen der Bevölkerung dämpft Erwartungen und Aussichten. Für 2023 gehen wir von einem schwachen Wirtschaftswachstum aus; eine große Finanzmarktkrise sehen wir allerdings mit Blick auf die Stärke der chinesischen Führung und deren Kontrolle der Finanzmärkte nicht.

II: Und Ihr Ausblick für die Schwellenländer ganz allgemein?
Walk: Bei Investments in Schwellenländern muss man differenziert vorgehen. Nach der Corona-Pandemie und dem anhaltenden Ukraine-Krieg gibt es deutliche Gewinner und Verlierer. Rohstoffexporteure auf der einen Seite stehen Importeuren, die zu leiden haben, auf der anderen Seite gegenüber.

II: Herr Schmidt, Sie stufen europäische Dividendenaktien als attraktives Investment ein. Bitte legen Sie uns das einmal dar.
Schmidt: Gerne. Die Aussicht auf regelmäßige Einkünfte aus den Gewinnausschüttungen von Unternehmen lockt viele Investoren zu Dividendentiteln. Doch auch hierbei ist Vorsicht geboten. Es lauern Dividendenfallen. Wenn man sich beispielsweise ausschließlich auf hohe Dividendenrenditen konzentriert, vernachlässigt man den Aspekt, dass Unternehmen in Schwierigkeiten geraten können und folglich ihre Dividenden kürzen. Bei Metzler Asset Management verfolgen wir einen anderen Ansatz. Wir legen den Fokus auf jene innovativen Geschäftsmodelle, die langfristig hohes Dividendenwachstum erwarten lassen und verknüpfen das mit unserem gelebten ESG-Verständnis. An dieser Stelle spreche ich auch ein klares Plädoyer für aktives Management aus, denn auch hier gilt es zu differenzieren.

II: Sie sprechen ESG an. Welches Grundverständnis haben Sie von Nachhaltigkeit?
Schmidt: Verantwortungsvolles Investieren stellt für uns im Portfoliomanagement einen entscheidenden Erfolgsfaktor und integralen Bestandteil dar. Wir sind fest davon überzeugt, dass der Einbezug von ESG-Faktoren die Portfolio-Risiken senkt und langfristig Wert generiert. Dieses Verständnis prägt unser ganzes Tun und Handeln.

II: Herr Walk, Herr Schmidt, die Chefredaktion von INTELLIGENT INVESTORS bedankt sich für das ausführliche und interessante Gespräch bei Ihnen.

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