Schwacher US-Dollar bedeutet Rückenwind für Schwellenländer

Schwellenländer sehen sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert. Allerdings bieten die derzeitigen Entwicklungen auch Chancen für Anleger mit Investitionen in Emerging Markets (EM)-Anleihen, Mehrerträge zu erwirtschaften.
27. Oktober 2020
Marian Heller - Foto: © Bank für Kirche und Caritas

Schwellenländer sehen sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert. Allerdings bieten die derzeitigen Entwicklungen auch Chancen für Anleger mit Investitionen in Emerging Markets (EM)-Anleihen, Mehrerträge zu erwirtschaften.

Besonders gute Voraussetzungen für EM-Anleihen ergeben sich in Phasen eines schwachen US-Dollars und einer weichen Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Da viele Schwellenländer in US-Dollar verschuldet sind, entlastet seine Abwertung gegenüber der Landeswährung ihre Schuldenlast. Gleichzeitig können sie sich zu besseren Konditionen am Kapitalmarkt finanzieren. Ein solches Umfeld wurde durch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen im Zuge der Corona-Krise einmal mehr begünstigt, indem die USA die bereits expansive Geldpolitik der Fed um eine expansive Fiskalpolitik erweitert haben. Historisch war diese Kombination Nährboden für Inflation. Dass steigende Inflation durchaus politisch gewünscht ist, zeigen das jüngst festgesetzte flexible Inflationsziel der Fed und ihr Versprechen, den Leitzins mindestens bis 2023 auf null zu halten. Dies dürfte nachhaltigen Abwärtsdruck auf den US-Dollar ausüben und den Schwellenländern Rückenwind verschaffen.

Aufgrund der Vielschichtigkeit von EM-Anleihen sollten Anleger ihre Investitionen innerhalb dieser Anlageklasse diversifizieren. Sowohl Hart- als auch Lokalwährungsanleihen erfüllen nützliche Funktionen im Portfolio. Während die Attraktivität von Hartwährungsanleihen vom anleihespezifischen Risikoaufschlag, dem Spread, abhängt, lohnen sich Lokalanleihen aus drei Gründen:

Erstens verfügen sie über steilere Zinskurven. Zwar sind in den Schwellenländern die Zinsen ähnlich gefallen wie in entwickelten Märkten. In vielen Ländern betrifft dies jedoch vor allem die sehr kurzen Zinsen, also Leitzinsen und Anleihen mit wenigen Jahren Restlaufzeit, was zu steileren Zinskurven führt. Anleger können deshalb vom sogenannten Roll-down-Effekt profitieren. Da eine Anleihe im Kurs steigt, wenn der Zins fällt, kann ihr Besitzer einen Zusatzertrag erzielen, indem er durch die sich verkürzende Restlaufzeit die Zinskurve „herunterrollt“.

Zweitens übertreffen die Zinsen gerade von länger laufenden Lokalanleihen in vielen Emerging Markets die lokalen Inflationsraten deutlich. In der entwickelten Welt sind diese positiven Realrenditen schon lange passé.

Drittens haben viele Schwellenlandwährungen im Zuge der Corona Pandemie stark abgewertet — in einigen Fällen deutlich unter ihren langfristig fairen Wert. Für Neuanlagen in der Anlageklasse der Lokalwährungsanleihen bieten sich hierdurch sowohl über Zins wie auch Währung interessante Ertragsmöglichkeiten. Denn es besteht eine Menge Aufholpotential sobald Liquidität zurück in die Länder strömt. Ein schwächerer US-Dollar und der anhaltende Bedarf nach Rendite dürften die Rückkehr von Anlegern in Lokalwährungen unterstützen.

Angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie bleiben die Herausforderungen für die Schwellenländer groß, deshalb ist eine aktive Auswahl von Emerging Markets-Anleihen auf der Grundlage fundamentaler Analysen besonders wichtig und kann für Anleger Mehrwert schaffen.“ (ah)

Kommentar von Marian Heller, CFA, Senior Portfoliomanager bei der Bank für Kirche und Caritas und Fondsmanager des BKC Emerging Markets Renten Fonds

Marian Heller — Foto: © Bank für Kirche und Caritas

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