Mit Edelmetallen das Portfolio abhärten

Auch wenn die gestiegenen Zinsen Gegenwind bedeuten: Das unsichere Marktumfeld dürfte den Gold- ebenso wie den Silberpreis weiterhin stützen. Die vorwiegend industriell genutzten Metalle Platin und Palladium bieten aktuell interessante Einstiegsgelegenheiten und längerfristig ebenfalls Potenzial.
3. April 2024
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Auch wenn die gestiegenen Zinsen Gegenwind bedeuten: Das unsichere Marktumfeld dürfte den Gold- ebenso wie den Silberpreis weiterhin stützen. Die vorwiegend industriell genutzten Metalle Platin und Palladium bieten aktuell interessante Einstiegsgelegenheiten und längerfristig ebenfalls Potenzial.

Gold ist mittel- bis langfristig eine der attraktivsten Anlageklassen – und dass trotz der gestiegenen Zinsen, die in der Regel einen Belastungsfaktor für das Edelmetall darstellen. Denn Gold wirft keine laufenden Erträge ab. Mit den Zinsen steigen daher die Einnahmen, die Investoren entgehen – die sogenannten Opportunitätskosten. Es gibt aber auf der anderen Seite strukturelle Entwicklungen, die den Goldpreis längerfristig stützen dürften.

Gold gilt als Krisenwährung und ist für viele Investoren eine Art Unfallversicherung: In Zeiten großer Unsicherheiten und hoher Marktschwankungen soll es die negativen Auswirkungen auf das Portfolio abfedern. Erst jüngst zeigte sich, dass es seine Rolle als diversifizierender Baustein nach wie vor ausfüllt. Der Konflikt in Israel und die Spannungen im gesamten Nahen Osten haben für Unruhe an den Kapitalmärkten gesorgt und den Goldpreis steigen lassen. Denn dieser und zahlreiche weitere geopolitische Herausforderungen weltweit treiben viele private und institutionelle Anleger weiterhin in Edelmetalle.

Hohe Staatsverschuldung und Inflationssorgen

Als Profiteur in Zeiten von Unsicherheit, hoher Inflation und Verschuldung kann Gold im aktuellen Umfeld zu den Gewinnern unter den Anlageklassen gehören. Die Staatsverschuldung in den USA beispielsweise liegt mittlerweile bei mehr als 30 Bio. US-Dollar. Das entspricht rund 120 % des Bruttoinlandsprodukts. Die Verschuldungssituation im privaten Sektor ist ebenfalls angespannt und die Inflation seit ihren Höchstständen zwar schon deutlich zurückgegangen, scheint aber immer noch nicht besiegt. Insbesondere die gestiegenen Rohstoffpreise könnten im weiteren Jahresverlauf für neuen Inflationsdruck sorgen.

Ebenfalls den Goldpreis stützen könnte der Trend zur „De-Dollarisierung“. Die US-Währung könnte künftig in gewissen Marktsegmenten und Handelsbereichen an Bedeutung verlieren. Vor allem in den Schwellenländern bauen die Zentralbanken ihre Bestände an US-Staatsanleihen ab und kaufen Rekordmengen an Gold – eine Entwicklung, die sich fortsetzen dürfte. Dazu kommt: Zwar stehen bei Goldinvestments die Korrelations- und Absicherungseigenschaften im Vordergrund. Über die vergangenen 30 Jahre betrachtet war das Edelmetall aber auch ein spannender Performancetreiber.

Grundsätzlich sollten Investoren beachten, dass auch Gold nicht isoliert von negativen Marktentwicklungen ist. Bei heftigen Turbulenzen wie im Zuge der Finanzkrise 2008 oder der Corona-Pandemie kann auch der Preis des Edelmetalls kurzfristig unter Druck geraten, da Investoren in Cash flüchten. Meist lässt eine Gegenbewegung aber nicht lange auf sich warten und kommt deutlich früher als bei anderen Anlageklassen.

Silber – ähnlich wie Gold, aber volatiler

Neben Gold sind weitere Edelmetalle für Anleger interessant. Das gilt zum Beispiel für seinen „kleinen Bruder“ Silber. Dieser weist oftmals ähnliche Eigenschaften wie Gold auf und verfügt ebenfalls über absichernde Eigenschaften. Diese sind aber deutlich schwächer ausgeprägt, da Silber auch einen hohen industriellen Nutzen hat. Das macht es volatiler. Besonders stark ist die Silbernachfrage in den Sektoren Technologie, Erneuerbare Energien, Medizintechnik und E‑Mobilität, weshalb man mit einem Engagement gleichzeitig indirekt in diese Branchen investiert.

Industriell genutzte Metalle stärken Diversifikation

Bei Platin verhält es sich ähnlich wie bei Silber. Das Material wird ebenfalls sowohl für Schmuck als auch in der Industrie verwendet und könnte durch eine konjunkturelle Delle einen Nachfragedämpfer erleiden. Platin kommt zum Beispiel in der Wasserstoffproduktion zum Einsatz: Die so genannten PEM-Elektrolyseure, die Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegen, benötigen zwingend Platin für ihre Membran.

Aus Anlegersicht ebenfalls einen Blick wert ist Palladium. Das Metall wird überwiegend industriell genutzt und kommt hauptsächlich bei Katalysatoren von Pkw und Schwerlastfahrzeugen zum Einsatz. Da Fahrzeuge mit alternativen Antrieben im Trend liegen und die Zinsen stark gestiegen sind, ist der Preis des Metalls in den vergangenen 18 Monaten deutlich gesunken. Aufgrund der befürchteten Konjunkturabschwächung ist nicht davon auszugehen, dass sich das kurzfristig ändern wird. Langfristig gesehen können Palladium-Investoren aber vom Aufschwung profitieren, der auf eine mögliche Rezession folgt – und sich aktuell sehr günstig positionieren. Darüber hinaus bietet Palladium aufgrund der geringen Korrelation zu anderen Edelmetallen Diversifikationsvorteile.

Während Gold und Silber über fünf Jahre eine signifikant hohe Korrelation zueinander aufweisen, sind Platin und Palladium hingegen nicht wesentlich korreliert. Somit bietet der Mix der Metalle eine attraktive Diversifikation.

Minenaktien: Rohstoffinvestment mit Hebel

Eine Alternative für Investoren, die an der Preisentwicklung von Edelmetallen teilhaben möchten, sind entsprechende Minenaktien. Diese bieten in der Regel sogar einen Hebel, das heißt: Steigt der Preis des Metalls, profitieren die Kurse ent sprechender Minenbetreiber häufig überproportional – aber auch umgekehrt. Dieser Hebel ist zuletzt etwas schwächer geworden, aber nach wie vor intakt. Dazu kommt, dass insbesondere Goldminenaktien aktuell außergewöhnlich günstig bewertet sind und entsprechend über starkes Aufholpotenzial verfügen. Was Anlegern dabei bewusst sein sollte: Minenaktien sind an sich bereits ein recht dynamisches Marktsegment. Es gibt Papiere, die sich im Kurs verdoppeln können – im Umkehrschluss aber auch mit massiven Abwärtsrisiken behaftet sind. Wir setzen daher auf Qualität und suchen Unternehmen mit solider Bilanz, positiven Cashflows und geringer Verschuldung. Darüber hinaus ist uns wichtig, dass die Betreiber ein Augenmerk auf ökologische, soziale und Governance-Faktoren (ESG) legen. Unternehmen, die wegen Menschenrechtsverstößen oder schweren Umweltverstößen eine „Red Flag“ erhalten haben, schaffen es daher nicht ins Portfolio.

Autor: Nico Baumbach, Portfoliomanager
Edelmetallfonds HANSAgold und HANSAwerte,
SIGNAL IDUNA Asset Management

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