“Inflation im Sinkflug weist den Weg für die EZB”

Die Inflationsdaten für den Euroraum sind im Rückwärtsgang. Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, gibt hierzu seine Einschätzung ab.
2. November 2023
Robert Greil - Foto: © Merck Finck

Die Inflationsdaten für den Euroraum sind im Rückwärtsgang. Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, gibt hierzu seine Einschätzung ab.

„Die Inflation in der Eurozone ist in einen Sinkflug übergegangen und weist damit auch den Weg für die EZB: weitere Leitzinsanhebungen werden immer unwahrscheinlicher, und eine erste Zinssenkung könne schon zur Jahresmitte 2024 kommen.

Nach den bereits gestern spürbar niedriger als erwartet ausgefallenen Inflationszahlen für Deutschland und Spanien war der kräftige Rückgang der Euroraum-Inflation im Oktober auf von 4,3% auf  2,9% keine große Überraschung mehr. Doch ursprünglich lag die Konsensschätzung bei 3,1 Prozent, also um 0,2 Prozentpunkte über dem heute vermeldeten Wert, dem niedrigsten seit Sommer 2021. Selbst die Experten haben den Abwärtstrend der Inflation also zunächst unterschätzt.

Das Nachlassen der Inflation wird zu einem kleineren Teil getragen durch den erwartungsgemäßen Rückgang der Kerninflation, die von 4,5 Prozent auf 4,2 Prozent sank. Der Hauptgrund für die sinkende Gesamtinflation ist jedoch, dass die im Herbst 2022 stark gestiegenen Energiepreise nun schrittweise aus den Vorjahresvergleichszahlen herausfallen. Zudem lässt, wie schon anhand der mittlerweile wieder normalisierten Produzentenpreistrends erkennbar, die Güterinflation nach, und auch auf der Nahrungsmittelseite gibt es teils Entspannung. Allerdings dürften sich die Dienstleistungspreise angesichts anhaltender signifikanter Lohnerhöhungen vorerst weiter als Bremsfaktor bei der Inflationsnormalisierung erweisen.

Letztendlich wirkt aber der rückläufige Konjunkturtrend, den der ebenfalls eben veröffentlichte Rückgang der Wirtschaftsleistung im Euroraum um ‑0,1% gegenüber dem Vorquartal zeigt, desinflationär. Der Konsens ist hier noch von einem leichten Anstieg um 0,1% ausgegangen. Damit hat wohl die von uns erwartete technische Rezession bereits im Sommer nicht nur Deutschland, sondern auch in der gesamten Eurozone begonnen.

Der Trend der Gesamtinflation sollte in den kommenden Monaten weiter abwärts gerichtet bleiben. Das Risiko für diese Annahme sind allerdings vor allem potenziell steigende Energiepreise, sowohl saisonal bedingt wie auch durch Konflikte im Nahen Osten. Sollte sich dieses Risiko materialisieren, könnte sich auch der Ausblick auf den Zinspfad der Notenbanken erneut verschieben.“

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