Impact Investing: Wirkungsorientierung mit Aktien herstellen

Wie können interessierte Anleger Impact Investing umsetzen? In der Regel wird Impact Investing über direkte Unternehmensbeteiligungen umgesetzt. Auch mit Aktien von börsennotierten Aktien ist dies möglich. Vorteilhaft ist das Investment in Impact-orientierte Unternehmen besonders bei Börsengängen und Kapitalerhöhungen.
26. Juli 2021
Peter Brock - Foto: © 4L Capital AG

Wie können interessierte Anleger Impact Investing umsetzen? In der Regel wird Impact Investing über direkte Unternehmensbeteiligungen umgesetzt. Auch mit Aktien von börsennotierten Aktien ist dies möglich. Vorteilhaft ist das Investment in Impact-orientierte Unternehmen besonders bei Börsengängen und Kapitalerhöhungen.

Impact Investing, also das wirkungsorientierte Investieren vorrangig in unternehmerische Projekte mit einer hohen sozial-ökologischen Relevanz, hat sich in den vergangenen Jahren von einem Nischenthema zu einem wahrnehmbaren Baustein in der Asset Management-Industrie entwickelt. Impact Investing gilt als konsequente Weiterentwicklung des allgemeinen Nachhaltigkeitsansatzes. Die positive ökologische und/oder soziale Wirkung eines Investments muss dabei direkt, gezielt, nachweisbar und messbar erfolgen. Die bisherige künstliche Trennung eines Investments von seinen (Aus-)Wirkungen wird damit aufgehoben. Stattdessen werden die Werte des Investors mit den Wirkungen seines Investments in unmittelbaren Einklang gebracht. Somit stellt Impact Investing eine sinnvolle und zeitgemäße Form des Investierens da, da nicht mehr nur die Rendite für den Einzelnen zählt, sondern immer auch die positive und nachhaltige Wirkung für die Allgemeinheit. Das leistet auch einen direkten Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals — SDGs) der Vereinten Nationen.

Dieser Markt wächst stetig. Das Global Impact Investing Network (GIIN) schätzt den globalen Markt im neuen „2020 Annual Impact Investor Survey“ auf 715 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zu 502 Milliarden US-Dollar im April 2019 entspricht dies einem Anstieg von 42,4 Prozent. In Deutschland schätzt die Bundesinitiative Impact Investing das Marktvolumen im Bereich Impact Investing auf bis zu 6,5 Milliarden Euro – Ende 2015 waren es nicht einmal 70 Millionen Euro.

Impact Investing als Strategie über alle Assetklassen hinweg

Die Kernfrage ist nun: Wie können interessierte Anleger Impact Investing umsetzen? Generell gilt: Investiert werden sollte nur in Unternehmen oder Projekte, die neben einer marktüblichen Rendite auch einen konkreten Beitrag zur Lösung der gegenwärtigen fundamentalen Herausforderungen leisten, also ein fundamentales ökologisches, gesellschaftliches oder soziales Problem lösen. Dabei muss die Lösung der Herausforderung ein integraler Bestandteil des Geschäftsmodells des Unternehmens darstellen. Im Kern ist Impact Investing also die Strategie über alle Assetklassen hinweg, wirkungsvoll, messbar und nachweisbar in ökologische, gesellschaftliche oder soziale Projekte zu investieren und dabei zugleich eine attraktive und zumindest marktübliche Rendite zu erzielen.

In der Regel wird Impact Investing über direkte Unternehmensbeteiligungen umgesetzt. Das eröffnet den Anleger die größten und unmittelbarsten Möglichkeiten, eine echte Wirkung zu erzielen. Auch mit Aktien von börsennotierten Unternehmen ist dies möglich. Zwar ist ein Aktieninvestment üblicherweise weniger direkt und unmittelbar als eine Unternehmensbeteiligung, durch die einem Unternehmen direktes Kapital für wirkungsorientiertes Wachstum und Impact-Projekte ohne Umwege zur Verfügung gestellt wird.

Aktien und Aktienfonds sind mit kleineren Summen zugänglich

Aktien widersprechen diesem Ansatz nicht, sondern ergänzen vielmehr das vorhandene Spektrum der Impact Investing-Möglichkeiten. Analyse und Auswahl funktionieren auf Basis aller verfügbarer Markdaten. Der Ansatz lautet, ausgehend von einem Negativkatalog und Positivkatalog und der ESG-Integration die Impact Investing-Strategie abzuleiten. Dabei analysieren Vermögensverwalter und Investoren bei börsennotierten Unternehmen beispielsweise die einzelnen ausgewählten Aktien auf Basis von allgemeinen Veröffentlichungen, verfügbaren Analystenreports und Internetrecherchen. Im Fokus einer solchen Vermögensverwaltung stehen börsennotierte Unternehmen, die einen „wichtigen Beitrag“ zur Lösung der großen ökologischen, gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit leisten.

Zum einen stehen Impact-orientierte Aktieninvestments für die Demokratisierung des Zugangs zu Impact Investing. Viele Anleger können die benötigten Tickets bei unternehmerischen Direktbeteiligungen nicht lösen und benötigen daher einen alternativen Weg, wirkungsvoll investieren zu können. Aktien und Aktienfonds sind mit kleineren Summen zugänglich und jederzeit liquide handelbar. Das unterscheidet sie von Unternehmensbeteiligungen, die tendenziell illiquide sind.

Das ist auch für institutionelle Investoren wichtig, die ihr Impact-Portfolio mit Aktien diversifizieren wollen. Laut GIIN berücksichtigen institutionelle Investoren Schlüsselfaktoren, um Wirkungsprioritäten zu setzen, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen darstellen können. Dazu gehören unter anderem die Führungs- und Organisationskultur, Anlageüberzeugungen, internes Fachwissen, regulatorisches Umfeld und externe ökologische und gesellschaftliche Faktoren. Durch Aktieninvestments können diese Faktoren direkt adressiert werden.

Investment erhöht die Visibilität von unterbewerteten Impact-Unternehmen

Impact-orientierte Aktieninvestoren können auf mehrfache Weise Wirkung herstellen. Sie signalisieren, dass die finanzielle Wirkung wichtig ist und dass alle Auswirkungen eines Unternehmens/Investments eine Rolle spielen. Investoren engagieren sich für das Unternehmen, um es besser zu machen und stellen flexibles Kapital bereit. Die Chance besteht auch darin, in neue oder unterversorgte Kapitalmärkte zu investieren. Ein konsequentes Investment erhöht die Visibilität von unterbewerteten Impact-Unternehmen und schafft dadurch eine größere Positionierung für diese Unternehmen. Die öffentliche Aufmerksamkeit steigt, was wiederum die Wirkungsorientierung des Unternehmens erhöht. Impact Investing hat auch etwas mit einer dezidierten Haltung nach außen zu tun. Das wird durch Aktieninvestments erreicht – auch wenn im Rahmen eines Aktienerwerbs im normalen Kreislauf der Börse kein Kapital direkt an das Unternehmen zur Verfügung gestellt wird. Dieser Nachteil wird durch die öffentlich wirksame und sichtbare Investmentstrategie ausgeglichen.

Vorteilhaft ist das Investment in Impact-orientierte Unternehmen besonders bei Börsengängen und Kapitalerhöhungen. Wer sich im Rahmen eines Börsengangs engagiert, schafft einen Kapitalmarktzugang für bislang nicht an der Börse notierte Sozialunternehmen und ökologisch orientierte Projekte und Unternehmen. Der Investor ermöglicht also den Gang in die Kapitalmarktöffentlichkeit, die dann wiederum als Investor tätig werden kann. Ebenso gelingt auf diesem Wege die Bereitstellung von Wachstumskapital für Impact-Unternehmen. Der Impact eines Investments in börsennotierte Aktien wird weiterhin dadurch erhöht, dass der Investor entweder direkt selber oder über Proxy-Voting-Agenturen das Stimmrecht seiner Beteiligung ausübt und damit die Wertorientierung des Unternehmens auch auf der Hauptversammlung thematisiert und so für die Zukunft noch weiter bestärkt.

Gastautor Peter Brock ist Managing Director der ausschließlich auf Impact Investing konzentrierten Vermögensverwaltung 4L Capital AG aus Ettlingen. Die Vermögensverwaltung legt derzeit einen Impact-Aktienfonds auf.

Peter Brock — Foto: © 4L Capital AG

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