Multinationale Technologiekonzerne treiben die Nachfrage
Ganz Europa diskutiert aktuell einen geringeren Büroflächenbedarf durch neu geschaffene Homeoffice-Möglichkeiten. Warum erscheinen gerade London und Barcelona in diesem Zusammenhang als zukunftsträchtige Lagen? Und wie unterscheiden sich die Standorte von anderen europäischen Metropolen wie Paris oder Amsterdam, die gleichfalls von Trends wie der Urbanisierung und dem demografischen Wandel profitieren? Ein Teil der Antwort findet sich in der Mieterstruktur. Global führende Technologieunternehmen wie Amazon, Facebook und hp gehören zu den wichtigen Mietern an beiden Standorten. In London profitieren die Technologiegiganten von der großen Verfügbarkeit bestens ausgebildeter Arbeitskräfte und dem direkten Zugang zu einem der wichtigsten Finanzplätze der Welt. Barcelona überzeugt mit jungen und gut ausgebildeten Professionals und einem vergleichsweise geringen Lohnniveau. Zu Letzterem trägt auch das im Verhältnis zu anderen Metropolen moderate Niveau der Wohnungsmieten bei. Die Konzerne suchen nach infrastrukturell gut angebundenen Standorten in Metropolen mit einer hohen Lebensqualität und einer hohen Dichte an Unternehmen aus den gleichen oder nahestehenden Sektoren, um junge Talente zu gewinnen.
Das Länderrisiko wird überschätzt
Auslandsinvestitionen stehen regelmäßig unter dem Vorbehalt des Länderrisikos – also einem Renditeaufschlag für die beispielsweise im Vergleich zu Deutschland größeren länderspezifischen Risiken. Und selbstverständlich gilt es, etwaige politische oder gesamtwirtschaftliche Faktoren mit in Rendite- und Diversifikationsüberlegungen einzubeziehen. Doch das Länderrisiko wird gemeinhin überschätzt. Der Brexit zeigt beispielhaft, dass die Auswirkungen exogener Schocks auf ein Land nicht zwangsläufig auf einzelne Wirtschaftsstandorte zutreffen. Der Londoner Büroimmobilienmarkt verteidigt seinen international guten Ruf aufgrund der vielfältigen Stärken wie dem etablierten Finanzplatz, die den Aufstieg der Stadt zu einer der größten internationalen Metropolen erst ermöglicht haben. Auch Barcelona überzeugt mit seinen Standortqualitäten und liegt preislich bei Büro- oder Quartiersimmobilien teilweise zehn Faktoren unterhalb vergleichbarer Immobilien in München oder Frankfurt.
In Summe spricht vieles dafür, dass sich die Top-Bürolagen in Metropolen wie London und Barcelona auch künftig einer großen Beliebtheit erfreuen. Ausgewählte Assets gehören deshalb in jedes gut diversifizierte Immobilienportfolio.
Autor: Roman Klasen
Vorstand des inhabergeführten Immobilien-
Investment-Spezialisten CONREN Land AG
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