US-Notenbanksitzung im Mai: eine restriktive Pause?

Wie erwartet hat die US-Notenbank auf ihrer Sitzung im Mai eine weitere und vielleicht letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus vorgenommen und das Zielband für den US-Leitzins auf 5,0 - 5,25 Prozent angehoben. In der Presseerklärung wird nicht mehr auf künftige Zinserhöhungen verwiesen. Weiterhin werden jedoch die erhöhten Unsicherheiten hinsichtlich Wirtschaftsdaten, der verzögerten Wirkung der Geldpolitik sowie der Effekte der restriktiveren Kreditbedingungen genannt.
4. Mai 2023
Christian Scherrmann - Foto: © DWS

Wie erwartet hat die US-Notenbank auf ihrer Sitzung im Mai eine weitere und vielleicht letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus vorgenommen und das Zielband für den US-Leitzins auf 5,0 — 5,25 Prozent angehoben. In der Presseerklärung wird nicht mehr auf künftige Zinserhöhungen verwiesen. Weiterhin werden jedoch die erhöhten Unsicherheiten hinsichtlich Wirtschaftsdaten, der verzögerten Wirkung der Geldpolitik sowie der Effekte der restriktiveren Kreditbedingungen genannt.

In der Pressekonferenz bekräftigte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erneut die Haltung, dass der US-Bankensektor solide und widerstandsfähig sei und sich die Bedingungen seit der letzten Sitzung sogar verbessert hätten. Daher konzentriert sich die Zentralbank weiterhin auf ihr Mandat der Preisstabilität. Außerdem nannte er eine weitere Formel, die in den kommenden Monaten entscheidend sein wird: Die Zentralbank wird nun einen datenabhängigen Ansatz verfolgen und Entscheidungen über den weiteren Verlauf der Zinssätze “von Sitzung zu Sitzung” treffen. Dabei sind die Notenbanker der Meinung, dass die Arbeitsmärkte nach wie vor sehr angespannt sind, jedoch gibt es “einige Anzeichen” dafür, dass sie sich einem Gleichgewicht nähern. Die Inflation habe sich “abgeschwächt”, sei aber “weiterhin hoch”. Während sich die Kreditbedingungen bereits verschärft haben, könnte dies durch die jüngsten Ereignisse im Bankensektor noch verschärft worden sein.

Insgesamt scheint es, als befinde sich die US-Notenbank nun in Lauerstellung. Je nach Datenlage könnte sie die Geldpolitik leicht nach oben oder unten korrigieren. In Anbetracht der jüngsten gemischten Daten zu Inflation und Arbeitsmarkt sehen wir leicht aufwärtsgerichtete Risiken, merken jedoch an, dass sich diese Situation auch sehr schnell ändern könnte – beispielsweise durch eine weitere Verschärfung der Kreditbedingungen. Eine Anpassung der Geldpolitik in Richtung einer neutralen Haltung erwarten wir jedoch erst Anfang 2024 — wenn Inflation und die Lage am Arbeitsmarkt mit dem Zwei-Prozent-Ziel vereinbar sind.

Christian Scherrmann, US-Volkswirt

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