Nicht alle Auswirkungen des Brexits sind bereits realisiert oder sichtbar

28. September 2021

II: In Deutschland konzentriert sich vieles auf die Top7-Standorte respektive A‑Lagen. Ist das auf der Insel mit dem Nukleus London ähnlich?
Politzer: Ja, es ist in Großbritannien ähnlich. London hat langfristig den Investmentmarkt in Bezug auf Investitionsvolumen, Liquidität und Transparenz dominiert. Das liegt vor allem daran, dass London schon immer sehr stark von internationalen Investoren abhängig war. Aber im Immobilienbereich haben wir gesehen, dass die großen regionalen Märkte – wie Manchester, Birmingham, Bristol oder Leeds – in den letzten sechs bis neun Monaten widerstandsfähiger gewesen sind und sie haben sich hinsichtlich des Investitionsvolumens besser gehalten. Eine Erholung Londons ist sicher – es ist eine große und sehr dynamische Stadt – wird aber etwas länger dauern.

II: Ist auch bei Ihnen zu sehen, dass Aktivitäten auf dem Wohnungsmarkt außerhalb der Stadtzentren zunehmen („Flucht aufs Land“)?
Politzer: Es gibt keine konkreten Belege, dass Menschen aus der Stadt wegziehen wollen. Es scheint einen Aufschwung bei den Transaktionen für große Landhäuser zu geben. Das Mietwachstum für größere Wohnungen in den Vorstädten ist im Vergleich zu zentraleren Lagen in London stabiler. Dies scheint darauf hinzudeuten, dass die Menschen mehr Platz zum Leben und Arbeiten wollen und daher aus zentralen Stadtlagen wegziehen. Sowohl Käufer als auch Mieter wollen mehr Platz für ihr Geld – mit Raum zum Leben und Arbeiten. Dies ist sicherlich bedingt durch die Einführung von flexibleren Arbeitsregelungen, wie z. B. Work from Home, die sich während der Pandemie manifestiert haben.

II: Hotel- und Gewerbeimmobilien im (leichten) Abschwung, Logistik und soziale Immobilien im Trend. Ein Befund, der auch für Großbritannien gilt?
Politzer: Die gleichen Trends sind auch in Großbritannien ersichtlich. Die Investorennachfrage und ‑aktivität in den Bereichen Hotel, Büro und Einzelhandel ist deutlich zurückgegangen, während die Nachfrage nach Logistik, Wohnimmobilien und so genannten alternativen Sektoren sprunghaft angestiegen ist. Insbesondere spezialisierte Wohnnutzungsformen wie Studentenwohnungen haben sich mit hohen Mieteinnahmen erstaunlich gut gehalten, obwohl es für ausländische Studenten aufgrund der Pandemie schwierig war, für ihr Studium nach Großbritannien zu kommen. Die Nachfrage nach Studentenwohnungen wird wahrscheinlich auch durch den Brexit beeinträchtigt werden.

Foto: Kim Politzer, Director of Research, European Real Estate bei Fidelity International / Quelle: © Fidelity International

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