Was die Genehmigung von Bitcoin-ETFs in den USA für die Kryptowährung bedeutet

Die US-Börsenaufsicht hat Spot-ETFs auf den Bitcoin genehmigt. Das sollte zu Kapitalzuflüssen führen und die Akzeptanz der Kryptowährung stärken. In Europa gibt es bereits seit langer Zeit einen einfachen Weg, um über die Börse komfortabel in Kryptowährungen zu investieren.  
26. März 2024
Andre Voinea - Foto: Copyright HANetf

Die US-Börsenaufsicht hat Spot-ETFs auf den Bitcoin genehmigt. Das sollte zu Kapitalzuflüssen führen und die Akzeptanz der Kryptowährung stärken. In Europa gibt es bereits seit langer Zeit einen einfachen Weg, um über die Börse komfortabel in Kryptowährungen zu investieren. 

Die mit Spannung erwartete Genehmigung eines Bitcoin-Spot-ETFs durch die US-Börsenaufsicht (SEC) ist zweifellos einer der Meilensteine seit Einführung der Kryptowährung. Bereits im Vorfeld hat die Begeisterung der Anleger dazu beigetragen, dass der Bitcoin-Kurs seinen Einbruch aus dem Jahr 2022 überwunden hat und der Preis eines Coins wieder 47.000 US-Dollar erreichte.

Die Geschichte der Bitcoin-ETFs in den Vereinigten Staaten ist von einer Reihe regulatorischer Herausforderungen geprägt. Ein Schlüsselmoment war 2013, als die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss den Winklevoss Bitcoin Trust beantragten – ein bahnbrechender Schritt zu einer Zeit, in der der Bitcoin mit rund 90 US-Dollar gehandelt wurde. Die SEC lehnte ihren Antrag jedoch zweimal ab. Die Begründung: Der aufstrebende Kryptowährungsmarkt sei zu riskant.

Während der Amtszeit von Jay Clayton als SEC-Vorsitzender von 2017 bis 2020 war die Skepsis gegenüber den digitalen Währungen weiterhin groß. Unter seinem Nachfolger Gary Gensler kam es schließlich zum Durchbruch.

Dass die Marktteilnehmer im Vorfeld mit der Erlaubnis durch die SEC gerechnet hatten, hat den Bitcoin-Kurs aus mehreren Gründen beflügelt. Ein Faktor war die Erwartung, dass börsengehandelte Fonds eine neue Welle der Anlegernachfrage auslösen würden. Viele US-Anleger zögerten angesichts diverser Skandale, die typischen Handelsplätze für Kryptowährungen zu nutzen. Ein Bitcoin-Spot-ETF bietet US-Anlegern nun eine sichere und regulierte Möglichkeit für ein Investment.

Kapitalzuflüsse in Bitcoin zu erwarten

In Europa hat die Einführung von Bitcoin-ETCs mehrere Milliarden US-Dollar in die Kryptowährung gelenkt. Krypto-ETCs haben auf unserem Kontinent ein Volumen von rund 9 Mrd. US-Dollar. Durch US-amerikanische Bitcoin-Spot-ETFs wird nun noch mehr Kapital in die Anlageklasse fließen. Sowohl professionelle Investoren als auch Privatanleger verfügen in den USA über mehr Kapital als in Europa. In der Tat gab es in den Vereinigten Staaten seit der Zulassung bereits starke Zuflüsse. Wir gehen jedoch davon aus, dass der Großteil der potenziellen Nachfrage nach Beginn des ETF-Handels in den kommenden Monaten entstehen wird.

Unsere Partner von der ETC Group schätzen, dass mittelfristig etwa 34 Mrd. US-Dollar in den Bitcoin-Markt fließen könnten im Zuge der Zulassung der Bitcoin-Spot-ETFs in den USA. Diese Zuflüsse könnten basierend auf der historischen Sensitivität der Bitcoin-Performance gegenüber globalen Bitcoin-ETP-Zuflüssen einen potenziellen Preiseinfluss von etwa 87 % haben. Da sie mittelfristig erfolgen werden, ist der Großteil des oben genannten Preiseffekts möglicherweise noch nicht in den Kursen berücksichtigt.

Vergleichbar mit der Einführung von Gold-ETCs

Die SEC-Genehmigung von Bitcoin-Spot-ETFs ist mit der Einführung von Gold-ETCs in den frühen 2000er-Jahren vergleichbar. An ihr war der Mitbegründer von HANetf, Nik Bienkowski, maßgeblich beteiligt. In der Investitionsliteratur aus der Zeit vor dem ersten Gold-ETC wurde das Edelmetall häufig als eine Anlageklasse angepriesen, die zur Diversifizierung eines Portfolios beitragen kann. Die Frage war jedoch, wie man sich engagieren konnte. Eine Möglichkeit war ein Investment in Goldminenbetreiber. Damit geht jedoch ein potenzielles Aktienrisiko einher. Sie konnten sich auch für physische Goldbarren entscheiden. Das brachte jedoch wiederum ein Verwahrungsrisiko mit sich – schließlich ist es nicht ideal, das Edelmetall einfach in der Garage zu lagern. Mit Gold-ETCs konnten sie nun ganz einfach direkt investieren.

Ähnlich verhält es sich für US-Anleger mit Bitcoin. Seit 2021 können sie in einen Futures-basierten ETF investieren. Dabei belastet das sogenannte Rollen der Futures-Kontrakte jedoch die Rendite. Außerdem können sie seit jeher Online-Handelsplätze für Kryptowährungen nutzen und Bitcoin direkt kaufen. Dabei besteht jedoch ein digitales Verwahrungsrisiko. Mit der Genehmigung durch die SEC ist nun ein Bitcoin-Spot-ETF eine Option.

Die SEC-Zulassung erschließt aber nicht nur neues Kapital für den Bitcoin. Sie hebt auch die Akzeptanz der Kryptowährung auf eine neue Ebene. Interessant ist, dass der Antrag auf einen Bitcoin-ETF gerade von BlackRock kam – dem Mainstream-Vermögensverwalter schlechthin. Denn dies zeigt, dass Kryptowährungen selbst immer mehr als Mainstream-Anlageklasse betrachtet werden.

Bitcoin-ETCs für europäische Anleger

Unserer Meinung nach ist das Aufsehen durchaus gerechtfertigt. Es lohnt sich jedoch, einen Schritt zurückzutreten und die Entwicklung einzuordnen. Die von der US-Regulierungsbehörde genehmigten ETFs sind nicht die ersten börsengehandelten Bitcoin-Produkte weltweit. Europäische Anleger haben seit einigen Jahren Zugang zu fast identischen Produkten – die nur anders heißen: börsengehandelte Rohstoffe oder ETCs. Diese wurden wie beschrieben ursprünglich geschaffen, um physisches Gold investierbar zu machen. Die Struktur kann jedoch auch für Kryptowährungen verwendet werden.

In Europa sind mehrere Bitcoin-ETCs auf den Spotpreis börsennotiert, darunter der ETC Group Physical Bitcoin ETC (BTCE). Wichtig dabei für deutsche Privatanleger: Sie werden steuerlich genauso behandelt wie Direktinvestments in Kryptowährungen.

Bitcoin-ETCs sind in Europa auf dem Vormarsch, da sie die Bedenken hinsichtlich der Verwahrungsrisiken im Zusammenhang mit Kryptowährungshandelsplätzen ausräumen. Sie bieten Anlegern ein physisches Engagement an einer regulierten Börse über einen regulierten Broker. Die wichtigsten Vorteile:

  • Die ETC-Struktur und die spezifischen ETCs sind von den Aufsichtsbehörden zugelassen.
  • ETCs werden an regulierten Börsen wie der deutschen XETRA nach einem strengen Listing-Prozess ausgegeben.
  • Der Kauf eines ETCs über eine Brokerplattform erfordert eine Eignungsprüfung.

Innerhalb Europas können diese Produkte nicht als ETFs eingestuft werden. Das führt jedoch oft zu Verwirrung. Grundsätzlich können europäische Anleger nur über ETCs ein Engagement in Rohstoffe oder einzelne Vermögenswerte zu Spotpreisen eingehen. Wer ein börsengehandeltes Produkt kauft, um in Gold zu investieren, kauft in der Regel einen ETC. Diese werden zwar umgangssprachlich als ETFs bezeichnet, sind aber ebenso wie die börsengehandelten europäischen Bitcoin-Produkte ETCs.

ETCs mit Vorteilen gegenüber ETFs

Es gibt einige Unterschiede zwischen den Bitcoin-Spot-ETFs und ihren ETC-Äquivalenten in Europa – und diese sprechen eigentlich für die europäische Variante. Zum Beispiel können die US-Spot-Bitcoin-ETFs nur Bargeld für die Erstellung beziehungsweise Rücknahme von ETF-Anteilen verwenden. Die Emittenten müssen also Bitcoin kaufen, anstatt die Coins von zugelassenen Teilnehmern (Authorised Participants, APs) zu erhalten. Das kann zusätzliche Reibungsverluste verursachen. Bei europäischen Bitcoin-ETCs wie BTCE ist die In-Specie-Variante Standard. Das bedeutet: Der AP kauft Bitcoin und liefert sie an die Verwahrstelle, woraufhin Anteile an den AP ausgegeben werden.

Innerhalb des breiteren ETF-Ökosystems sind die US-Spot-ETFs ebenfalls im Nachteil. In den USA gibt es spezifische Beschränkungen für Market Maker beim Handel mit Bitcoin zu Absicherungszwecken. Wenn Market Maker in den USA sich nicht mit Bitcoin absichern können, müssen sie Futures zur Absicherung ihrer Positionen verwenden. In der Vergangenheit wurden Termingeschäfte in der Regel mit einem großen Aufschlag gegenüber dem Kassakurs gehandelt. Sollte sich dies fortsetzen, könnte es zu hohen Spreads kommen beziehungsweise der börsengehandelte Fonds mit einem Aufschlag auf den Nettoinventarwert (NAV) gehandelt werden.

Britische Anleger bleiben außen vor

Europäische Anleger können also bereits seit Jahren in börsennotierte Bitcoin-ETCs investieren und US-Anlegern steht nach der Entscheidung der SEC nun ein Bitcoin-Spot-ETF zur Verfügung. Britischen Anlegern hingegen bleiben beide Möglichkeiten weiterhin verwehrt: Die britische Regulierungsbehörde blockiert nach wie vor den Zugang. Investoren von der Insel müssen daher über spezielle Kryptobörsen Bitcoin und Co. erwerben.

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, sich am Markt zu engagieren: Über Investments in Unternehmen aus dem Krypto- und Blockchain-Ökosystem, die eng mit der Entwicklung des Bitcoin selbst verbunden sind, oder solche, die die Zukunft des Finanzwesens und der digitalen Zahlungssysteme gestalten oder gestalten könnten. ETFs mit entsprechendem Fokus sind am Markt verfügbar und ermöglichen ein breit gestreutes Investment.

2024 ein aufregendes Jahr für Kryptowährungen

Insgesamt denken wir, dass 2024 ein sehr aufregendes Jahr für den Bitcoin und Kryptowährungen insgesamt ist. Das Jahr hat mit der bedeutenden Ankündigung eines Bitcoin-Spot-ETF in den USA begonnen. Aber es gibt noch andere potenzielle Kurstreiber – darunter das anstehende Bitcoin-Halving und die Erwartung einer lockereren Geldpolitik.

Autor: Andre Voinea, Leiter der DACH-Region bei HANetf

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