US-Staatsanleihen — Aufwärtsdruck auf Renditen?

Die aktuellen Wertpapierkäufe der Zentralbanken der USA, Japans und des Euroraums haben deren Bilanzen bereits um rund 4,5 Billionen US-Dollar ansteigen lassen. Das ist fast doppelt so viel wie zum Höhepunkt der globalen Finanzkrise 2008/2009, in der die Bilanzen um rund 2,6 Billionen US-Dollar zunahmen. 2020 haben die Zentralbanken im Zuge der quantitativen Lockerung bisher vor allem Staatsanleihen aufgekauft. Ein Beispiel: In den USA wurden 70 Prozent der insgesamt 2,2 Billionen US-Dollar in Staatsanleihen investiert (Stand Juni 2020). Shamik Dhar, Chef-Ökonom bei BNY Mellon Investment Management, erklärt, welche Auswirkungen das auf die Renditen am Anleihemarkt in den nächsten sechs Monaten haben dürfte.
28. Juli 2020
Shamik Dhar - Foto: BNY Mellon IM

Die aktuellen Wertpapierkäufe der Zentralbanken der USA, Japans und des Euroraums haben deren Bilanzen bereits um rund 4,5 Billionen US-Dollar ansteigen lassen. Das ist fast doppelt so viel wie zum Höhepunkt der globalen Finanzkrise 2008/2009, in der die Bilanzen um rund 2,6 Billionen US-Dollar zunahmen. 2020 haben die Zentralbanken im Zuge der quantitativen Lockerung bisher vor allem Staatsanleihen aufgekauft. Ein Beispiel: In den USA wurden 70 Prozent der insgesamt 2,2 Billionen US-Dollar in Staatsanleihen investiert (Stand Juni 2020). Shamik Dhar, Chef-Ökonom bei BNY Mellon Investment Management, erklärt, welche Auswirkungen das auf die Renditen am Anleihemarkt in den nächsten sechs Monaten haben dürfte:

„Die hohen Fiskalpakete rund um den Globus werden zu einem enormen Anstieg der Haushaltsdefizite führen und meiner Einschätzung nach den Finanzierungsbedarf für Staatsanleihen erheblich erhöhen.

Beispiel USA: Bis Ende 2020 dürften US-Treasuries im Volumen von rund 1,3 Billionen US-Dollar netto auf dem Markt sein. Diese Rechnung basiert auf Schätzungen des US-Finanzministeriums, das von weiteren Nettoemissionen in Höhe von rund 1,8 Billionen US-Dollar für amerikanische Staatsanleihen ausgeht und auf einer Hochrechnung der jüngsten Ankäufe von US-Treasuries durch die Fed über rund 20 Milliarden US-Dollar pro Woche.

Innerhalb von sechs Monaten war das Nettoemissionsvolumen kaum jemals höher. Zu beachten ist außerdem, dass die Emissionen deutlich niedrigere Renditen als in der Vergangenheit bieten. Das könnte zwar einen Aufwärtsdruck auf die Renditen erzeugen, vor allem aufgrund der realen Risikoprämien. Diesem Effekt werden unserer Meinung nach jedoch die während des Lockdowns angehäuften Ersparnisse weltweit entgegenwirken und so die realen Gleichgewichtsrenditen letztendlich unabhängig von der Emissionstätigkeit doch niedrig halten.

Daneben könnten sich US-Anleihen auch im Vergleich zu Swaps ‚verbilligen‘, insbesondere bei längeren Laufzeiten. Sollte ein Aufwärtsdruck auf die Renditen tatsächlich einsetzen, gehen wir aber davon aus, dass er nicht allzu hoch und nur vorübergehend sein wird. Der Grund: Sowohl staatliche Geldmarktfonds, ausländische Zentralbanken, Händler als auch Vermögensverwalter suchen dringend höhere Renditen. Sollte diese Nachfrage trotzdem nicht hoch genug sein, erwarten wir, dass die Fed den Kauf von Vermögenswerten ausweitet und jeglichen größeren Aufwärtsdruck auf die Renditen begrenzt.“ (ah)

Foto: Shamik Dhar / © BNY Mellon IM

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