Reale Vermögenswerte ebnen den Weg zur Klimaneutralität

Sachwerte bilden das Rückgrat jeder Wirtschaft und ermöglichen erst eine gedeihliche Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Börsennotierte Unternehmen in diesen Bereichen können positive soziale, ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen in großem Umfang haben. Einige tragen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei, andere beleben benachteiligte Stadt- und Wohngebiete neu und wieder andere verbessern den Zugang zu lebensnotwendigen Dienstleistungen.
27. Oktober 2023
Jeremy Anagnos - Foto: Copyright Nordea AM

Sachwerte bilden das Rückgrat jeder Wirtschaft und ermöglichen erst eine gedeihliche Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Börsennotierte Unternehmen in diesen Bereichen können positive soziale, ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen in großem Umfang haben. Einige tragen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei, andere beleben benachteiligte Stadt- und Wohngebiete neu und wieder andere verbessern den Zugang zu lebensnotwendigen Dienstleistungen.

Angetrieben von laufenden Regierungsinitiativen, dem Kapital von Investoren und ambitionierten Nutzern und anderen Stakeholdern sehen wir kurz- und langfristig enormen Rückenwind für auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Realwerte. Der Markt für diese Assets umfasst ein Volumen von 8‑Billionen-Dollar[1]. Real Assets sind damit einzigartig positioniert, um globale Nachhaltigkeitsinitiativen anzuführen und davon zu profitieren – insbesondere beim Klimaschutz.

Unternehmen und Branchen im Bereich Sachwerte, wie etwa globale Versorger, Telekommunikations- oder Transportunternehmen, sind zusammengenommen für fast drei Viertel der Investitionen verantwortlich, die zur Unterstützung der Dekarbonisierung, zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Förderung des Wirtschaftswachstums mit einem geringeren CO2-Fußabdruck beitragen. Herausfordernd ist jedoch die Bewertung ihres nachhaltigen Beitrags.

Real Assets: Herausforderungen bei standardisierten ESG-Ratings

Denn anders als herkömmliche Aktien sind börsennotierte Sachwerte, wie Immobilien- und Infrastrukturunternehmen, vergleichsweise heterogen und verfügen über eine sehr individuelle Datenberichterstattung, auch in Sachen Nachhaltigkeit. Zum Beispiel kann ein Immobilienentwickler den Anteil an Zertifizierungen grüner Gebäude in seinem Portfolio ausweisen, während bei einem globalen Energieversorgungsunternehmen wiederum der Anteil erneuerbarer Energien an den Gesamtkapazitäten oder Ziele zur Reduzierung der Kohlenstoffintensität Teil der Nachhaltigkeitsberichterstattung sein können. Bemühungen im sozialen Bereich und entsprechende Datenpunkte sind bei einer Wohnanlage für Studierende ganz andere, als bei einem Eisenbahnunternehmen. Aufgrund dieser großen Heterogenität sind externe Ratings bei den Bemühungen, ESG-Bewertungen (Umwelt, Soziales, Governance) realer Vermögenswerte über verschiedene Branchen und Unternehmen hinweg zu standardisieren, oft wenig hilfreich. Unter externen Ratingagenturen besteht nur wenig Einigkeit darüber, wie ein bestimmtes Unternehmen bewertet werden kann – Korrelationen zwischen großen Agenturen wie MSCI, S&P, Sustainalytics, CDP, ISS und Bloomberg liegen im Bereich von 0,3 bis 0,7, während große Kredit-Ratingagenturen Bewertungskorrelationen von über 0,95 aufweisen. Schließlich sind externe ESG-Ratingagenturen auf vereinfachte Unternehmensangaben für Bewertungen angewiesen: „Ja/Nein”-Informationen, etwa zu sozialer Unternehmenspolitik, können zu hohen Bewertungen in diesem Bereich führen, ohne dass eine Analyse durchgeführt wurde, wie der Grad bzw. die Tiefe sozialer unternehmenspolitischer Aktivitäten oder gar deren damit erzielte Ergebnisse tatsächlich sind. Dritt-Ratings und allgemeinen ESG-Ansätzen fehlen zudem Erfahrungswerte mit der Assetklasse, so dass sie dazu neigen, auf rückwärtsgerichtete Daten zu setzen, die irreführend sein können. Spezialisierte und eigene ESG-Analyse-Ansätze, bleiben daher für Investoren unabdingbar.

Optimismus bezüglich des Engagements für den Klimaschutz

Unverändert liegt der Fokus des Interesses von Investoren vor allem auf dem Klimaschutz, also dem Umweltaspekt von ESG, da reale Vermögenswerte aufgrund ihrer großen Auswirkungen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen können. Um mehr Informationen über die Selbstverpflichtung börsennotierter Unternehmen im Bereich Infrastruktur und Immobilien zur Erreichung der Netto-Null-Ziele zu erhalten, hat CBRE, die Nordeas Global Sustainable Listed Real Assets Strategy verantwortet, kürzlich eine Studie über Netto-Null-Unternehmensrichtlinien und Emissionsreduktionsziele im Bereich börsennotierter Sachwerte durchgeführt[2]. Dabei lag der Fokus auf Unternehmen, die auch Scope-1- und Scope-2-Emissionen melden, um die potenziellen Auswirkungen von Unternehmensrichtlinien auf die Minderung von Klimarisiken besser zu verstehen.

Innerhalb des börsennotierten Real-Asset-Universums machen solche Unternehmen 5 Mrd. USD an der gesamten Marktkapitalisierung aus. Diese Unternehmen verursachen 5–10 % der weltweiten Gesamtemissionen und 10–15 % der Emissionen stammen aus allen Sachanlagen. Diese Unternehmen haben mit ihrer Unternehmensführung also einen großen Hebel, um positiven Einfluss auf die Eindämmung der globalen Erwärmung und des Klimawandels zu nehmen.

Und die Ergebnisse der CBRE-Studie stimmen optimistisch: Von den untersuchten Unternehmen haben fast 70 % vorläufige Reduktions- oder Netto-Null-Ziele. Ungefähr 40 % dieser Unternehmen, die Emissionen melden, haben Netto-Null-Ziele, wobei ein Drittel versucht, bis 2030 oder früher Netto-Null zu erreichen. Zusammengenommen können diese Real-Asset-Unternehmen mit Netto-Null-Zielen daher im Laufe der Zeit die Eliminierung oder den Ausgleich von über 1,2 Gigatonnen CO2 steuern.

Unsere Überprüfung der Emissionsreduktionsziele zeigt deutlich, welche zunehmenden Auswirkungen börsennotierte Sachwerte auf die Umwelt und den Weg der Welt in Richtung Netto-Null haben können. Während die Gesellschaft ihre nachhaltigen Ziele vorantreibt, wird der Bedarf an realen Vermögenswerten und an spezialisierten ESG-Analysen nur noch zunehmen.

Autor: Jeremy Anagnos, Portfoliomanager der Global Listed Infrastructure-Strategie von Nordea AM

[1] CBRE Investment Management, echte Verpflichtungen und echte Wirkung: Börsennotierte Sachwerte auf dem Weg zum Netto-Nullpunkt, 12,2022

[2] CBRE Investment Management, Real Commitments and Real Impact: Listed real assets on the path to net zero, 12.2022

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter