Nicht nur zur Portfoliodiversifikation, sondern auch hinsichtlich der Renditegenerierung blicken Investoren immer häufiger zu Alternatives. Hier sticht auch Private Equity hervor. Benjamin Lorenz ist Portfolio Manager der Partners Group AG, und erläuterte im Gespräch, wie sich die Anlageklasse rückblickend geschlagen hat und wo die Vorteile liegen. Zudem ging er auf das hauseigene Produkt ein.
INTELLIGENT INVESTORS: Herr Lorenz, welchen Einfluss hat das aktuelle Umfeld mit steigenden Zinsen und schwächeren Konjunkturerwartungen auf Private Equity-Investments?
Benjamin Lorenz: Steigende Zinsen und gesunkene Konjunkturprognosen haben einen negativen Einfluss auf das wirtschaftliche Umfeld. Durch höhere Zinsen steigen die Kosten des Schuldendienstes, Refinanzierungen werden erschwert und teurer. Niedrige Wachstumserwartungen wirken sich dämpfend auf neue Investitionen, Umsatz- und Gewinnerwartungen aus. Dieser Dynamik können sich auch Private Equity-Investitionen nicht entziehen.
II: Schlechte Zeiten also für die Anlageklasse?
Lorenz: Nicht unbedingt. Von Private Equity aufgekaufte Unternehmen haben im aktuellen Umfeld einen Vorteil – sie können auf das Know-how der Private Equity-Manager zurückgreifen. Viele Manager stehen ihren Portfoliofirmen beratend zur Seite und haben beispielsweise das Zinsrisiko früh abgesichert. So hat die Partners Group seit längerem auf Finanzierungen mit fixen Zinsen sowie langen Zeiträumen wert gelegt und über 80 % des Zinsrisikos ihrer Portfoliounternehmen abgesichert. Ein weiterer Vorteil von Private Equity liegt in der Flexibilität der Manager, die ihre Expertise in verschiedenen Sektoren und Anlageklassen nutzen, um den strategischen Fokus an die jeweiligen wirtschaftlichen Gegebenheiten anzupassen.
II: Wie wichtig ist es, gerade in diesen herausfordernden Zeiten nach Segmenten wie Buyout, Growth oder Venture Capital zu unterscheiden?
Lorenz: Gerade im aktuellen Umfeld ist es wichtig, zwischen den verschiedenen Segmenten zu unterscheiden. Buyout, Growth und Venture zielen auf unterschiedliche Stadien der Unternehmensentwicklung ab. Dies hat unter anderem Einfluss auf die Abhängigkeit vom Kapitalmarkt sowie die Zinssensitivität. Allgemein gilt, je jünger die Unternehmen sind und je stärker sie wachsen, desto höher die Zinssensitivität und Abhängigkeit vom Kapitalmarkt.
II: Welche Faktoren könnten die Nachfrage nach dieser Assetklasse weiter befeuern?
Lorenz: Neben der Outperformance spielen aktuell zwei weitere Aspekte eine große Rolle: der „Denominator-Effekt“ sowie die „Democratization of Private Equity“. Ersterer zielt auf die Gewichtung verschiedener Anlageklassen ab. Private Equity-Investitionen haben sich seit Anfang 2022 solide entwickelt, Public Equity, also die Aktienmärkte, verbuchten höhere Verluste. Dies hat zur Folge, dass sich die Allokationen institutioneller Anleger in Private Equity performancebedingt erhöht haben, was den Bedarf an weiterem Exposure dämpft. Eine Erholung des Aktienmarktes sollte sich positiv auswirken und den Bedarf an neuen Private Equity-Investitionen erhöhen. Der zweite Effekt beschreibt die Erschließung neuer Anlegerkreise. In der Vergangenheit waren Private Equity-Investitionen vor allem größeren, institutionellen Investoren vorbehalten, unter anderem aufgrund hoher Mindestinvestitionsbeträge. Seit einiger Zeit versucht die Industrie, auch Privatanlegern den Zugang zu Privat Equity zu ermöglichen, was die Nachfrage insgesamt erhöht.
II: Wo sehen Sie die Vorteile von Private Equity?
Lorenz: Die Hauptvorteile von Private Equity sind vor allem die hohen, erwarteten Renditen kombiniert mit einer niedrigen Volatilität. Darüber hinaus bietet die Anlageklasse großes Diversifikationspotenzial: Private Equity ermöglicht Zugang zu viele mittelständischen Unternehmen, die einen wesentlichen Teil der Wirtschaft ausmachen, aber nicht börsengelistet sind, wie beispielsweise der Discounter Action oder die Deutsche Glasfaser. Dabei haben die Investoren im Vergleich zu klassischen Aktienanlegern in aller Regel einen entscheidenden Informationsvorteil: Bevor sie in ein privates Unternehmen investieren, werden Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet. Hierdurch erhalten Private Equity-Investoren detailliertere Informationen und können fundiertere Entscheidungen treffen. Darüber hinaus sind Private Equity-Investoren in der Regel der Haupteigentümer. Sie halten die Mehrheit der Stimmrechte und können so die Strategie besser beeinflussen. Bei börsennotierten Unternehmen ist dies anders. Hier sind die Stimmrechte auf viele, kleine Aktionäre verteilt. Und schließlich ermöglicht Private Equity Investitionen in Erfolgsgeschichten, bevor diese an die Börse gehen, wie zum Beispiel Airbnb oder Zalando.
II: Was gilt es, dennoch zu beachten?
Lorenz: Klassische Private Equity-Produkte sind illiquide, haben Laufzeiten von zehn bis zwölf Jahren und können typischerweise nicht vor Laufzeitende verkauft werden. Investoren sollten daher mittel- bis langfristige Anlagehorizonte einplanen.
II: Ihr Produktangebot ist umfassend und erstreckt sich zu Private Debt und Private Infrastructure. Wie hat sich das Geschäft mit Private Equity rückblickend, auch 2022, entwickelt?
Lorenz: 2022 war für die Anlageklasse Private Equity ein gemischtes Jahr. Während Fundraising und Neuinvestitionen auf dem Niveau des Rekordjahres 2021 lagen, sind Verkäufe bestehender Portfoliounternehmen rückläufig gewesen. Dies führte zu geringeren Gewinnbeteiligungen seitens der Manager. Innerhalb der Produktpalette hat sich die Nachfrage verschoben. Von Interesse waren verstärkt Infrastruktur-Investments, die von einer hohen Inflation profitieren, sowie Private Debt – ein Nutznießer steigender Zinsen.
II: Wie hoch sind die Renditeerwartungen?
Lorenz: Mittelfristig gehen wir davon aus, dass die Private Equity Buyout Industrie Renditen von 10 bis 12 % pro Jahr nach Gebühren erwirtschaftet.
II: Sie sind für den Partners Group Listed Investments SICAV — Listed Private Equity verantwortlich. Bitte legen Sie uns die Charakteristika einmal dar.
Lorenz: Der Listed Private Equity Fonds investiert in börsennotierte Beteiligungsgesellschaften und spezialisierte Asset Manager. Er bietet kleineren institutionellen Investoren und Privatanlegern so einen Zugang zur Anlageklasse Private Equity. Der Fonds punktet mit täglicher Liquidität, geringen Mindestanlagesummen, einem voll investierten Portfolio sowie Diversifikation über verschiedene Private Equity-Manager, Fondsjahrgänge, Sektoren und Regionen. Anleger müssen allerdings eine erhöhte Volatilität in Kauf nehmen, da sich Schwankungen der Börse auf den Fonds auswirken können.