Euro fordert Greenback heraus

Der Euro könnte sich als der bessere Dollar etablieren, schreibt Dr. Georg Graf von Wallwitz, Geschäftsführer bei Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement, in seinem aktuellen Börsenblatt und fragt, warum die Welt die Währung eines Landes nachfragen sollte, das ein Leistungsbilanzdefizit von 2,6 Prozent der Wirtschaftsleistung hat, wenn sie in den Euroblock investieren kann, der einen beinahe spiegelbildlichen Leistungsbilanzüberschuss von 2,7 Prozent aufweist.
5. August 2020
Georg Graf von Wallwitz - Foto: Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement

Der Euro könnte sich als der bessere Dollar etablieren, schreibt Dr. Georg Graf von Wallwitz, Geschäftsführer bei Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement, in seinem aktuellen Börsenblatt und fragt, warum die Welt die Währung eines Landes nachfragen sollte, das ein Leistungsbilanzdefizit von 2,6 Prozent der Wirtschaftsleistung hat, wenn sie in den Euroblock investieren kann, der einen beinahe spiegelbildlichen Leistungsbilanzüberschuss von 2,7 Prozent aufweist.

Der 750-Milliarden-Euro-Deal der EU ist ein historischer Einschnitt, den wir heute schon beobachten können und der erhebliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben wird. Der Deal hat etwa dieselbe Tragweite wie Mario Draghis „whatever it takes”-Schwur aus dem Jahr 2012 zur Rettung des Euro. Damals hatte sich die Europäische Zentralbank als Schutzmacht und Rettungsanker für die gemeinsame Währung etabliert – eine Rolle, die seither vom Markt nie wieder angezweifelt wurde. Der „Deal” etabliert nicht nur einen gemeinsamen Haushalt, er überschreitet auch einen politisch-ökonomischen Rubicon, indem die EU sich fortan aus eigenem Recht über eigene Schulden finanzieren kann und wird.

Die Bedeutung der EU-Bonds für die Finanzmärkte ist kaum zu überschätzen. Es handelt sich dabei um ein gemeinschaftliches „risikoloses Asset”, das jedem Kapitalmarkt als Orientierungspunkt zu Grunde liegen muss. Die von der EU nun begebenen Anleihen erfüllen diesen Anspruch und vollenden damit die finanzielle und wirtschaftliche Basis, die dem Euro bislang abgegangen ist. „Die politische Instabilität der USA und der fortgesetzte Einsatz der Währung als Waffe sorgen dafür, dass viele Länder sich nach Alternativen zum Dollar umsehen. Solange China kein Rechtsstaat ist, wird der Yuan den Dollar nicht beerben. Damit ist der Euro heute der einzige ernstzunehmende Herausforderer des Greenback”, so von Wallwitz.

Es sieht also gar nicht so schlecht aus für den alten Kontinent. Auch wenn von Wallwitz noch nicht auf eine neue Renaissance wetten würde, gibt es seiner Ansicht nach aber endlich wieder Gründe, optimistisch auf Europa zu blicken. (ah)

Foto: Dr. Georg Graf von Wallwitz / © Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement

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