“Es bleibt weiterhin enorm viel zu tun”

Wie verträgt sich Nachhaltigkeit mit Immobilien? Wo sind regulatorische Stellschrauben, an denen gedreht werden müsste? INTELLIGENT INVESTORS sprach mit André Zücker, seit März 2015 Mitglied der Geschäftsführung der KGAL Investment Management GmbH & Co. KG und in dieser Position verantwortlich für den Bereich Real Estate. 
9. Juli 2021
André Zücker - Foto: © KGAL

Wie verträgt sich Nachhaltigkeit mit Immobilien? Wo sind regulatorische Stellschrauben, an denen gedreht werden müsste? INTELLIGENT INVESTORS sprach mit André Zücker, seit März 2015 Mitglied der Geschäftsführung der KGAL Investment Management GmbH & Co. KG und in dieser Position verantwortlich für den Bereich Real Estate. 

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Zücker, wo stehen wir beim Thema Nachhaltigkeit bei Immobilienfonds?
André Zücker: Das Thema Nachhaltigkeit ist aus dem Immobilienfondsbereich nicht mehr wegzudenken. Kein Investorengespräch vergeht, ohne dass das Thema prominent diskutiert wird. Die Entscheidung gegen einen Assetmanager oder ein konkretes Produkt wird bereits heute immer häufiger auf Grundlage unzureichender ESG-Performance getroffen. Das ist ein Novum. Das Gegenteil, also eine Investitionsentscheidung ausschließlich aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten, ist dagegen realitätsfern, Rendite und Risiko sind nach wie vor ebenfalls entscheidende Kriterien.

Nachhaltigkeit hat sich also in relativ kurzer Zeit von einem Randaspekt zu einem klaren Ausschlusskriterium entwickelt. Entsprechend große Anstrengungen unternehmen Fondsmanager, um Nachhaltigkeitskriterien transparent aufzubereiten und zu reporten. Es fließen viele personelle und andere Ressourcen in die Optimierung der ESG-Bilanz, etwa in Form von Green-Building-Zertifizierungen oder in die Klimaneutralstellung ganzer Fondsprodukte. Das zunehmende Engagement der Branche ist erfreulich und die Fortschritte sind real. Wir befinden uns auf einem guten Weg, müssen unsere kollektiven Anstrengungen aber weiter verstärken.

INTELLIGENT INVESTORS: Was müsste, ggf. regulatorisch, noch auf den Weg gebracht werden, um das vielschichtige Thema zu pushen?
Zücker: Der EU Green Deal und die damit verbundene Taxonomie stellen eine solide Grundlage für die nachhaltige Weiterentwicklung der institutionellen Kapitalanlage und der Immobilienbranche dar. Denn klar ist: Es bleibt weiterhin enorm viel zu tun. Die Immobilienbranche gehört nach wie vor zu den größten CO2-Emittenten. Der regulatorische Anstoß war also in diesem Fall hilfreich und angemessen, um die Fondsbranche gerade auch im Immobiliensegment in Sachen Nachhaltigkeit weiter anzuspornen. Was jetzt am wichtigsten ist, ist die praktische Umsetzung der vereinbarten Klimaziele und ein transparentes Reporting der ESG- und Klimabilanzen – sowohl auf Unternehmens‑, als auch Portfolio- und Objektebene. Dafür braucht es breit akzeptierte Standards für bessere Vergleichbarkeit sowie schlicht mehr und schneller verfügbare Datensätze. Hier ist in erster Linie die Branche selbst gefordert, ihre Hausaufgaben mit Hilfe der Digitalisierung zu lösen.

INTELLIGENT INVESTORS: Greenwashing – Gefahr auch bei ESG-Immobilienfonds?
Zücker: Der Druck auf Manager, Verkäufer und Dienstleister, ihr jeweiliges Angebot als nachhaltig zu positionieren, ist zweifellos deutlich gestiegen. Das schafft bisweilen auch Anreize, unsauber zu rechnen, übertrieben zu werben oder irreleitend zu beschreiben. Stattdessen braucht es echte Anstrengung, fokussierte Due Diligence-Prozesse und erweiterte Reporting-Standards, um echten Mehrwert im Bereich Nachhaltigkeit zu schaffen. Greenwashing, also dem Vortäuschen einer guten Nachhaltigkeits-Bilanz eines Produktes oder Assets, müssen wir uns aber als gesamte Branche entschieden entgegenstellen. Doch lassen wir die Kirche im Dorf: Es handelt sich keineswegs um ein Massenphänomen, sondern eher um eine Randerscheinung.

INTELLIGENT INVESTORS: Wie positioniert sich die KGAL in diesem Kontext?
Zücker: Wir bei KGAL haben uns schon früh intensiv mit Fragen rund um Nachhaltigkeit in all seinen Facetten auseinandergesetzt. Bereits 2010 haben wir ein Unternehmensleitbild verabschiedet, das Umweltschutz explizit als strategisches Ziel für KGAL definiert. Unser Anspruch ist es nicht nur, nachhaltige Fondsprodukte aufzulegen und nachhaltige Portfolios aufzubauen und zu verwalten. Vielmehr geht es uns auch darum, unseren Beitrag zu einer insgesamt nachhaltigeren Welt zu leisten. Im Einklang damit unterzeichneten wir 2018 die UN PRI, die Grundsätze der Vereinten Nationen für verantwortungsvolles Investieren. Um Transparenz bezüglich unserer Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit sicherzustellen, verfassen wir jährlich einen ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht nach dem Berichtstandard des Deutschen Nachhaltigkeitskodex.

Auf Produktebene können wir auf unseren Fonds KGAL Wohnen Core 3- verweisen, der auf nachhaltige Wohnimmobilien abzielt. Zielinvestments sind u.a. energieeffiziente, sozial durchmischte und langfristige lebenswerte Quartiere in Deutschlands Großstädten. Für unseren aktuellen Renewables-Fonds ESPF 5, der OECD-weit in erneuerbare Energieerzeugung investiert, streben wir sogar den offiziellen Status als Impact-Fonds an. (ah)

André Zücker — Foto: © KGAL

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