„Ein Wechsel an der EZB-Spitze könnte den Ausblick verändern“

Durch die weiter anziehende Inflation könnte die US-Notenbank die geldpolitische Normalisierung beschleunigen, sagt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management. Die EZB hingegen dürfte ihren Kurs beibehalten – außer, Präsidentin Lagarde zieht es nach Paris.
4. April 2022
Foto: © Martin Muniz - stock.adobe.com

Durch die weiter anziehende Inflation könnte die US-Notenbank die geldpolitische Normalisierung beschleunigen, sagt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management. Die EZB hingegen dürfte ihren Kurs beibehalten – außer, Präsidentin Lagarde zieht es nach Paris.

„Die Inflation klettert weiter: Aufgrund der anziehenden Energiepreise stieg der Verbraucherpreisindex in der Eurozone auf mehr als 7 Prozent und in den USA auf über 8 Prozent. Das veranlasste die US-Notenbank dazu, eine vorgezogene Normalisierung ihrer Geldpolitik zu erörtern.

Die Währungshüter deuteten an, dass sie die Zinssätze auf den kommenden geldpolitischen Sitzungen Anfang Mai und Juni um jeweils 50 Basispunkte anheben könnten. Außerdem plant die Fed, ihre Bilanzsumme zu reduzieren. Daher besteht unseres Erachtens die Gefahr, dass die Märkte kurzfristig eine zu starke Straffung der Geldpolitik einpreisen.

In der Zwischenzeit hat sich die US-Renditekurve weiter abgeflacht. Einige Analysten leiten daraus ein erhöhtes Rezessionsrisiko für 2023 oder 2024 ab. Ebenso wie die Fed sind wir aber der Meinung, dass die US-Konjunktur – trotz einer Abschwächung im zweiten Quartal – weiterhin intakt ist.

In der Eurozone wird das Wachstum im zweiten Quartal vermutlich schrumpfen, selbst wenn Russland den Gashahn nicht zudreht.

Eine Änderung des geldpolitischen Pfades der Europäischen Zentralbank (EZB) ist indes unwahrscheinlich. Die Anhebung der Zinsen dürfte erst nach Beendigung der Anleihekäufe erfolgen, wir rechnen mit einem entsprechenden Schritt nicht vor Ende des dritten Quartals. Zu diesem Zeitpunkt wird die Inflation wahrscheinlich schon wieder sinken.

Ein Wechsel an der Spitze der EZB könnte natürlich die Aussichten verändern. Wir halten es für möglich, dass der französische Staatspräsident Emmanuel Macron nach den Wahlen jetzt im April – die er sehr wahrscheinlich gewinnen wird – die derzeitige EZB-Präsidentin Christine Lagarde zur Premierministerin machen möchte.

In diesem Fall wird unserer Meinung nach sehr wahrscheinlich ein deutscher Kandidat das Amt übernehmen. Das könnte angesichts der in Deutschland besonders großen Abneigung gegen die Inflation das Risiko einer aggressiveren EZB-Politik mit sich bringen.

Generell wird die Ungewissheit noch einige Zeit hoch bleiben. Daher ist es aus unserer Sicht sinnvoll, die Risiken zu begrenzen und sich bietende Chancen zu ergreifen. Anleger sollten vorsichtig sein: Es ist nicht immer klar, woher der nächste Dämpfer kommen könnte.“ (ah)

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