Generative Künstliche Intelligenz (GenKI) ist aktuell nicht nur eines der wichtigsten Investment-Themen. Sie dürfte die größte Investmentchance des nächsten Jahrzehnts bieten. Dabei sind nicht nur große US-TechFirmen wie die „Magnificent 7“ einen Blick wert. Denn gerade schnell wachsende Technologie-Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe bieten Opportunitäten. Doch es bedarf spezieller Fähigkeiten, um diese Chancen zu nutzen.
Die Adoption von Generativer Künstlicher Intelligenz in Wirtschaft und Gesellschaft schreitet in rasantem Tempo voran. Längst haben sich GenKI-Anwendungen weltweit in einer Vielzahl operativer Geschäftsprozesse etabliert. Zwischen Juni und September 2023 fand der Terminus „Künstliche Intelligenz“ in mehr als 30.000 Fällen Erwähnung in der Quartalsberichterstattung von Unternehmen – ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu lediglich 500 Nennungen im 1. Quartal 2022. Accenture Research führte dazu eine Analyse von mehr als 70.000 S&P Global Earnings Transcripts von 10.452 Unternehmen von Januar 2022 bis September 2023 durch.
KI prägt die Aktienmärkte
Auch am Kapitalmarkt wurde Generative Künstliche Intelligenz zu einem der wichtigsten Investment-Themen des Jahres 2023. Die sogenannten „Magnificent 7“ – bestehend aus den sieben größten Unternehmen im US-Aktien-Index S&P 500 – zeigten, angetrieben durch GenKI, im Jahr 2023 eine beeindruckende Performance von mehr als 100 %. Die notwendige Neugewichtung des Nasdaq 100 im gleichen Jahr führte einmal mehr vor Augen, wie gravierend KI die Aktienmärkte bereits in einem frühen Entwicklungszyklus prägte.
Fonds-Portfolio bereits 2022 positioniert
Seit langem verfolgen wir die Fortschritte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Wir sind überzeugt, dass KI auf Jahrzehnte hinaus in allen Sektoren der wichtigste Treiber für Innovation und fundamentale Veränderungen sowie die größte Investmentchance der kommenden Dekade ist. Dementsprechend haben wir das Portfolio unseres aktiv gemanagten Technologie-Aktienfonds BIT Global Internet Leaders 30 (ISIN: DE000A2N8127) bereits Ende 2022 entlang der Chancen und Risiken durch GenKI proaktiv angepasst. Seitdem umfasst die Titelauswahl einen hohen Anteil an Unternehmen, die führend im Bereich von GenKI in ihren Industrien sind. Das Fondsportfolio wurde unterjährig mehrfach rotiert und ermöglichte zu jedem Zeitpunkt, sowohl von der Massenmarktfähigkeit etablierter Technologien als auch vom hohen Entwicklungspotenzial aufstrebender Technologien wie GenKI und deren Adoptionssprüngen zu profitieren. Die Zusammensetzung des Fonds hebt sich damit stark von Benchmarks und konventionellen Technologiefonds ab, die häufig den Technologie-Mainstream abbilden.
Die Neuausrichtung zahlte sich aus: Der Fonds konnte mit seiner Gesamtjahresperformance 2023 von mehr als 75 % seine Peergroup hinter sich lassen. Mehr als 70 % der Rendite des Jahres 2023 sind auf GenKI-Gewinner im Portfolio zurückzuführen, die hervorragend für das beginnende KI-Zeitalter positioniert sind.
Transformative Kraft unverkennbar
Obwohl die kommerzielle Integration von GenKI noch in den Kinderschuhen steckt, ist ihre transformative Kraft schon jetzt unverkennbar. Die tiefgreifenden Produktivitätseffekte durch GenKI werden jedoch noch weitgehend unterschätzt. Und dies, obwohl sich aus der signifikanten Senkung der Kosten von Informationsgenerierung durch GenKI bereits heute ein enormer langfristiger Produktivitätsgewinn für die Weltwirtschaft ableiten lässt.
Welche Chancen ergeben sich hieraus für Anleger? Derzeit gibt es auf dem Aktienmarkt wenige „Pure Plays“ in Bezug auf Generative Künstliche Intelligenz. Doch durch den Adoptionssprung der Technologie ergeben sich Chancen für Profiteure aus verschiedenen Unternehmensgruppen. Dazu gehören Unternehmen, die Infrastruktur und Tools für das Training und die Nutzung von GenKI-Modellen bereitstellen. Zum anderen sind dies Modellanbieter bzw. horizontale Plattformen wie Open AI, die GenKI-Modelle entwickeln und betreiben, die von anderen Marktteilnehmern direkt genutzt oder adaptiert werden können. Darüber hinaus profitieren vertikale Anwender (Applikationen) als direkte Nutzer der GenKI-Technologie.
KI-Infrastrukturanbieter profitieren von fortschreitender Adoption
Infrastrukturanbieter sind tief in der Wertschöpfungskette der GenKI-Technologie verankert und profitieren direkt von deren Fortschritt und Verbreitung. Dies sind Unternehmen, etwa aus den Bereichen Cloud und Hardware, welche die notwendige Rechenleistung sowie Tools bereitstellen, um Modelle Generativer KI zu trainieren und anzuwenden. Ein Beispiel: Um das neuronale Netz hinter GPT‑4 zu trainieren, waren 22 Quadrillionen Rechenoperationen erforderlich. Herkömmliche Computerchips, die sequenziell eine Rechenoperation nach der anderen durchführen, können einen solchen Anspruch an Rechenleistung nicht erfüllen. Stattdessen sind leistungsfähigere Chips, sogenannte GPUs (Graphical Processing Units) erforderlich. Diese GPUs haben mehrere tausend Rechenkerne, die in der Lage sind, datenintensive Berechnungsschritte von GenKI-Modellen simultan zu erledigen. Für das Training und den Betrieb solcher Modelle werden Cluster aus mehreren tausend miteinander verbundenen GPUs benötigt. Beim Training von GPT‑4 kamen beispielsweise 25.000 Nvidia-GPUs des Typs A100 für 100 Tage zum Einsatz. Dies resultiert bei angenommenen Kosten von etwa 1 US-Dollar pro GPU pro Stunde in impliziten Trainingskosten von 60 Mio. US-Dollar.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Skalierung von KI-Modellen führen zu einer exponentiell steigenden Nachfrage nach weiterer spezialisierter Hochleistungs-Hardware, wie zum Beispiel KI-Servern. Mit steigendem Aufkommen erfolgreicher KI-Anwendungen übersteigt die benötigte Rechenleistung derzeit verfügbare Kapazitäten um ein Vielfaches. Diese Dynamik prognostiziert im Markt für KI-Server ein Wachstum von 30 bis 50 % pro Jahr, mit einem potenziellen Jahresumsatz von bis zu 185 Mrd. US-Dollar bis zum Jahr 2028.
Ausblick und Chancen 2024
Wir sind überzeugt, dass GenKI eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien der kommenden Dekade und darüber hinaus ist. Auch im Jahr 2024 dürfte sie das wichtigste Thema für Technologie-Investments sein. Um davon zu profitieren, wird es von Vorteil sein, weitere Gewinner auch jenseits der offensichtlichen Infrastrukturanbieter, insbesondere auf der Applikationsebene, aufzuspüren.
Einige der größten Gewinner dürften unter den Marktführern ihrer jeweiligen Industrie zu finden sein. Diese Unternehmen werden GenKI in bestehende sowie in neue Produkte und Funktionen integrieren. Dabei profitieren sie von ihrem breiten Kundenzugang sowie wertvollen Kundendaten, die mit Hilfe von GenKI noch besser ausgewertet, verarbeitet und monetarisiert werden können. Die über die Zeit aufgebauten Wettbewerbsvorteile, oft als “Economic Moats” (auf Deutsch: ökonomische Burggräben) bezeichnet, sichern diesen Unternehmen langfristig ihre führende Marktposition. Grundsätzlich werden Unternehmen, die Large Language Models (LLM) zum Beispiel in personalintensiven Bereichen wie Kundensupport effektiv integrieren, von niedrigeren Kosten profitieren und damit Margenverbesserungen erzielen.
In Anbetracht der Erwartung sinkender Zinssätze, einer robusten Wirtschaft sowie steigender Umsätze und Gewinne sehen wir ein weiterhin positives Marktumfeld für Technologiewerte. Trotz gestiegener Bewertungen im Vergleich zu den Tiefständen von 2022 erkennen wir auch abseits der etablierten Big-Tech-Unternehmen weiterhin interessante Investmentchancen. Dies gilt insbesondere für schnell wachsende Technologie-Unternehmen, die sich bisher unentdeckt vom breiten Markt auf einem klaren Weg zur Marktführerschaft befinden.
Autor: Jan Beckers,Gründer und CIO
BIT Capital