Defensive Professionals sollten sich nicht vom „Prinzip Hoffnung“ leiten lassen

In welchem Rendite-Risiko-Korridor entwickeln professionelle Investoren ihre Strategic Asset Allocation? Bei der Risikoeinschätzung kommt es aber aktuell auf mehr als auf einige kurzfristige Kennziffern. Besonders geopolitische Entwicklungen mit langfristigem Einfluss müssen beobachtet werden.
1. Juli 2020
Wall Street in Lower Manhattan, New York City, USA

Corona-Virus: Beispiel für völlig unwahrscheinliches Risiko

Als völlig unterschätztes Risiko hat sich beispielsweise eine gefährliche Epidemie wie das Corona-Virus herausgestellt. Neben der Vielzahl von Betroffenen hatte die Massenerkrankung auch erhebliche Folgen auf die Wirtschaft mit starken Rückgängen auf die internationalen Indizes. Experten hatten schon früh vermutet, dass der Corona-Virus der (chinesischen) Wirtschaft größeren Schaden insgesamt zu-fügen kann als der Ausbruch der Sars-Epidemie 2003. Der Ausbruch des Corona-Virus hat einmal mehr gezeigt, dass Anleger und Berater den Finger jederzeit am „Abzug“ haben müssen, um schnell auf Verwerfungen reagieren zu können – denn diese Verwerfungen können aus ganz unwahrscheinlichen Richtungen kommen. Wie eben eine Epidemie.

Auch können die Folgen des Brexit weiterhin nur erahnt werden. Fest steht aber wohl, dass es zu erheblichen Unsicherheiten und damit Risiken für die Kapitalmärkte kommen kann. Vor allem geht es dabei um die Frage, ob es ein Handelsabkommen geben wird – dieses war im Frühling noch nicht in Sicht. Und nicht zuletzt bestehen Sorgen vor der US-Präsidentschaftswahl im November. Die Chancen auf eine zweite Amtszeit Donald Trumps sind nach dem schnell abgeschmetterten Impeachment-Verfahren recht groß. Es ist davon auszugehen, dass in seiner zweiten Amtszeit die Stärke der Börsen eine eher untergeordnete Rolle spielen und andere Ziele im Fokus stehen werden.

Aktienquote bei defensiveren Mandaten geringhalten

Das sind wesentliche Faktoren für die Risikoneigung instituti-oneller Investoren und sollten eine wesentliche Rolle bei den Anlageentscheidungen einnehmen. Konkret bedeutet das, die Aktienquote gerade bei defensiveren Mandaten gering zu halten und zeitnah auf Verwerfungen reagieren, um Rückschläge an den Aktienmärkten schnell und beherzt zu begrenzen. Das „Prinzip Hoffnung“ ist für defensive Professionals definitiv kein guter Ratgeber. Dafür ist die Allokation in defensive Werte mit geringer Volatilität wichtig, die sich beispielsweise in einer ausgewogenen Gewichtung zwischen Total Return-Konzepten, Renten- und defensiven Mischfonds sowie Nachrang‑, Unternehmens- und Hochzinsanleihen.

Prioritätensetzung bei der individuellen Strategie

Der Fokus in der individuellen Risikoeinschätzung muss darin liegen, die jeweiligen Notwendigkeiten in der Geldanlage genau herauszuarbeiten. Wie viel Ausschüttungen werden zur Zweckerfüllung benötigt und wie hoch ist meine Verlustschwelle? Daraus ergeben sich die Strategic Asset Allocation und die benötigen Produkte und Anlageklasse für den Erfolg im fest definierten Rendite-Risiko-Korridor. Die Risikoeinschätzung lässt sich daher nicht an einer bestimmten Kenn-ziffer (Volatilität, Maximum Drawdown o. ä.) festmachen, sondern ist das Ergebnis eingehender Analysen und Prüfun-gen. Wichtig ist, ohne Scheuklappen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Autor: Thorsten Mohr,
Firmenmitgründer und geschäftsführender Gesellschafter Argentum Asset Management GmbH

 

 

 

Foto: © eyetronic

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