“Vorsichtig optimistisch lautet derzeit unsere Devise für die amerikanische Börse“

Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, blickt er auf die bislang positiv verlaufende US-Berichtssaison.
27. Februar 2024
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Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, blickt er auf die bislang positiv verlaufende US-Berichtssaison.

„…Die gute Börsenstimmung an der Wall Street wird zudem von einer Konjunktur getragen, die sich trotz der Leitzinsanhebungen der Jahre 2022 und 2023 überraschend robust zeigt. Das Bruttoinlandsprodukt legte im Schlussquartal 2023 um annualisiert 3,3 Prozent zu und übertraf damit deutlich die Schätzungen der Volkswirte, die im Durchschnitt mit 2,0 Prozent gerechnet hatten. Vor allem wird dieser Aufschwung von einer großen Breite an Komponenten getragen: vom privaten Konsum, den Exporten, den Staatsausgaben und den Investitionen der Unternehmen. Gleichzeitig geht die Inflation weiter zurück. Im Januar 2024 ist die Teuerungsrate auf 3,1 Prozent gesunken, nach 3,4 Prozent im Dezember 2023. Der Arbeitsmarkt zeigt sich ebenfalls robust. Die Arbeitslosenquote in den USA ist im Januar 2024 saisonbereinigt bei 3,7 Prozent geblieben…

Die Kehrseite dieses positiven Konjunkturbilds ist, dass die Zinssenkungseuphorie an den Märkten mittlerweile abkühlt. Derzeit wird erwartet, dass die amerikanische Notenbank Fed später mit Zinssenkungen in diesem Jahr 2024 beginnen und auch nur drei bis vier Zinssenkungen für dieses Jahr 2024 beschließen wird. Im vergangenen Jahr 2023 haben die Marktteilnehmer zeitweise mit bis zu sechs Zinsschritten beginnend im März 2024 gerechnet.

Als langfristig ausgerichtete Investoren bleiben wir trotz des Kursaufschwungs unserer Linie treu. Wir suchen nach „großartigen“ Unternehmen, deren Aktien zu einem angemessenen Kurs an den Märkten gehandelt werden. Unternehmen sind aus unserer Sicht „großartig“, wenn sie wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen anbieten, die sich am Markt gegen die Konkurrenz durchsetzen. Zudem muss die Eigenkapitalrendite langfristig die Eigenkapitalkosten übersteigen, da ein Unternehmen sonst keine Werte für uns Aktionäre schafft. Ein Unternehmen ist nach unserer Auffassung nur dann großartig, wenn es seine Vermögensgegenstände effizient einsetzt, hohe Umsätze generiert und eine maßvolle Verschuldung aufweist.

… Es ist unseres Erachtens falsch, derzeit von einer allgemeinen Bewertungsblase an den US-Börsen zu sprechen. Richtig aber ist, dass einige Segmente derzeit im Vergleich zu ihrer eigenen Historie teuer geworden sind… Der Kursaufschwung an den amerikanischen Aktienmärkten konzentriert sich bisher auf wenige Aktien, die berühmten „Magnificent Seven“: Apple, Microsoft, Meta, Nvidia, Tesla, Amazon und Alphabet. Diese Technologieaktien stehen für den Trend zur Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz und somit für einen Trend, den Anleger unserer Einschätzung nach nicht ignorieren sollten. Der Tech-Bereich, inklusive der Hersteller von Halbleitern, dürfte auf lange Sicht einen attraktiven Investmentbereich darstellen. Allerdings bereitet uns die hohe Konzentration auf diese Titel zunehmend Sorgen. Auch bei diesen Unternehmen gehen wir selektiv vor: In Tesla, das eine freie Cashflow-Rendite von weniger als einem Prozent aufweist, sind wir nicht investiert…

Infolge des Kursanstiegs und der sehr positiven Stimmung an den Märkten ist die Wahrscheinlichkeit eines kurzfristigen Rückschlags an den Aktienmärkten zuletzt gestiegen. Aktien sind unseres Erachtens ein gutes Investment, wenn Anleger einen sehr langfristigen Investmenthorizont von mindestens zehn Jahren haben und sie auch dann ruhig schlafen können, wenn der Markt durch volatile Phasen geht und wenn es nach den hohen Kursanstiegen seit Oktober 2023 etwas ruppiger an den Börsen werden sollte.“

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