Die Qualität des US-Marktes für High Yield hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Unternehmen mit einem BB-Rating – der höchsten Bonitätsstufe von High Yield-Anleihen – machen heute etwa die Hälfte des Marktes aus. Was dies für Anleger bedeutet, erläutert Peter Becker, Investment Director bei Capital Group.
„Mit der Entwicklung des High Yield-Marktes hat sich auch die Gesamtqualität des Anlageuniversums weiterentwickelt“, sagt Becker. Nehme man die Kreditratings als Referenz, so sei fast die Hälfte des US-High-Yield-Marktes jetzt mit BB bewertet, dem höchsten Qualitätsniveau. Auch bei den schwächsten Krediten sei ein Rückgang zu verzeichnen: Der Anteil der als höchst ausfallgefährdet eingestuften Anleihen – CCC und darunter – sei von 22 Prozent im Jahr 2008 auf heute 12 Prozent gesunken.
Zu den Faktoren, die zur Veränderung der Kreditqualität beigetragen haben könnten, gehören laut Becker:
1. Veränderte Finanzierungsmodelle für LBO und M&A
„Eine Erklärung für die längerfristige Qualitätsverschiebung ist, dass risikoreichere Finanzierungen für Fusionen und Übernahmen (M&A) und fremdfinanzierte Übernahmen (LBO) vom Hochzinsmarkt auf den Markt für fremdfinanzierte Kredite verlagert wurden“, so der Experte. Diese Verlagerung spiegele das veränderte makroökonomische und regulatorische Umfeld nach der globalen Finanzkrise wider. Dies wiederum habe die Geldgebern von LBOs und M&As dazu veranlasst, sich auf die potenziell niedrigeren Transaktionskosten und die schnellere Abwicklung an den Kreditmärkten zu konzentrieren.
2. Die Pandemie hat für mehr „Fallen Angels“ gesorgt
Der Anteil von BB-gerateten Anleihen in Hochzinsanleihenindizes sei im Jahr 2020 auf ein Rekordhoch von mehr als 50 Prozent geklettert. „Das ist auf einen Anstieg der pandemiebedingten ‚Fallen Angels‘ zurückzuführen“, erläutert Becker. „Darunter versteht man Anleihen, die von Investment-Grade auf Junk-Bond-Status herabgestuft wurden. Die Sektoren, die am unmittelbarsten von der Schließung von Volkswirtschaften beeinflusst wurden, waren am stärksten betroffen, darunter Automobil‑, Öl- und Gas- sowie Transportunternehmen.“ Bei den „Fallen Angels” handele es sich in der Regel um größere, multinationale Unternehmen im Vergleich zu den typischerweise kleineren Hochzinsunternehmen. Da sie keinen Zugang mehr zu den relativ niedrigen Finanzierungssätzen im Investment-Grade-Bereich hätten, bestehe für diese Unternehmen ein starker Anreiz, ihre Bilanzen zu sanieren und in den Investment-Grade-Bereich zurückzukehren. „Dies kann erhebliche Anlagechancen bieten, da Fallen Angels häufig besser abschneiden als neu emittierte Hochzinsanleihen“, betont der Experte. „Wir haben dies im Jahr 2022 mit einem starken Anstieg der ‚Rising Stars‘ gesehen.“ Darunter verstehe man Anleihen, die als „Junk” eingestuft seien, aber aufgrund von Verbesserungen der Kreditqualität des emittierenden Unternehmens zu „Investment Grade” werden könnten.
3. Survival of the fittest – die Schwächsten verlassen den Index
Die Pandemie habe zu einem sprunghaften Anstieg der Zahlungsausfälle geführt, wodurch schwächere Kredite aus den Indizes verschwunden seien. Doch genauso wie Fallen Angels in den Investment-Grade-Bereich zurückkehren können, könnten auch ausgefallene Unternehmen nach einer Umstrukturierung ihrer Schulden in den High-Yield-Bereich zurückkehren. Dies bedeute in der Regel, dass sich die Kreditqualität des Emittenten verbessert habe, obwohl dies nicht immer der Fall sei. Einige Unternehmen mit fragwürdigen Geschäftsmodellen und schlechten Bilanzen würden in Verzug bleiben oder sogar zu Serienschuldnern werden.
4. Überschaubare Fälligkeitsstrukturen
„Mit der Stärke der zugrundeliegenden Kredite ist auch die Laufzeit der ausstehenden Schulden verbunden“, resümiert Becker. „Zahlreiche Unternehmen, die viele hochverzinsliche Anleihen begeben hatten, haben sich in den letzten zehn Jahren umsichtig verhalten und die Zeit der niedrigen Zinsen genutzt, um ihre Schulden auslaufen zu lassen.“ Infolgedessen bleibe das Fälligkeitsprofil des Marktes in den nächsten zwei Jahren überschaubar.