Symbiose von Technologie und Gesundheit ist in vollem Gange

Wie essenziell das Thema Gesundheit ist, wurde allen während der Pandemie deutlich. Wie stehen nun, im Frühsommer 2022, die Vorzeichen für den Gesundheitssektor? Die II-Chefredaktion sprach hier mit Kai Brüning,  Senior-Portfoliomanager bei der Apo Asset Management GmbH.
27. Juni 2022
Kai Brüning, Senior-Portfoliomanager bei der Apo Asset Management GmbH

Wie essenziell das Thema Gesundheit ist, wurde allen während der Pandemie deutlich. Wie stehen nun, im Frühsommer 2022, die Vorzeichen für den Gesundheitssektor? Die II-Chefredaktion sprach hier mit Kai Brüning,  Senior-Portfoliomanager bei der Apo Asset Management GmbH.

INTELLIGENT INVESTORS: Das vergangene Jahr stand der Healthcare-/Gesundheitssektor im Zeichen der Impfstoffe. Herr Brüning, wie sieht 2022 dahingehend aus?
Kai Brüning: Die Impfstoffhersteller und die Unternehmen, die Therapien zur Eindämmung der COVID-Pandemie entwickeln, standen zwar häufig in den Schlagzeilen. Doch ihre Börsenwerte begannen sich schon im Sommer 2021 deutlich zu reduzieren. Mittlerweile gibt es mehrere zugelassene Impfstoffe und die Preise sollten weiter zurückgehen. Die mRNA-Impfstoffhersteller versuchen nun, ihr Alleinstellungsmerkmal weiterhin aufrecht zu erhalten, indem sie Kombinationsimpfstoffe entwickeln, die sowohl als COVID- als auch als Grippeimpfstoff fungieren. Wir haben hierzu erste klinische Daten gesehen, die durchaus vielversprechend sind. Diese und andere Impfstoffe zur Behandlung viraler Infektionen sind aktuell die vielversprechendsten Strategien der mRNA-Technologieanbieter. Die Entwicklung bei anderen Indikationen, z. B. der Onkologie, wird noch einige Zeit brauchen. Erst wenn es hier klinische Erfolge gibt, wird sich auch die Bewertung der Unternehmen auf eine neue Ebene bewegen.

II: Die Zinslandschaft ändert sich. Was bedeuten steigende Zinsen für den Gesundheitssektor?
Brüning: In den vergangenen 50 Jahren gab es sieben Zinserhöhungszyklen der US-Notenbank. In diesen Zyklen stiegen Aktien ebenfalls. Die historisch positive Aktienmarktentwicklung „trotz“ steigender Zinsen ist darauf zurückzuführen, dass Zinserhöhungen in der Regel in Phasen eines konjunkturellen Aufschwungs vorkommen. Das macht den Vergleich zum jetzigen Zyklus schwierig. Denn die hohe Inflation, auf die die Notenbanken reagieren, entsteht vermutlich eher durch einen Angebotsschock – ausgelöst durch hohe Energiepreise sowie gestörte Lieferketten– statt durch erhöhte Nachfrage. Betrachtet man den Gesundheitssektor isoliert, so zeichnet ihn eine weitestgehend stabile Nachfrage aus. Gesundheitsdienstleistungen und ‑produkte werden immer nachgefragt, egal in welchem konjunkturellen Umfeld man sich befindet.

II: Ist der US-Markt nach wie vor prägend und führend in diesem Sektor?
Brüning: Die USA geben laut OECD rund 17 % ihres Bruttoinlandsproduktes für Gesundheitsprodukte und ‑dienstleistungen aus. Das sind fünf bis sechs Prozentpunkte mehr als die Länder der EU aufwenden. Wenn man bedenkt, dass das absolute Niveau des Bruttoinlandsproduktes der USA 2020 laut Weltbank mit 20,9 Bio. US-Dollar rund ein Drittel über dem BIP der EU liegt, werden die Verhältnisse deutlich. Wo Geld ausgegeben wird, wird auch investiert. Die Gründerszene im Bereich Digital Health ist in Europa durchaus stark, aber das Kapital, das zur Verfügung steht, ist in den USA um ein Vielfaches höher. Ähnliche Relationen sind am Kapitalmarkt bei den börsennotierten Unternehmen zu beobachten. Der MSCI World Health Care Index als gängiger Index für am Kapitalmarkt notierte Gesundheitsunternehmen besteht zu ca. 72 % aus Unternehmen mit Sitz in den USA. Die Beispiele BioNTech und Valneva zeigen, dass exzellente europäische Unternehmen unbedingt den Börsengang in den USA anstreben, weil sie dort mehr potenzielle Investoren vorfinden.

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