Neue Impulse für den japanischen Aktienmarkt

Die Inflation ist nach Japan zurückgekehrt. Für das Land, das jahrzehntelang in einer Deflationsspirale gefangen war, ist das eine gute Nachricht. Die japanische Notenbank hat bereits entsprechend reagiert und June-Yon Kim, Lead-Portfolio Manager für japanische Aktien bei Lazard Asset Management, sieht erste Anzeichen dafür, dass sich auch die Denkweise in Unternehmen wie Privathaushalten zunehmend ändert. Er ist überzeugt: Mittel- bis langfristig dürfte sich dies positiv auf den japanischen Aktienmarkt und die japanische Wirtschaft im Allgemeinen auswirken.
18. April 2024
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Die Inflation ist nach Japan zurückgekehrt. Für das Land, das jahrzehntelang in einer Deflationsspirale gefangen war, ist das eine gute Nachricht. Die japanische Notenbank hat bereits entsprechend reagiert und June-Yon Kim, Lead-Portfolio Manager für japanische Aktien bei Lazard Asset Management, sieht erste Anzeichen dafür, dass sich auch die Denkweise in Unternehmen wie Privathaushalten zunehmend ändert. Er ist überzeugt: Mittel- bis langfristig dürfte sich dies positiv auf den japanischen Aktienmarkt und die japanische Wirtschaft im Allgemeinen auswirken.

Von der Deflation zur Inflation

„Die Bank of Japan (BoJ) hat in ihrer Sitzung im März endgültig einen Kurswechsel vollzogen und sich nach acht Jahren von ihrer Negativzinspolitik verabschiedet“, sagt Kim. „Das ist ein historischer Schritt, der signalisiert, dass die jahrzehntelange Deflation in Japan nun offiziell beendet ist.“ Die Kehrtwende der japanischen Notenbank sei ein erster Schritt in Richtung einer Normalisierung der japanischen Geldpolitik. Kim erwartet noch vor Jahresende eine weitere Zinserhöhung, möglicherweise sogar zwei.

Für ein Ende der Deflation in Japan sprächen auch die ersten Ergebnisse der diesjährigen Frühjahrslohnverhandlungen: „Die letztjährige Grundlohnerhöhung fiel mit 2,1 Prozent doppelt so hoch aus, als es die meisten Wirtschaftsexperten zuvor angenommen hatten“, sagt Kim. Entsprechend sei für dieses Jahr nur ein bescheidener Anstieg gegenüber dem Vorjahr erwartet worden. „Die ersten Verhandlungen deuten jedoch auch in diesem Jahr auf eine deutliche Grundlohnerhöhung von 3 bis 4 Prozent hin“, sagt Kim. „Derartige Lohnsteigerungsraten belegen, dass die japanische Wirtschaft beginnt, aus sich heraus die Inflation voranzutreiben, und sie rechtfertigen die Entscheidung der BoJ.“

Veränderungen im Investitions- und Konsumverhalten

Noch sei das Verhalten vieler Privathaushalte und Unternehmen in Japan geprägt von einem deflationären Mindset. „Doch in dem Maße, in dem sich diese Denkweise nun ändert, dürften wir auch Veränderungen im Konsum‑, Investitions- und Sparverhalten beobachten“, so Kim. „Dies wiederum wird langfristig wahrscheinlich erhebliche Auswirkungen auf den japanischen Aktienmarkt und die japanische Wirtschaft im Allgemeinen haben.“

Kim und seine Teamkollegen hätten bereits deutliche Veränderungen im Verhalten japanischer Unternehmen beobachten können, zum Beispiel wenn es um Fusionen und Übernahmen gehe. So habe im Dezember letzten Jahres Nippon Steel die Übernahme von US Steel angekündigt; im Januar habe Sekisui House den amerikanischen Hausbauer MDC Holdings aufgekauft und im Februar Renesas Electronics die Übernahme von Altium angekündigt. „Dabei handelt es sich um Transaktionen im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar, die durch Schulden finanziert werden. Das zeigt, dass die betroffenen Unternehmen strategisch darüber nachdenken, wie sie ihr Geschäft ausbauen können, und dass sie bereit sind, dabei gewisse Risiken einzugehen“, so der Experte. Bemerkenswert sei auch die deutliche Beschleunigung der Investitionsausgaben japanischer börsennotierter Unternehmen im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr. „Auch in diesem Jahr dürften die Investitionsausgaben weiter steigen“, so Kim.

Das Investitionsverhalten der Privathaushalte ändere sich ebenfalls. Dies sei zuletzt Anfang des Jahres deutlich geworden. Im Januar hatte die japanische Regierung den Maximalbetrag, den Privatanleger im Rahmen des nationalen Aktienspar-Programms NISA (Nippon Investment Savings Account) in Aktien und Indexfonds investieren können, von 1,2 Millionen Yen auf 3,6 Millionen Yen angehoben und zugleich den Steueraufschub, der zuvor auf fünf Jahre begrenzt gewesen war, dauerhaft gewährt. In der Folge hätten sich die Zuflüsse in das Programm noch im gleichen Monat im Vergleich zu 2023 annähernd verdreifacht. Dies gehe aus einer Auswertung von fünf großen japanischen Internet-Brokern hervor.

Gute Aussichten für japanische Aktien

Der Übergang der japanischen Wirtschaft von der Deflation zur Inflation, aber auch die Verbesserung der Corporate Governance japanischer Unternehmen, die zu einer besseren Kapitaleffizienz und höheren Aktionärsrenditen geführt hätte, stimmen Kim optimistisch: „Wir sind sehr zuversichtlich, was die mittel- und längerfristigen Aussichten für japanische Aktien betrifft“, so der Experte.

Seit Anfang 2024 hätten sich japanische Aktien in lokaler Währung und sogar in US-Dollar trotz der Abwertung des Yen gut entwickelt, und dennoch lägen die Terminpreis-Gewinn-Bewertungen immer noch in etwa auf der Höhe des Zehnjahresdurchschnitts. „Bestimmte Bereiche des Marktes scheinen den Fundamentaldaten voraus zu sein. Insgesamt sind die Bewertungen am japanischen Aktienmarkt jedoch weiterhin überzeugend“, erklärt der Experte.

Nachdem die japanischen Aktienmärkte zuletzt neue Höchststände erreicht hätten, könne ein Rücksetzer nicht ausgeschlossen werden. „Angesichts der äußerst positiven strukturellen Veränderungen, die sich derzeit vollziehen, wäre gerade dies jedoch eine ausgezeichnete Gelegenheit für Anleger, ihre Portfoliogewichtung in japanischen Aktien zu überdenken und gegebenenfalls aufzustocken“, so Kim abschließend.

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