Nachhaltig, flexibel, renditestabil: Private Debt wird zur Assetklasse des Jahrzehnts

Private Markets haben die Investmentlandschaft seit der letzten Finanzkrise vor 14 Jahren grundlegend verändert. Laut der Unternehmensberatung McKinsey sind aktuell fast 10 Bio. US-Dollar in Private Markets investiert. Diese Dynamik dürfte sich weiter fortsetzen, darauf deuten jüngste Marktdaten hin: Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Fundraising in 2021 wieder um fast 20 % an. Innerhalb des Segments hat sich insbesondere Private Debt als besonders widerstandsfähig erwiesen.
16. September 2022

Private Debt als wichtige Säule der Mittelstandsfinanzierung

Diese Faktoren sowie die regulatorischen Änderungen, die nach der globalen Finanzkrise 2008 Banken neue Kapitalanforderungen auferlegten, haben in den vergangenen zehn Jahren zu einer drastischen Verschiebung bei der strukturellen Kreditvergabe hin zu Private Debt geführt. Während Banken 2013 noch fast 70 % der Mittelstandsfinanzierung leisteten, waren es 2021 nur noch 11 %, die Differenz wurde durch Direktkredite gedeckt. Laut Daten von McKinsey hat sich die Wachstumsrate des investierten Volumens in den vergangenen letzten zehn Jahren so um das Dreifache gesteigert. Institutionelle Anleger haben ihre Allokationen erhöht oder sich neu an diesem Markt beteiligt, um von den höheren Renditen, stabilen Erträgen oder der geringeren Volatilität über Marktzyklen hinweg zu profitieren.

2022 scheinen sich die wirtschaftlichen Bedingungen erneut zu ändern. Der anhaltende Inflationsdruck hat die Unsicherheit an den Märkten erhöht. Das sehr weite Spektrum innerhalb von Private Markets bietet institutionellen Investoren auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit Ertragschancen. So bieten vor allem volatilere Junior Debt Produkte auch in einem Umfeld mit steigenden Zinsen attraktive Illiquiditätsprämien. Die Gefahr einer höheren und länger anhaltenden Inflation könnte zudem zu einer steigenden Nachfrage nach variabel verzinslichen Anleihen (Floating Rate Notes) gegenüber festverzinslichen Anlagen führen. Bei steigendem Euribor geht bei diesen Produkten auch die Rendite nach oben. Weil Private Market Produkte nicht dem üblichen Markt folgen, sind sie zudem weniger volatil und können eine stabilisierende Wirkung auf das Portfolio haben. Und die Vielfalt der Private Debt Varianten, von Mittelstands- über Real Estate bis Infrastrukturfinanzierung, ermöglicht es Anlegern, Portfolios mit einem wesentlich besseren Risikoprofil aufzubauen, als das beispielsweise bei Wertpapieren möglich wäre.

Aufbau nachhaltiger Portfolios

Ein weiterer grundlegender Wandel, der das künftige Wachstum von Private Debt-Märkten zwangsläufig begünstigt, ist der weltweite Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Das verdeutlichen drei Schlüsselfaktoren:

  • Erstens besteht eindeutig Bedarf an Infrastruktur für eine grüne Wirtschaft – seien es Offshore-Windkraft, Wasserkraft oder auch schnellere Bahnverbindungen und Breitbandlösungen. Für den Aufbau sind neben öffentlichen Zuschüssen auch private Finanzmittel erforderlich.
  • Zweitens wurde in vielen Industrieländern eine ganze Reihe neuer Vorschriften eingeführt, die Pensionskassen, Versicherungsunternehmen, Vermögensverwalter und institutionelle Investoren dazu verpflichten, die wichtigsten ESG-Risiken zu identifizieren und nachhaltige Anlagen zu fördern. Diese Investoren müssen Anlagemöglichkeiten finden, die sowohl auf eine umweltschonende Wirtschaft einzahlen als auch ihre Renditeziele erfüllen. Private Debt-Investments können beide Seiten dieser Gleichung erfüllen.
  • Und schließlich fordern Kunden immer häufiger eine bessere Überwachung der ESG-Risiken in ihren Portfolios sowie eine klare Tendenz der Endanleger zu nachhaltigeren Anlagen. Um neue Mandate zu gewinnen, müssen institutionelle Investoren nachweisen, aktiv gegen den Klimawandel vorzugehen und ihre Verpflichtungen an die unternehmerische und soziale Verantwortung ernst nehmen.

Auf den Märkten für börsennotierte Unternehmen und festverzinsliche Wertpapiere werden die ESG-Risiken derzeit genau geprüft. Auch bei Private Markets wird es immer wichtiger, Umweltziele nachzuverfolgen. Die Vielfalt, die Private Debt so attraktiv macht, schafft hier Herausforderungen, denn die Bewertung der ESG-Risiken, etwa von Infrastrukturanlagen, ist eine ganz andere als die bei der Kreditvergabe an den Mittelstand. Um diese Herausforderung aufzulösen, hat BNP Paribas Asset Management ein umfassendes ESG-Rahmenwerk geschaffen, das dabei hilft, transparentere ESG-Praktiken in dieser Branche zu fördern.

Private Debt gewinnt bei institutionellen Investoren an Bedeutung

Die Bedeutung von Private Markets und insbesondere Private Debt-Investments dürften in den kommenden Jahren in der Asset-Allokation institutioneller Investoren weiter zunehmen. Das wird durch eine Push-/Pull-Dynamik unterstützt. Auf der einen Seite die Unternehmen, die sich stärker auf flexiblere und innovativere Kreditströme stützen. Auf der anderen Seite ein großer Investoren-Kreis, der vielseitige Anlagemöglichkeiten mit attraktiven Risiko-Rendite-Profilen sucht. Das steigende Bewusstsein für nachhaltige Investitionen wird die Privatmärkte in den kommenden Jahren für Investoren zusätzlich attraktiver machen. Die Herausforderung wird künftig darin bestehen, die optimalen Chancen dafür zu finden. Dazu bedarf es effektiver Partnerschaften mit Vermögensverwaltern, die ihr lokales Umfeld und ihre Regionen genau kennen.

Autor: Hagen Schremmer
CEO
BNP Paribas Asset Management

Autor: Andreas Mittler
Senior Sales Specialist Private Debt & Real Assets
BNP Paribas Asset Management

Foto: © ako photography — stock.adobe.com

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