Letzte Chance für eine Zinserhöhung

Mit Blick auf die heutige EZB-Sitzung befasst sich Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees von Carmignac, mit dem Dilemma der Zentralbank und erklärt, warum seiner Meinung nach eine Zinserhöhung am wahrscheinlichsten ist.
13. September 2023
Foto: © Martin Muniz - stock.adobe.com

Mit Blick auf die heutige EZB-Sitzung befasst sich Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees von Carmignac, mit dem Dilemma der Zentralbank und erklärt, warum seiner Meinung nach eine Zinserhöhung am wahrscheinlichsten ist.

„Der Ausgang der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag ist besonders ungewiss. Die Anleihemärkte schätzen die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Anhebung der Leitzinsen um 0,25 Prozent auf 4 Prozent als sehr gering ein.

Gründe zu Pausieren…

Viele Indikatoren zeigen, dass der geldpolitische Transmissionsmechanismus in der Eurozone gut funktioniert. Jüngste Wirtschaftsveröffentlichungen deuten darauf hin, dass sich die Konjunkturabschwächung, die vor allem das verarbeitende Gewerbe betraf, nun auch auf den Dienstleistungssektor auswirkt. Der Anstieg der Zinssätze und der Kapitalkosten belastet die Investitionen. Der europäische Verbraucher hat seine Absicht bekundet, mehr zu sparen und sich bei größeren Anschaffungen zurückzuhalten. Und die steuerliche Unterstützung nimmt ab.

… und Gründe für eine Anhebung

Und doch ist der Inflationsgeist noch nicht wieder in der Flasche. Es wird erwartet, dass die Kerninflation bis Ende des Jahres mit 4 Prozent flirtet (basierend auf unserer eigenen Schätzung) und bis 2025 bei über 2 Prozent bleibt (basierend auf den Projektionen der EZB). Die Mehrheit der Mitglieder des EZB-Rates ist besonders darauf bedacht, eine potenziell dissonante Botschaft zu vermeiden.

Diese Woche ist die letzte Gelegenheit für die EZB, die Zinssätze zu erhöhen, zumal die geldpolitischen Entscheidungen von Projektionen der EZB-Mitarbeiter über den erwarteten Verlauf von Wachstum und Inflation begleitet werden. In Anbetracht der von den Wirtschaftsindikatoren signalisierten Verschiebung dürften letztere nach unten korrigiert werden. In einem “stagflationären“ Umfeld in der Eurozone bezieht sich die Sorge der EZB eher auf die Inflations- als auf die Wachstumsfront – auch weil ihr offizielles Hauptmandat sich auf die Preisstabilität konzentriert.

Daher wird die Frankfurter Institution besonders wachsam sein, um die Erwartung einer möglichen (kurz- bis mittelfristigen) künftigen geldpolitischen Lockerung zu verhindern. Dies würde die Inflationserwartungen anheizen, zumal diese seit Juli gestiegen sind. Und der jüngste Anstieg der Ölpreise wird dabei nicht helfen, da er an die Verbraucherpreise weitergereicht wird.

Wir gehen daher davon aus, dass die EZB ihre restriktive Haltung gegenüber der Inflation beibehalten und die Schraube ein letztes Mal anziehen wird, bevor sie eine Bewertungspause einlegt. Wir gehen davon aus, dass sie die Zinssätze um 0,25 Prozent anheben wird. Auch der Abbau der Bilanz dürfte schneller als erwartet erfolgen, da bis Ende des Jahres eine Verlangsamung der Reinvestitionen aus dem PEPP-Programm angekündigt werden könnte.“

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