KI ist eine der zentralen Schlüsseltechnologien der Zukunft

Die ersten Wochen 2024 sind ins Land gezogen. Werden die Aktienmärkte weiter ihre Rallye fortsetzen? Wenn ja, welche Sektoren, Teilbereiche oder Technologien könnten zu den Outperformern dieses Jahr gehören? In Mannheim traf die II-Chefredaktion Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group, um über strategische Weichenstellungen im Portfolio zu sprechen.
25. März 2024
Christophe Braun - Foto: Copyright Capital Group

Die ersten Wochen 2024 sind ins Land gezogen. Werden die Aktienmärkte weiter ihre Rallye fortsetzen? Wenn ja, welche Sektoren, Teilbereiche oder Technologien könnten zu den Outperformern dieses Jahr gehören? In Mannheim traf die II-Chefredaktion Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group, um über strategische Weichenstellungen im Portfolio zu sprechen.

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Braun, auch im ersten Quartal des laufenden Jahres treibt Investoren die Frage nach dem Börsenverlauf in den kommenden Monaten um. Viele Indizes sind rückblickend gut gelaufen. Ist hier noch Luft nach oben?

Christophe Braun: Um diese Frage zu beantworten, hole ich etwas aus. Zunächst einmal sollten wir festhalten und uns vor Augen führen, dass der breite Markt keineswegs die große Wachstumsdynamik mit ansteigenden Kursen durchlebt hat wie vielleicht angenommen. Mitnichten. Es waren insbesondere wenige Highflyer aus dem Techbereich, beispielhaft die Magnificent 7, deren Kurse sehr gut gelaufen sind. Vor diesem Hintergrund ist Luft nach oben vorhanden, insbesondere für Sektoren und Titeln, die in der Vergangenheit zurückgeblieben sind.

II: Um es zu präzisieren, gibt es denn bei diesen wenigen US-Outperformern noch Kursfantasie?

Braun: Kurse und Bewertungen sind nur Momentaufnahmen. Sicherlich waren die größten US-Technologieaktien in Form der Magnificent 7 die stärksten Kurstreiber 2023, was aber im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass ihr Potenzial nun ausgeschöpft ist. So steigert die durch KI ausgelöste Hightech-Revolution die Produktivität auf breiter Front und bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Insofern könnten die Gewinner des vergangenen Jahres durchaus, da sie von strukturellen Umbrüchen profitieren, auf der Überholspur bleiben. Viele von ihnen sind in der Lage, auch in einem konjunkturschwächeren Umfeld neue Wachstumsfelder zu erschließen, die zuvor noch im Verborgenen waren.

II: Den Aspekt der Künstlichen Intelligenz (KI) möchte ich später nochmal aufgreifen. Bleiben wir für einen Augenblick beim großen Bild. In China hat das Jahr des Drachen begonnen. Man nimmt das Riesenreich jetzt etwas anders wahr, Probleme treten verstärkt zutage. 

Braun: Absolut. Dem Vernehmen nach steckt Chinas Wirtschaft in einer Krise. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt erholt sich nach dem Ende der Corona-Pandemie langsamer als erwartet. Die chinesische Konjunktur rutschte in eine Deflation. Sowohl Verbraucher- als auch Erzeugerpreise sind gesunken. Die anhaltend schwache Konsumnachfrage und die Probleme auf dem Immobilienmarkt belasten. Doch das Land abzuschreiben wäre verkehrt. Nehmen sie nur die E‑Mobilität als Beispiel. E‑Autos aus China sind sozusagen auf der Überholspur. Insofern ist diese makroökonomische Sicht zwar hilfreich, aber wir schauen genauer hin und spüren Trends auf, die Bestand haben. Übrigens zahlt sich hier auch aktives Management ganz eindeutig aus.

II: Guter Punkt. Hat China die europäischen Autohersteller in Sachen Elektrofahrzeuge bereits abgehängt?

Braun: China hat derzeit mit etwa 60 % der weltweiten Produktion in Sachen E‑Mobilität die Nase vorn. Nirgendwo auf der Welt sind bereits so viele Elektroautos unterwegs wie in China. Allerdings haben die deutschen Autobauer bei E‑Autos zuletzt Boden gutgemacht. Was leiten wir daraus ab? Es ist nicht ausgemacht, dass China diesen Vorsprung ewig behält. Es liegt an uns respektive der EU, handlungsfähig zu bleiben, den Vorsprung zu vermindern und der E‑Mobilität auf dem europäischen Kontinent zum Durchbruch zu verhelfen. Wir dürfen nur nicht den Anschluss verpassen. Und wir sollten auch nicht vergessen, dass europäische Automobilhersteller zudem ein langes und ruhmreiches Erbe besitzen, auf dem sie aufbauen können.

II: Wir haben das Thema KI bereits gestreift. Viele reden darüber, ein regelrechter Hype. Eine disruptive Technologie, die vielfältig einsetzbar ist.

Braun: Und wir stehen erst am Anfang der Entwicklung. Unternehmen setzen KI auf vielfältige Weise ein, um ihre Effizienz zu steigern, Zeit zu sparen und auch Kosten zu senken. Mit den kontinuierlichen Fortschritten wird KI somit schnell zu einer wertvollen Ressource für Unternehmen aller Branchen. In der Summe bringt uns die KI enorme Erleichterungen im Alltag. Wir lenken unseren Fokus auf jene Unternehmen, die von dieser Technologie profitieren – Nutznießer der KI. Künstliche Intelligenz ist eine der zentralen Schlüsseltechnologien der Zukunft – auch im Bereich des Gesundheitswesens. Sie kann dazu beitragen, Krankheiten früher zu erkennen und Menschen besser zu versorgen. Also rundum in vielen Bereichen eine klare Win-Win-Situation, auch für Endnutzer und Patienten.

II: Die Diskussion um die Investmentstile ist nicht neu. Value-Aktien vor der Aufholjagd, war unlängst wieder zu lesen. Wie schätzen Sie das vor dem Hintergrund des bereits Gesagten ein?

Braun: Die Diskussion ist zu verkürzt und geht am Kern vorbei. Wer definiert, ob eine Aktie in den einen oder anderen Bereich fällt? Und ist die einmal getroffene Kategorisierung für immer unantastbar? Wir tätigen Investitionen in Unternehmen, die uns aufgrund eines Bündels an Faktoren nachhaltig überzeugen. Die Fokussierung auf den Preis bzw. niedrigen Kurs greift zu kurz. So können wir nach gründlicher Analyse und Abwägung auch mal einen eher klassischen Wachstumstitel mit ins Portfolio aufnehmen. Und umgekehrt. „Value“ und „Growth“ stehen sich nicht diametral gegenüber und sind nicht unvereinbar. Für uns als Stockpicker zählt letztlich die Qualität des Unternehmens. Jene, die mit frischen Ideen und Innovationen um die Ecke kommen. Auf der anderen Seite präferieren wir auch die Firmen, die solide Bilanzen vorweisen und die vor allem jetzt nicht zu sehr unter den hohen Zinsen leiden.

II: Die vergangenen Jahre an den Kapitalmärkten waren herausfordernd. Für die Industrie aber auch den Anleger gleichermaßen. Viele scheuen das Risiko, suchen ihr Glück im Geldmarkt. Wie sehen Sie das? 

Braun: Diversifikation ist und bleibt ein Muss, gerade in unsicheren Zeiten. Wie erwähnt haben manche Aktientitel eine unglaubliche Rallye hingelegt, andere hinken hinterher. Es kann Ihnen niemand mit Sicherheit vorhersagen, wie sich die Kurse entwickeln. Hier hilft beispielsweise der Blick auf intakte strukturelle Trends, deren Wachstumspotenzial auch kriselnde Jahre überdauern und die mitunter sogar gestärkt daraus hervorgeben. Es ist unheimlich wichtig für Anleger, gerade auch mit Blick auf die Altersvorsorge, an den Kapitalmärkten breit zu investieren. Ich verweise gerne auf unsere Capital Group New Perspective Strategie, die bereits seit mehr als 50 Jahren erfolgreich am Markt ist.

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter